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Konflikte

Aktuell: Selenskyj fordert Sicherheit für Saporischschja

18. August 2022

Präsident Selenskyj fordert die UN auf, für Sicherheit im Atomkraftwerk Saporischschja zu sorgen. Die russische Luftwaffe versucht, Kampfflugzeuge und Hubschrauber auf der Krim in Sicherheit zu bringen. Unser Überblick.

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Ukraine Atomkraftwerk Saporischschja
Blick auf das ukrainische Atomkraftwerk SaporischschjaBild: Konstantin Mihalchevskiy/SNA/IMAGO

Das Wichtigste in Kürze:

  • Selenskyj: AKW Saporischschja soll entmilitarisiert werden
  • Dreiertreffen Selenskyj, Guterres und Edogan in Lwiw
  • Ukrainischer Geheimdienst: Russische Kampfflugzeuge von der Krim weggebracht
  • Kiew fordert "Demontage" einer wichtigen Krim-Brücke
  • Ukraine stellt sich auf Luftangriffe zum Nationalfeiertag ein
     

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj besteht darauf, dass die russischen Truppen die Besetzung des Atomkraftwerks in Saborischschja beenden. Zudem fordert er, die Vereinten Nationen müssten für die Sicherheit dieses strategischen Objekts sorgen. Die Regierung in Moskau weist bislang auch international gestellte Forderungen nach einer entmilitarisierten Zone um das AKW zurück. Dies sei "inakzeptabel", erklärte das Außenministerium in Moskau. Das Verteidigungsministerium sprach davon, das AKW herunterzufahren, sollte es weiterhin beschossen werden. Die Kriegsparteien machen sich gegenseitig für den anhaltenden Beschuss der Anlage verantwortlich. Nach einem Treffen Selenskyjs mit UN-Generalsekretär Antonio Guterres und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Lwiw erklärte Guterres, dass alle Truppen um das Gelände des AKW Saporischschja abgezogen werden sollten.

Handschlag von Erdogan, Selenskyj und Guterres vor den Fahnen der Türkei, der Ukraine und der UN
Gespräche über Saporoschschja und Getreidelieferungen: Selenskyj, Erdogan (l.) und Guterres (r.)Bild: Evgeniy Maloletka/AP/picture alliance

Guterres appellierte an die Kompromissbereitschaft Russlands und der Ukraine, um den Fluss der Getreidetransporte sicherzustellen. Die UN und die Türkei hatten eine Einigung zwischen den beiden Kriegsgegnern vermittelt, nach der der Abtransport von ukrainischem Weizen über das Schwarze Meer wieder aufgenommen wurde. "Es gibt keine Lösung für die globale Nahrungsmittelkrise, ohne den weltweiten Zugriff auf ukrainische und russische Lebensmittel und Dünger sicherzustellen", sagte Guterres vor Reportern.

Der türkische Präsident Erdogan setzt weiter auf eine diplomatische Lösung für den Krieg in der Ukraine. "Ich glaube weiter daran, dass der Krieg irgendwann am Verhandlungstisch enden wird. Tatsächlich sehen auch Herr Selenskyj und Herr Guterres das so", sagte Erdogan laut dem türkischen Präsidialpalast.

Russland zieht Militärflugzeuge auf der Krim ab

Wie der ukrainische Militärgeheimdienst auf Facebook mitteilte, werden die russischen Flugzeuge teils ins Innere der 2014 annektierten Halbinsel Krim überführt, teils auf russisches Festland abgezogen. So sei die Verlegung von mindestens 24 Flugzeugen und 14 Hubschraubern beobachtet worden. Überprüft werden konnten die Angaben aus Kiew nicht.

