Lieber treu ergeben als erfahren: Trumps künftiges Kabinett
Am 20. Januar 2025 wird Donald Trump alter und neuer US-Präsident. Sein künftiges Kabinett hat er jetzt schon benannt. Oberstes Einstellungskriterium: absolute Loyalität. Ein Überblick über die wichtigsten Personalien.
J.D. Vance - Vizepräsident
Einst war der 40-jährige Vance gegen Trump. Er nannte ihn einen "Idioten", privat sogar einmal "Amerikas Hitler". Doch kurz darauf war Trump plötzlich "der beste Präsident, den ich je erlebt habe" - nachdem dieser dem früheren Buchautoren geholfen hatte, Senator von Ohio zu werden. Trumps Vize sieht sich als Vertreter der "Neuen Rechten". Der Ex-Marine ist gegen Abtreibung und Ukrainehilfen.
Marco Rubio - Außenminister
Auch Floridas Senator hatte sich früher einmal gegen Trump gestellt - und ihn als "Dritte-Welt-Diktator" bezeichnet. Davon ist heute nichts mehr zu hören. In seinen außenpolitischen Ansichten hat Rubio viel mit Trump gemein: Der Sohn kubanischer Einwanderer steht für eine härtere Gangart gegenüber China, gilt als ausgesprochen pro-israelisch und drängt auf ein schnelles Ende des Ukraine-Krieges.
Pete Hegseth - Verteidigungsminister
Hegseth und Trump kennen sich - vom TV. Als Moderator der Trump-freundlichen Fox News hatte der 44-Jährige Trump während dessen erster Präsidentschaft oft interviewt. Politische Vorerfahrung hat Hegseth kaum; den Militärdienst leistete er im Irak und in Afghanistan. Hegseth gilt als pro-israelisch. Frauen im Militär sieht er skeptisch, Armee-Programme zur Gleichbehandlung will er zurückschrauben.
Mike Waltz - Nationaler Sicherheitsberater
Über 20 Jahre war der bisherige Abgeordnete in Florida Soldat, nahm auch an Kampfeinsätzen in Afghanistan teil. Mike Waltz gilt als "Falke" mit harten außenpolitischen Positionen. Mit China befänden die USA sich in einem "neuen Kalten Krieg"; Waltz ist zwar im Grundsatz für Ukraine-Hilfen, fordert aber ein strategisches Umdenken: Europa müsse sich daran deutlich stärker beteiligen als bisher.
Tulsi Gabbard - Geheimdienstkoordinatorin
Auch ihre Nominierung löste Empörung aus: Tulsi Gabbard zeigt Verständnis für Russlands Angriff auf die Ukraine und verbreitete mehrfach unkritisch russische Propaganda. Zuletzt war die Ex-Demokratin eine scharfe Kritikerin der Biden-Regierung - gerade in Bezug auf deren Ukraine-Hilfen. Ihre Ernennung zur neuen US-Geheimdienstkoordinatorin wurde sogar vom russischen Staatsfernsehen gelobt.
Scott Bessent - Finanzminister
Der 62-jährige Hedgefonds-Manager soll in seiner Schlüsselposition Trumps Wahlkampf-Versprechen wie Steuersenkungen und neue Importzölle umzusetzen. Damit wird sein künftiges Vorgehen deutliche Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben. Scott Bessent hatte Trumps umstrittene Vorschläge immer wieder verteidigt.
Howard Lutnick - Handelsminister
Strafzölle und andere protektionistische Maßnahmen fallen künftig in seinen Aufgabenbereich: Der 63-jährige Lutnick ist schwerreicher Chef eines Finanzdienstleisters und ein bekennender China-Kritiker. Peking wirft er unter anderem vor, mithilfe des Schmerzmittels Fentanyl die USA von innen heraus zerstören zu wollen. Elektroautos hält er für "elitären Unsinn". Kryptowährungen will er stärken.
Doug Burgum - Innenminister
Der 67-Jährige war bislang Gouverneur im von Ölförderung und Landwirtschaft geprägten North Dakota und gilt als wirtschaftsnah. Als Innenminister soll er auch den Vorsitz eines neu zu schaffenden "Nationalen Energierates" übernehmen. Gleichzeitig obliegt ihm die Verantwortung über die US-Nationalparks - nach dem Willen Trumps sollen diese für eine stärkere Öl- und Gasförderung geöffnet werden.
Pam Bondi - Justizministerin
Die 59-Jährige ist Trumps zweite Wahl. Er hat sie nominiert, nachdem sein Wunschkandidat Matt Gaetz einen Rückzieher machte. Gegen Gaetz wurde unter anderem ermittelt, weil er Sex mit einer Minderjährigen gehabt haben soll. Pam Bondi, ehemalige Generalstaatsanwältin von Florida, hat etwa Trumps Falschbehauptung verbreitet, er sei bei der Präsidentenwahl 2020 um den Sieg betrogen worden.
Kristi Noem - Heimatschutzministerin
Die Gouverneurin von South Dakota gilt als konservative Hardlinerin. In einem Buch schrieb sie einst, dass sie ihre Hündin erschoss, weil diese "untrainierbar" gewesen sei. Sie wolle damit zeigen, dass sie auch bereit sei - wenn nötig - "schwierige, schmutzige und hässliche Entscheidungen zu treffen". Als Heimatschutzministerin soll sie nun den Kampf gegen illegale Einwanderung koordinieren.
