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US-Truppen starten aus der Türkei

24. Juli 2015

Die Lage an der türkisch-syrischen Grenze spitzt sich zu. Bei Kämpfen stirbt ein Soldat. Die türkische Regierung steht unter Druck - und erlaubt der US-Luftwaffe, einen Stützpunkt für Luftschläge gegen den IS zu nutzen.

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Incirlik Luftstützpunkt Archivbild 2001
Bild: AFP/Getty Images/Tarik Tinazay

Lange haben die Türkei und die von den USA geführte Militärallianz über eine Einigung gerungen. Doch nach dem Anschlag in Suruc geht plötzlich alles ganz schnell. So darf jetzt die Luftwaffe der verbündeten Staaten künftig einen Flughafen in der Türkei für ihre Luftschläge gegen die Extremistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) nutzen. Das US-Verteidigungsministerium kündigte an, dass Kampfflugzeuge vom Luftwaffenstützpunkt Incirlik im Süden der Türkei aus starten dürfen. Details wurden nicht genannt. Bislang durften lediglich Drohnen und Aufklärungsflugzeuge von dort starten.

Der Standort sei durch seine Nähe zur syrischen Grenze für den Kampf gegen die Dschihadistenorganisation strategisch wichtig, betonte ein Sprecher des Weißen Hauses. US-Präsident Barack Obama und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatten sich auf eine engere Zusammenarbeit im Kampf gegen IS verständigt. Die von den USA geführte Allianz gegen den IS ist in der Türkei umstritten. Die Türkei lenkte nun ein, da das Land durch eine Serien von Anschlägen und Attacken in den Konflikt mit der Terrororganisation gerät.

Türkei wird Ziel von IS-Angriffen

Nach dem Selbstmordanschlag am Montag in der türkischen Grenzstadt Suruc mit über 30 Toten hat die Türkei zudem ihre Sicherheitsvorkehrungen an der Grenze zu Syrien verschärft. Wie der Generalstab des NATO-Staats mitteilte, lieferten sich türkische Soldaten und IS-Kämpfer Schusswechsel. Dabei wurde ein Soldat getötet und weitere verletzt. Von Syrien aus hätten die Extremisten das Feuer eröffnet. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigte einen Zusammenstoß zwischen türkischen Soldaten und dem IS. Wer das Feuer eröffnet hat, konnte sie jedoch nicht sagen. Wie der Sender CNN Türk berichtete, wurden die türkischen Luftstreitkräfte in Alarmbereitschaft versetzt. Panzer seien an der Grenze zu Syrien aufgefahren und etwa 90 Prozent aller Aufklärungsflugzeuge und Drohnen wurden dem Militär zufolge an die Grenze verlegt. 20.000 Soldaten sind im Einsatz.

Druck auf AKP-Regierung

Kritiker werfen der islamisch-konservativen Regierung in Ankara seit langem vor, zu wenig gegen den IS zu tun oder diese sogar mit Waffen zu versorgen. Auch würden die türkischen Grenzschützer Rekruten der Dschihadisten ungehindert über die Grenze lassen. Die Türkei unterstützt seit Beginn des Bürgerkriegs in Syrien Rebellengruppen im Kampf gegen Assad, sieht aber das Erstarken der Kurdenmilizen im Zuge des Bürgerkriegs mit großer Sorge.

Die angespannte Situation in der Türkei wird durch die schwierige Regierungsbildung nach der Parlamentswahl am 7. Juni verschärft. Die islamisch-konservative AKP führt zurzeit Koalitionsgespräche mit der Mitte-Links Partei CHP. Sollten die Parteien sich nicht einigen, könnte es im November zu Neuwahlen kommen. Der IS kontrolliert im Norden und Osten Syriens riesige Gebiete. Allerdings mussten die Extremisten in den vergangenen Monaten mehrere Niederlagen gegen kurdische Volksschutzeinheiten (YPG) hinnehmen. Die Kurden kontrollieren nun den größten Teil der Grenze zwischen der Türkei und Syrien. Dort haben sie eine Selbstverwaltung eingerichtet.

pab/rb (dpa, rtr, afp)