Am 9. August hatten mehrere Explosionen den russischen Luftwaffenstützpunkt Saki an der Westküste der Krim erschüttert. Satellitenbilder zeigten später, dass mindestens sieben Kampfjets zerstört worden waren. Am Dienstag wurden schwere Detonationen in einem Munitionsdepot bei Dschankoj und eine kleinere Explosion auf dem Fliegerhorst Gwardejskoje nahe Simferopol beobachtet. Moskau sprach von einem "Sabotageakt", ohne jedoch direkt Verantwortliche zu nennen. Der Leiter des ukrainischen Präsidialamts, Andrij Jermak, sprach von einer "Meisterleistung der ukrainischen Streitkräfte". Neben dem Munitionsdepot wurde auch zivile Infrastruktur beschädigt, darunter eine Hochspannungsleitung, ein Kraftwerk, eine Eisenbahnstrecke und mehrere Häuser.

Wieder Explosionen auf der Krim

Ukraine fordert "Demontage" von wichtiger Krim-Brücke

Die Ukraine hat zur "Demontage" der Brücke über die Straße von Kertsch aufgerufen. Diese Brücke zur zur annektierten Halbinsel Krim ist für Russland strategisch sehr wichtig. Die Brücke sei ein "illegales Objekt" und müsse abgebaut werden - "egal wie: freiwillig oder nicht", erklärte der Berater des ukrainischen Präsidenten, Mychailo Podoljak, auf Telegram. Er drohte damit indirekt mit einem militärischen Angriff auf die Brücke.

Die Brücke über die Straße von Kertsch ist die wichtigste Straßen- und Bahn-Verbindung zwischen dem russischen Festland und der Krim. Das 19 Kilometer lange Bauwerk war im Mai 2018 von Kreml-Chef Wladimir Putin eingeweiht worden, der damals als erster in einem Lastwagen an der Spitze einer Fahrzeugkolonne über die neue Brücke fuhr. Vier Jahre zuvor hatte Russland die ukrainische Halbinsel annektiert.

Russland Ukraine Krim Brücke
Die Brücke von Kertsch verbindet die Halbinsel Krim und RusslandBild: Ulf Mauder/dpa/picture alliance

Ukraine stellt sich auf Luftangriffe zum Nationalfeiertag ein

Die Ukraine erwartet russische Raketenangriffe auf die Hauptstadt Kiew zu ihrem Tag der Unabhängigkeit am 24. August. Das sagte der Präsidentenberater Olexij Arestowytsch, der sich oft zu militärischen Fragen äußert. An der militärischen Lage werde sich dadurch aber nichts ändern, sagte er. Eher wäre es "eine rein emotionale Geste, um mehr Zivilisten zu töten und uns den Feiertag zu verderben". Aber auch die Ukraine habe Mittel, den Russen den Tag zu verderben, sagte Arestowytsch. Er erinnerte an die Serie von Explosionen auf russischen Militäranlagen auf der Halbinsel Krim. "Für sie wird es dort im Falle eines Angriffs viel schlimmer sein als für uns hier", drohte er.

Die ehemalige Sowjetrepublik Ukraine erinnert jedes Jahr an die Erklärung ihrer Unabhängigkeit am 24. August 1991. In diesem Jahr fällt der Feiertag zusammen mit einem halben Jahr Abwehrkampf gegen die russische Invasion. Russland hatte das Nachbarland am 24. Februar angegriffen.

Ukraine: Zahlreiche Tote in Charkiw

Bei russischen Angriffen auf die zweitgrößte ukrainische Stadt Charkiw und das nahegelegene Krasnograd sind am frühen Donnerstagmorgen vier Menschen getötet und 20 weitere verletzten worden. Das berichtet der Gouverneur der Region, Oleg Sinegubow, auf Telegram. Mehrere Wohngebäude seien bei dem Artilleriebeschuss schwer beschädigt worden. Erst am Mittwoch waren beim Beschuss Charkiws mindestens sechs Menschen getötet worden. Nach dem Angriff sei ein großes Feuer in einem Wohngebäude ausgebrochen.

