Was Karikaturisten über den Ukraine-Krieg denken
Der Krieg in der Ukraine versetzt die Welt in Aufruhr. Auch Karikaturisten von Afghanistan bis Australien haben mit spitzer Feder darauf reagiert.
Eine Mutter namens Krieg
Gevatter Tod hält Putin fest im Arm und päppelt ihn auf. Für den Italiener Paolo Lombardi hat der Krieg im russischen Präsidenten das ideale Ziehkind gefunden. Die Schmeißfliegen warten schon auf die nächsten Opfer.
Unterwegs mit dem Navi
Der Tod sitzt am Steuer, der Teufel liest die Straßenkarte. Als unschlagbares Team navigieren sie Putin direkt zum III. Weltkrieg. In dessen Augen lodert schon das Feuer. So aussichtslos interpretiert der Niederländer Tjeerd Royaards die aktuelle Lage. Ob das Navi sich noch umprogrammieren lässt?
Evolution der Waffen
Man sollte meinen, die Menschheit hätte über die Jahrtausende dazugelernt und würde friedlich zusammenleben. Doch entwickelt hat sich aus Sicht des usbekischen Zeichners Makhmud Eshonkulov nicht der Intellekt, sondern nur die Qualität der Waffen. Der Neandertaler schwang im Kampf noch die Keule, heute ist ein Soldat mit High-Tech-Präzisionsgewehr ausgestattet.
Modernes Waffenarsenal
Doch Kriege werden längst nicht mehr nur mit herkömmlichen Waffen geführt, Propaganda an allen Fronten gehört ebenso dazu. Ob Twitter, Facebook oder Instagram: Über Social Media kann man wunderbar Fake News unters Volk bringen, findet der Kubaner Miguel Morales. Das Schlimme daran: Meist werden die angeblichen Fakten nicht hinterfragt.
Hungriges Russland
Litauen gehörte einst - genau wie die Ukraine - zur mächtigen Sowjetunion, bis es 1990 seine Unabhängigkeit erklärte. Doch in den ehemaligen "Bruderstaaten" weiß man, wie Russland tickt. Nicht nur der Karikaturist Kazys Kęstutis Šiaulytis befürchtet, dass Putins Machthunger sich auch auf andere Länder ausdehnt.
Nein zum Krieg
Die Afghanen wissen selbst aus leidvoller Erfahrung, was Krieg im eigenen Land bedeutet. Shahid Atiqullah macht in seiner Karikatur Anleihen beim norwegischen Künstler Edvard Munch. Der schuf 1893 das Gemälde "Der Schrei": Hier ist das entsetzte Gesicht als Kommentar auf die zerbombten Städte in der Ukraine zu verstehen.
Zukunftsperspektive
Auf den ersten Blick weckt auch diese Karikatur des Rumänen Marian Avramescu Assoziationen zu einem berühmten Künstler, nämlich dem Niederländer M.C. Escher. Er zeichnete Objekte, die jeder Logik widersprechen und perspektivisch unmöglich sind. Auch die Ukraine schien angesichts der russischen Übermacht keine Perspektive zu haben - aber sie hat die Welt eines Besseren belehrt.
Liebe statt Krieg
Seitdem Russlands Armee die Ukraine überfallen hat, protestieren Menschen auf der ganzen Welt gegen den brutalen Angriffskrieg. Vergebens, meint die Türkin Menekşe Çam. Weder Despoten noch der Tod lassen sich von Friedensaktivisten beeindrucken; das hat die Geschichte oft genug gezeigt.
Lieber zur NATO
Lange stand die Ukraine dem "Brudervolk" in Russland nahe. Doch die Eigenständigkeit des Landes passte schon lange nicht mehr in Putins Weltbild, der sie als Teil eines Großrussischen Reiches sieht. Für Amer aus den Vereinigten Arabischen Emiraten ist es also kein Wunder, dass die kleine Ukraine begehrlich nach der NATO schielt. Doch Russland will ihr diesen Wunsch keinesfalls durchgehen lassen.
Globale Bedrohung
Aus Sicht des Tansaniers Popa geht es in diesem Krieg nicht nur um die Ukraine, sondern um globale Machtansprüche. Russland droht der westlichen Welt mit einem Atomkrieg, sollte sie sich weiter einmischen. Bei den USA verfängt die Ankündigung nicht: Sie könnten sofort zum Vergeltungsschlag ausholen. Rund um den Globus herrscht Angst, dass wirklich jemand auf den Roten Knopf drücken könnte.
Verhandlungen à la Putin
Auf diplomatischem Parkett versuchen Politiker westlicher Länder alles, um den russischen Präsidenten an den Verhandlungstisch zu bringen. Putins lange Tafel, an der er seine internationalen Besucher auf Abstand hält, hat auf der ganzen Welt für Befremden gesorgt. Aus Sicht des deutschen Zeichners Agostino Tale zählt für den selbstverliebten Putin nur Putins Credo: Die Ukraine darf es nicht geben.
Dr. Octoputin am Energiehebel
Bei seinen Verhandlungen mit dem Westen hat der russische Präsident ein gewichtiges Argument: Viele europäische Länder sind von russischen Gas und Öl abhängig. "Dr. Octoputin", wie ihn Rodrigo aus Macao/China sieht, sitzt am längeren Hebel. Trotz aller Sanktionen beziehen Deutschland und andere Länder immer noch Energie aus Russland - und finanzieren damit Putins Kriegskasse.
Flüchtlinge erster Klasse?
Scharenweise fliehen die Ukrainer vor dem Krieg, und Europa nimmt sie mit offenen Armen auf. An den Grenzen werden sie einfach durchgewunken. Bei aller Sympathie für die Flüchtlinge fragt sich der philippinische Zeichner Zach, ob da nicht mit zweierlei Maß gemessen wird und sie aufgrund ihrer hellen Hautfarbe einreisen dürfen? Denn normalerweise schottet sich die Europäische Union hermetisch ab.
Chinesische Überlegungen
In Australien fühlt man sich seit Jahren von China bedroht, das die Vormachtstellung im Südpazifik anstrebt und mehrfach signalisiert hat, sich Taiwan einverleiben zu wollen. Laut Zeichner Broelman beobachtet der Panda genau, ob der russische Bär sich am ukrainischen Honig verschluckt und vom Bienenvolk vertrieben wird. Wenn nicht, könnte er ja in einem anderen Topf sein Glück versuchen...
"The War Believed Dead - Der totgeglaubte Krieg" heißt die internationale Karikaturen-Ausstellung zum Ukraine-Krieg, die in Dortmund im digitalen Schaufenster des Comic-Schauraums rund um die Uhr zu sehen ist - und das noch bis bis zum 30. Juni 2022. Die 58 Cartoons aus 28 Ländern können Sie sich auch hier ansehen: