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Urs Schaub: Das Gesetz des Wassers

Wim Abbink31. März 2007

Merkwürdige Sachen passieren in der idyllischen Westschweiz rund um Murten. Ex-Kommissar Tanner bekommt es mit angeschwemmten Kühen, verschwunden Japanern und mit der Mafia zu tun.

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Leise plätschert der See. Am gegenüber liegenden Ufer dehnt sich der sanfte Weinhügel Mont Vully, während Schloss und Ringmauer des Städtchens Murten die Silhouette bilden. Der sinnliche und melancholische Ermittler Simon Tanner will in der Idylle nur das mysteriöse Verschwinden seines Großvaters 1941 aufklären, als tote Kühe angeschwemmt werden - Vorboten noch abgründigerer Verbrechen. Zunächst stirbt ein Japaner in einem zwielichtigen Etablissement und seine Leiche verschwindet. Danach wird eine tote Japanerin nackt in einem Brunnen gefunden. Schließlich muss es Ex-Kommissar Tanner auch noch mit der Mafia aufnehmen.

Buchcover: Urs Schaub - Das Gesetz des Wassers

Liebe zur Grenzhaftigkeit

Am Murtensee schlugen die Eidgenossen 1476 das Heer von Herzog Karl dem Kühnen, indem sie zahlreiche Söldner in den See trieben. "Burgunderblut" nennen es seither die Einheimischen, wenn eine Rotalge das Wasser purpur zu färben scheint. "Mich fasziniert der Murtensee, denn er ist idyllisch und archaisch zugleich. Wunderschön und hochdramatisch", sagt Urs Schaub. Der in Basel geborene Schriftsteller liebt "das Grenzhafte", denn Murten ist eine überwiegend deutschsprachige und protestantische Enklave im welschen und katholischen Kanton Fribourg. Der 54-Jährige hatte am Ort lange ein Domizil und siedelt nach "Tanner" (2003) nun zum zweiten Mal einen Kriminalroman and diesem Ort an.

Mann im Dornbusch

Schaub ist eigentlich ein Mann des Theaters, was einige lobende Kritiker seinem plastisch formulierten Erstling auch angemerkt haben wollen. Er war Schauspieldirektor und Regisseur in Darmstadt und Bern, Gastprofessor in Berlin. Heute leitet der Sohn einfacher Eltern die Kaserne Basel - ein Forum für die freie Theater- und Musikszene. Das Spektrum in seinem ambitionierten, aber auch humorvollen neuen Krimi reicht von Familie, Schweizkritik, Bankwesen und NS-Politik bis hin zu Religion, Sex, Essen, Japan und Shakespeare. Mit Dürrenmatt, Mankell und David Lynch wurde Schaub verglichen. Doch bei "Das Gesetz des Wassers" wäre weniger zum Teil mehr gewesen.

Existenzielle Fragen bewegen Schaub seit der Pubertät. Seit jeher beschäftigt ihn der Gedanke an Gott. Für ihn ist Gott allerdings ein Bild, das sich Menschen schufen, um das Leben auszuhalten. Diese Haltung versteckt er auch im Buch nicht. So ist der einzige Zeuge des Verbrechens ein verrückter Mann, der in einem dornigen Gebüsch lebt. Der sieht den Untergang der Stadt voraus und verkündet, dass es einen himmlischen Vater nicht gebe. Er erklärt dem Ermittler: Diejenigen, die "man in ihrem Wesen erkannt und geliebt hat, muss man selber weiterleben. So geht nichts verloren."

Der Schriftsteller Urs Schaub Porträt
Urs Schaub am MurtenseeBild: picture-alliance/ dpa/dpaweb

Urs Schaub sagt, er habe heute sein Glück gefunden. Zwar begreife er manchmal nicht, "was ich bisher in meinem Leben gemacht habe." Doch zur Zeit lebe er "in einer guten Beziehung" und freue sich an seinem kleinen zweijährigen Sohn, seinem zweiten nach einem mittlerweile längst erwachsenen. Tiefgründige Verbindungen bilden im Werk des Autors schließlich auch "Das Gesetz des Wassers" - als Gesetz des Lebens.

Urs Schaub
Das Gesetz des Wassers
Pendo, 2006
ISBN 3-86612-078-8
EUR 19,90