Ukraine-Krieg - Charkiw
Russische Raketen fliegen über die ukrainische Stadt Charkiw hinwegBild: Vadim Belikov/AP/dpa/picture alliance

Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte auf Telegram, bei dem Angriff sei ein Wohngebäude "völlig zerstört" worden. Es handele sich um einen "schändlichen und zynischen Angriff auf Zivilisten", der "völlig ungerechtfertigt" sei und die "Machtlosigkeit des Aggressors" zeige. Charkiw im Nordosten der Ukraine liegt nur 40 Kilometer von der russischen Grenze entfernt und wird seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges Ende Februar regelmäßig bombardiert. Den russischen Truppen gelang es jedoch bisher nicht, die Stadt einzunehmen.

Kleinere russische Geländegewinne im Raum Donezk

Im Ukraine-Krieg haben die russischen Truppen im östlichen Gebiet Donezk kleinere Geländegewinne gemacht. Wie der ukrainische Generalstab mitteilte, erzielten die Russen Erfolge bei Opytne im Norden von Donezk und bei Nowomychajliwka im Südwesten. An anderen Abschnitten wiederum seien russische Angriffe abgewehrt worden. Genannt wurden Ortschaften nördlich von Slowjansk und im Osten und Süden der Städte Soledar und Bachmut. Auch südwestlich von Wuhledar seien russische Attacken zurückgeschlagen worden. In den Gebieten Charkiw und Cherson seien Vorstöße der Russen ebenfalls gescheitert.

Schärfere Visa-Regelungen Estlands für Russen

Estland hat seine Visa-Regelungen für Menschen aus Russland verschärft und deren Einreise beschränkt. Russische Staatsbürger dürfen von diesem Donnerstag an nicht mehr mit einem von Estland ausgestellten Schengen-Visum in das baltische EU-Land einreisen. Estland hatte die Vergabe von Visa und Aufenthaltsgenehmigungen an Russen bereits weitgehend ausgesetzt. Mit einem gültigen Visum war es aber bislang noch möglich, per Bus oder Auto über die estnische Grenze in den Schengen-Raum einzureisen. 

Bestimmte Ausnahmen gelten jedoch etwa für Russen mit Wohnsitz, Aufenthaltsrecht oder Verwandten in Estland. Weiter einreisen dürfen auch russische Bürger mit von anderen EU-Mitgliedern ausgestellten Visa, die für den gesamten Schengen-Raum mit seinen 26 europäischen Ländern gilt. Nach estnischen Angaben passierten zuletzt täglich rund 2500 russische Staatsbürger die Grenze nach Estland - knapp die Hälfte davon mit einem Touristenvisum.

UN-Schiff mit Getreide für Äthiopien erreicht den Bosporus

Das erste Schiff, das für die Vereinten Nationen gechartert wurde, hat mit ukrainischem Getreide für Afrika den Bosporus erreicht. Die mit 23.000 Tonnen Weizen beladene "MV Brave Commander" wird nach Angaben der türkischen Küstenwache am südlichen Ende der Meerenge ankommen, bevor sie weiter nach Dschibuti fährt. Das Schiff war vom Schwarzmeerhafen Piwdennji in der Stadt Juschne aufgebrochen. Das Getreide an Bord ist für Äthiopien bestimmt.

Ukraine-Krieg | Frachter Brave Commander
Der Frachter "Brave Commander" wird im UN-Auftrag mit ukrainischem Weizen beladenBild: OLEKSANDR GIMANOV/AFP

Das erste Schiff mit einer Getreideladung seit Beginn des russischen Angriffskrieges Ende Februar war am 1. August in der Ukraine gestartet, seitdem waren es laut ukrainischen Hafenbehörden über 20 Schiffe. Die Ukraine und Russland sind die größten Getreide-Exporteure der Welt. Wegen des russischen Angriffskrieges waren monatelang alle Getreide-Exporte der Ukraine aus ihren Schwarzmeer-Häfen blockiert, was zu einer globalen Lebensmittelkrise beigetragen hatte. Im Juli einigten sich Russland, die Ukraine, die Türkei und die Vereinten Nationen auf ein Abkommen, um die Blockade zu überwinden. Die Exporte werden in Istanbul kontrolliert.

kle/mak (dpa, afp, rtr, ape)     

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.