Tom Homan - Grenzschutzbeauftragter
Als Direktor der US-Einwanderungsbehörde war Homan in Trumps erster Amtszeit verantwortlich für die äußerst umstrittene Nulltoleranzstrategie gegenüber Einwanderern an der mexikanischen Grenze. 2014 hatte er erklärt, die Trennung von Kindern von ihren Eltern sei ein "wirksames Mittel zur Abschreckung illegaler Grenzübertritte". Nun soll er erneut mit harter Hand gegen illegale Migration vorgehen.
Chris Wright - Energieminister
"Drill, Baby, drill!" Konzernchef Wright ist ganz nach Trumps Geschmack. Er glaubt nicht an die Klimakrise, den Kampf der Demokraten gegen die Erderwärmung verglich er mit dem Sowjet-Kommunismus. Wright leitet eine Ölfirma, ist ein Verfechter fossiler Brennstoffe. 2019 trank er einmal vor laufender Kamera Fracking-Flüssigkeit, um zu zeigen, dass diese Gas-Fördermethode unschädlich sei.
Sean Duffy - Verkehrsminister
Noch ein Fernsehmoderator schafft den Sprung in Trumps Kabinett: Auch Sean Duffy machte Karriere bei Fox News, zuvor war er republikanischer Kongressabgeordneter aus Wisconsin. Jetzt soll er laut Trump als Verkehrsminister "das goldene Zeitalter des Reisens einläuten." Von CO2-Einsparungen oder Elektromobilität ist dabei keine Rede. Vielmehr soll Duffy den US-internen Luftverkehr wieder stärken.
Scott Turner - Bau- und Stadtentwicklung
Der frühere Football-Profi hatte bereits in der ersten Trump-Regierung einen Rat für Wirtschaftsförderung geleitet. Künftig müsste der 52-Jährige die Sozialwohnungen, Mietzuschüsse und Gutscheinprogramme für mehr als 4,3 Millionen einkommensschwacher Familien verantworten. Seine politische Karriere war von der Tea Party-Bewegung unterstützt worden. Turner wäre der erste Schwarze im Kabinett.
Brooke Rollins - Landwirtschaftsministerin
Die 52-Jährige und Trump sind schon lange politisch verbunden. Rollins ist die Gründerin des America First Policy Institute, das sich der Förderung von Trumps Agenda widmet. Während dessen erster Amtszeit war sie zeitweise Leiterin des Domestic Policy Council, der den Präsidenten innenpolitisch berät. Sie werde, so Trump, die "Farmer zu schützen, die das Rückgrat unseres Landes sind".
Robert F. Kennedy Jr. - Gesundheitsminister
Er ist bekennender Impfgegner und in der Vergangenheit auch wegen der Verbreitung von Falschmeldungen über die COVID-Pandemie aufgefallen: Robert F. Kennedy Jr., ein Neffe des 1969 ermordeten demokratischen Ex-Präsidenten John F. Kennedy. Noch im Wahlkampf bezeichnete Trump ihn als "dümmstes Mitglied des Kennedy-Clans" - jetzt hält er ihn für schlau genug für den Posten des Gesundheitsministers.
Dave Weldon - Chef der Gesundheitsbehörde CDC
Der 71 Jahre alte Arzt und frühere Abgeordnete soll zwar kein Regierungsamt verantworten, jedoch den Schutz der öffentlichen Gesundheit. Mit dieser Aufgabe entsprechen die CDC in etwa dem deutschen Robert Koch-Institut. Während der ersten Trump-Regierung sollen wissenschaftliche Berichte des CDC zur COVID-19-Pandemie aus politischen Gründen abgeändert oder auch ganz blockiert worden sein.
Linda McMahon - Bildungsministerin
Eigentlich wollte Trump ihren neuen Posten abschaffen, jetzt steigt sie doch als Bildungsministerin in den Ring: Die 76-Jährige McMahon war jahrelang Geschäftsführerin der Wrestling-Federation WWE, nun soll sie die USA "zur Nummer eins bei Bildung in der Welt" machen. Trump lobte seine langjährige Wahlkampf-Großspenderin als "leidenschaftliche Verfechterin der Rechte von Eltern".
Susie Wiles - Stabschefin im Weißen Haus
Bis vor kurzem kannte sie kaum jemand: Dabei arbeitet Wiles schon seit 40 Jahren für die Republikaner: als Strategin im Hintergrund. Sie war Mitglied im Wahlkampfteam von Ronald Reagan, managte später die Kampagnen der Florida-Gouverneure Rick Scott und Ron deSantis. Und den Präsidentschaftswahlkampf von Donald Trump. Alle gewannen. Jetzt wird die stramme Konservative Stabschefin - als erste Frau.
Elon Musk - Berater für "Regierungseffizienz"
Fast schon unterwürfig blickt der milliardenschwere Unternehmer Musk zu Donald Trump auf - ob das wohl so bleiben wird? Trump hat den X- und Tesla-Chef zu seinem Berater für "Regierungseffizienz" gemacht - er soll die Ausgaben radikal kürzen. Trump lobt Musk regelmäßig über den grünen Klee. Doch Musk ist in erster Linie Unternehmer. Ob er Trumps harten Kurs gegenüber China auf Dauer mitgehen wird?