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Pentagon beginnt Syrien-Gespräche mit Moskau

19. September 2015

Während die ersten russischen Kampfflugzeuge in Syrien eintreffen, versucht das Pentagon sich mit Moskau über das Vorgehen im Kriegsgebiet abzustimmen. Eine Eskalation soll auf jeden Fall verhindert werden.

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US-Verteidigungsminister Ashton Carter (foto: reuters)
Bild: Reuters/Y. Gripas

Nach langem Schweigen auf militärischer Ebene haben die USA und Russland wieder Kontakt auf höchstem Niveau aufgenommen. Verteidigungsminister Ashton Carter (Artikelfoto) habe mit seinem Kollegen Sergej Schoigu telefoniert, teilte das Pentagon mit. Wichtigstes Thema des Gesprächs sei die Entwicklung in Syrien gewesen, wo die Russen ihre militärische Position ausbauen und sich nun auch für eine Entsendung von Bodentruppen offen zeigen.

Währenddessen berichteten "New York Times" und "Wall Street Journal", dass der Kreml vier Jagdflugzeuge vom Typ Sukhoi Su-27 in die syrische Küstenstadt Latakia verlegt habe. Sie berufen sich auf hochrangige Beamte von Regierung und Pentagon. Demnach hatte Russland die Präsenz auf dem Luftwaffenstützpunkt in den vergangenen Wochen massiv verstärkt, zum Beispiel durch Kampf- und große Transporthubschrauber. Mehr als 20 mal hätten Condor-Transporter Waffen und andere Ausrüstung eingeflogen.

Eiszeit wegen Ukraine-Konflikt

Das Gespräch der beiden Verteidigungsminister wurde auch in Moskau bestätigt. Es verlief nach Angaben des Pentagons "konstruktiv". Es war das erste Mal seit seinem Amtsantritt im Februar dieses Jahres dass Carter direkten Kontakt mit Schoigu hatte. Die USA hatten den Militärdialog mit Moskau im März 2014 wegen der Ukraine-Krise eingefroren. Am Donnerstag aber erklärte sich Washington wegen des Syrien-Konflikts zu Gesprächen auf Militärebene bereit. Moskau hatte zuvor nach Angaben von US-Außenminister John Kerry derartige bilaterale Militärgespräche vorgeschlagen.

Gemeinsame Front gegen IS?

Hauptthemen bei dem Telefonat der Verteidigungsminister waren nach Angaben des Pentagons der Kampf gegen die Extremistenorganisation "Islamischer Staat" (IS) sowie Vorkehrungen, wie mögliche Zwischenfälle zwischen Truppen beider Länder vor Ort vermieden werden könnten. Die USA fliegen mit internationalen Partnern Luftangriffe gegen den IS in Syrien und im Irak. Zugleich drängen sie auf eine Ablösung des syrischen Staatschefs Baschar al-Assad, der von Moskau militärisch unterstützt wird.

Am Freitag zeigte sich die russische Führung generell sogar offen für eine Entsendung von Truppen in das Bürgerkriegsland, sollte das Assad-Regime darum bitten. "Wenn es eine Anfrage gibt, würde diese natürlich diskutiert und geprüft im Rahmen unserer bilateralen Kontakte", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow laut der Nachrichtenagentur Ria Nowosti. Solange eine solche Anfrage nicht erfolgt sei, sei eine Diskussion darüber aber "hypothetisch", schränkte er ein.

Moskau Teil des Problems oder Teil der Lösung?

Das Auswärtige Amt in Berlin äußerte sich skeptisch zur Rolle Moskaus: "Wir haben die Sorge, dass das unabgestimmte militärische Vorgehen Russlands gegenwärtig eher den Prozess bei der Frage des Einstiegs in einen politischen Prozess in Syrien erschwert", sagte Außenamtssprecherin Sawsan Chebli. Ein Ausweg aus der Syrien-Krise sei ohne Russland aber kaum möglich. Moskau sei einer "der zentralen Akteure, wenn es darum geht, den Bürgerkrieg in Syrien zu beenden".

Zu Beratungen über den Syrien-Konflikt kommt US-Außenminister Kerry an diesem Sonntag nach Berlin, wo er mit Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sprechen will.

SC/uh (afp, dpa, APE, NYT)