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Politik

"Unser Bruder hat uns verlassen"

16. Dezember 2018

Nach dem Anschlag von Straßburg ist ein weiteres Opfer seinen schweren Verletzungen erlegen, wodurch die Totenzahl auf fünf steigt. Der Pole soll ein noch schlimmeres Blutbad in der französischen Stadt verhindert haben.

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Frankreich - nach Anschlag in Straßburg
Bild: picture-alliance/dpa/M. Murat

"Unser Bruder Barto Pedro Orent-Niedzielski hat uns eben verlassen", gab seine Familie am Sonntagabend auf Facebook bekannt. Der polnische Staatsbürger wohnte seit rund 20 Jahren in Straßburg. Er ist das fünfte Todesopfer des Anschlags vom vergangenen Dienstag.

Laut einem Bericht der Zeitung "Gazeta Wyborcza" soll der 36-Jährige verhindert haben, dass der Attentäter noch mehr Menschen töten konnte. Orent-Niedzielski habe am Abend des Anschlags mit mehreren Bekannten vor einem Musikclub in der Nähe des Weihnachtsmarkts gestanden, um eine Zigarette zu rauchen. Als die Männer den Schützen erblickten, hätten sie sich ihm in den Weg gestellt und die Tür verschlossen. Sonst hätte es womöglich ein noch größeres Blutbad gegeben - so wie im November 2015 im Pariser Konzertsaal Bataclan, merkte "Gazeta Wyborcza" unter Berufung auf Augenzeugen an.

"Soldat" des IS?

Der mutmaßliche Attentäter Chérif Chekatt war am Donnerstagabend nach einer zweitägigen Großfahndung auf der Flucht erschossen worden. Es verdichten sich die Hinweise, dass er ein Anhänger der Terrormiliz IS war. Nachdem ihn der "Islamische Staat" posthum bereits als einen ihrer "Soldaten" bezeichnete, sagte nun auch Chekatts Vater in einem TV-Interview, sein Sohn habe der Propaganda des IS geglaubt. Der 29-Jährige wurde auch in zwei Anti-Terror-Verzeichnissen der französischen Regierung geführt und vom Geheimdienst überwacht.

Frankreich Fahndungsfoto Straßburg-Attententäter Cherif Chekatt
Mit diesem Plakat war nach Chekatt gefahndet wordenBild: picture-alliance/abaca/PN

Vier festgenommene Angehörige Chekatts wurden inzwischen aus dem Polizeigewahrsam entlassen, wie die Pariser Staatsanwaltschaft bestätigte. Demnach konnte seinen Eltern und zwei Brüdern nichts zur Last gelegt werden. Außerdem hatten die Ermittler drei weitere Personen aus Chekatts Umfeld in Gewahrsam genommen. Zwei von ihnen kamen am Wochenende ebenfalls wieder auf freien Fuß. Eine Person wurde am Sonntag weiter von Anti-Terror-Ermittlern befragt.

wa/ust (dpa, afp, rtr)