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Politik

Ungarn lässt russisches Vakzin "Sputnik V" zu

21. Januar 2021

Nach internationalen Standards gibt es noch keinen Beleg für die Wirksamkeit des russischen Corona-Impfstoffs. Die Regierung in Budapest greift dennoch zu.

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Russland Corona-Pandemie | Impfstoff Sputnik V
Die Entwickler des russischen Impfstoffs "Sputnik V" versprechen eine Wirkquote von mehr als 90 ProzentBild: Sergei Bobylev/TASS/dpa/picture alliance

Als erstes EU-Land hat Ungarn eine Notfallzulassung für den russischen Corona-Impfstoff "Sputnik V" erteilt. Der Kabinettschef des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban, Gergely Gulyas, verknüpfte die Ankündigung mit einer Kritik an der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA. Diese treffe ihre Entscheidungen zur Eindämmung der Pandemie "unglücklicherweise überaus langsam".

Ungarn will nach eigenen Angaben auch großflächig einen weiteren Impfstoff einsetzen, der vom chinesischen Pharmariesen Sinopharm angeboten wird. Vorerst würden jedoch nur "Sputnik V" und der Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers AstraZeneca gespritzt, hieß es. Eine offizielle Genehmigung des Zentrums für Nationale Volksgesundheit (NNK) stehe noch aus. Weder "Sputnik V" noch der - in Großbritannien bereits zugelassene - Wirkstoff von AstraZeneca ist von der EMA bisher freigegeben. Die Vorschriften der EMA gestehen nationalen Behörden von EU-Staaten jedoch zu, Impfstoffe in Notfällen selbst zuzulassen.

Ungarn Corona-Pandemie | Gergely Gulya
"Die EMA ist überaus langsam": Ungarns Kabinettschef Gergely Gulyas (Archivbild)Bild: Attila Volgyi/Xinhua/picture alliance

Russland hatte über die Verfügbarkeit des Vakzins "Sputnik V" bereits im August informiert. Zu diesem Zeitpunkt lagen allerdings keine Berichte über klinische Studien nach internationalen Standards vor, was Kritik ausgelöst hatte. Die Entwickler versprechen eine Wirksamkeit bei mehr als 90 Prozent der Geimpften. In Russland haben nach offiziellen Angaben mehr als anderthalb Millionen Menschen das Präparat erhalten.

Merkel bietet Russland Kooperation an

Bundeskanzlerin Angela Merkel stellte Moskau derweil eine gemeinsame Produktion oder Anwendung des russischen Impfstoffs in Aussicht, sofern "Sputnik V" von der EMA zugelassen werde. Über alle politischen Differenzen hinweg könne man in einer Pandemie im humanitären Bereich zusammenarbeiten, sagte Merkel. Sie habe auch die Unterstützung des bundeseigenen Paul-Ehrlich-Instituts angeboten. Der Chef des staatlichen russischen Direktinvestmentfonds, Kirill Dmitrijew, sagte bei einer Online-Pressekonferenz, über eine mögliche Produktion von "Sputnik V" in Deutschland werde bereits diskutiert.

jj/uh (dpa, afp)