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UNESCO unterbricht Tagung in Istanbul

Miriam Karout16. Juli 2016

Felsmalereien, Grabsteine und ein Bewässerungssystem - China, Spanien und der Iran dürfen sich über ihr neues Welterbe freuen. Wegen des Putschversuchs in der Türkei wurde die Welterbe-Tagung zunächst ausgesetzt.

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Die Ruinenstadt von Nalanda im Osten Indiens (Copyright: picture-alliance/dpa/R.Raj)
Jetzt auch UNESCO-Weltkulturerbe: die Ruinenstadt von Nalanda im Osten IndiensBild: picture-alliance/dpa/R.Raj

Drei Tage wollte die UNESCO in Istanbul beraten, welche der 13 Nominierten sich in Zukunft mit dem Titel "Weltkulturerbe" schmücken dürfen. Dann wurde das Komitee von dem Putschversuch in der Türkei überrascht und setzte seine Sitzungen vorerst aus. An diesem Sonntag ssind die Beratungen wieder aufgenommen worden.

Über Twitter verriet die UN-Kulturorganisation am Freitag die ersten Neuzugänge auf der Kulturerbe-Liste:

Die Megalithgräber Dólmenes de Antequera in Spanien dürfen sich nun zum Weltkulturerbe zählen. Die Stein-Gräber gehören zu den bedeutendsten ihrer Art in Europa und bilden mit dem Dolmen de Viera und dem Tholos von El Romeral ein wichtiges Ensemble der neolithischen Architektur.

Aus Griechenland wurde das antike Philippi aufgenommen. Noch heute finden im Theater der römischen Ruinen regelmäßig Aufführungen antiker Stücke statt.

Als "Stećci" bezeichnet man mittelalterliche Grabsteine, die man häufig in Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Serbien und Montenegro findet. Viele werden auf das 14. und 15. Jahrhundert datiert. Die Länder hatten sich zusammen um den Titel beworben - und wurden mit ihrem Antrag aufgenommen.

Das persische Qanat-Bewässerungssystem im Iran gehört seit heute auch zum Weltkulturerbe. Das System von Brunnen und Kanälen gilt vor allem der Bewässerung in Wüstengebieten.

Aus dem Süden Chinas wurden die Felsmalereien der Kulturlandschaft am Hua Shan und am Fluss Zuo Jiang zum Weltkulturerbe ernannt. Die Malereien stammen aus dem fünften Jahrhundert v. Chr. bis zum zweiten Jahrhundert n. Chr. Sie veranschaulichen das Leben und die Rituale des Volks der Luoyue.

Außerdem wurde die Ruinenstadt von Nalanda im Osten Indiens aufgenommen. Dort befand sich einst eine große buddhistische Universität.

Auch neu auf der Liste des Weltkulturerbes: die archäologische Stätte von Ani in der Türkei.

Nan Madol ist eine Ruinenstadt der Föderierten Staaten von Mikronesien im pazifischen Ozean. Die Stadt wurde auf mehr als 90 künstlich angelegten Inseln auf einem Korallenriff errichtet. Die neu ernannte Welterbestätte wurde aber auch gleich auf die Liste der gefährdeten Welterbestätten gesetzt.

Libyen und Syrien: Weltkulturerbe in Gefahr

Nan Madol ist nicht die einzige Stätte, deren Erhalt in Gefahr ist: Fünf Welterbestätten in Libyen zählen nun auch dazu. Grund dafür sei die Instabilität des Landes im Norden Afrikas, teilte das Welterbekomitee am Donnerstag während der Tagung in Istanbul mit. Bewaffnete Gruppen befänden sich unmittelbar in den Welterbestätten oder in direkter Umgebung. Außerdem seien einige Welterbestätten in Libyen bereits beschädigt und man befürchte deren Zerstörung. Zum gefährdeten Welterbe in Libyen gehören die Ruinen der griechischen Kolonie Kyrene, die Römerstadt Leptis Magna sowie die Altstadt der Oase Ghadamis.

Bürgerkriege und die Terrormiliz "Islamischer Staat" stellen eine grundsätzliche Gefährdung für alle Welterbestätten im Nahen Osten dar. Das UNESCO-Komitee erklärte am Dienstag, dass man über die Zerstörung der Welterbestätten in Syrien höchst besorgt sei.

Le Corbusier: deutsche Hoffnung auf Weltkulturerbe

Über fünf Nominierungen zum Weltkulturerbe wurde noch nicht entschieden. Darunter ist auch ein Antrag, den Deutschland gemeinsam mit Argentinien, Belgien, Frankreich, Indien, Japan und der Schweiz eingereicht hat: das architektonische Werk von Le Corbusier. Der schweizerisch-französischen Architekt und Stadtplaner lebte von 1887 bis 1965 und hat auch zwei Häuser in der Stuttgarter Weissenhofsiedlung gebaut.


Die 40. Sitzung der UNESCO-Welterbekommission tagte seit dem 10. Juli in Istanbul. Die Sitzung sollte eigentlich bis zum 20. Juli andauern. Entschieden werden sollte nicht nur über das Weltkulturerbe, sondern auch über Nominierungen zum UNESCO-Naturerbe und Nominierungen zum kombinierten Natur- und Kulturerbe. Wann die Tagung fortgesetzt wird, ist unklar.