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Politik

Erst Leugnen, dann Attacke

Michael Knigge rk
1. November 2017

US-Präsident Trump hält sich - vor allem auf Twitter - nicht mit persönlichen Angriffen zurück. Sie sind Teil seiner Erfolgsstrategie. Im Zuge der Russland-Affäre offenbart er seinen Modus Operandi wie im Lehrbuch.

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USA Präsident Donald Trump
Bild: Getty Images/A. Wong

Wenn US-Präsident Donald Trump sich in die Enge getrieben fühlt, nutzt er immer dieselbe Strategie - egal ob es um die sich ausweitenden Untersuchungen in der Russland-Affäre geht, um sein Versagen, die Gesundheitsreform von Barack Obama aufzuheben und zu ersetzen, oder darum, dass Nordkorea sein Atomprogramm weiter ausbaut.

Zuerst leugnet er, irgendetwas Falsches getan zu haben. Dann geht er in den Angriffsmodus über - und äußerst sich genau so, wie es dem harten Kern seiner Unterstützer gefällt. Gleichzeitig löst er damit bei einem Großteil der restlichen Bevölkerung Befremden aus.

"Heiz den Trump-Wählern ein, brülle und schreie wie am Spieß, und dann bringst du die anderen 65 Prozent des Landes auch dazu, wie am Spieß zu schreien. Dann ist jeder verärgert und verwirrt", beschreibt Reed Galen, ein republikanischer Stratege und früherer stellvertretender Wahlkampfmanager von John McCain, Trumps Vorgehensweise, wenn dieser unter Druck ist.

Auch jetzt, wo FBI-Sonderermittler Robert Mueller seine Untersuchungen über eine russische Beeinflussung der US-Wahl und mögliche Kontakte von Trumps Wahlkampfteam nach Moskau verschärft, ging der Präsident nach genau dieser bewährten Taktik vor.

Leugnung und Verunglimpfungen

Nachdem die Anklage gegen Trumps früheren Wahlkampfmanager Paul Manafort öffentlich wurde, twitterte der Präsident erst einmal in Großbuchstaben: "NO COLLUSION" - keine geheimen Absprachen, und bestritt damit den Vorwurf, sein Wahlkampfteam habe mit Russland zusammengearbeitet. Irrtümlicherweise erklärte er aber auch, die erhobene Anklage beziehe sich auf Vorwürfe, die "Jahre her" seien und dass Manafort seinem Team zu dem Zeitpunkt noch gar nicht angehört habe. Dann ging er in den Angriffsmodus über.

Er verunglimpfte seinen früheren außenpolitischen Berater George Papadopoulos, der Laut Mueller zugab, vorsätzlich Falschaussagen in der Russland-Affäre gemacht zu haben, als einen "Lügner" und "Freiwilligen auf einem unteren Level", der nur von "ein paar Menschen" gekannt werde. Dass Trump Papadopoulos bei einem Treffen mit der Redaktionsleitung der Washington Post im März 2016 noch als "ausgezeichneten Kerl" bezeichnet und ihn als einen von fünf außenpolitischen Beratern erwähnt hatte - geschenkt.

Washinton Bundesgerich Manafort
Trumps ehemaliger Wahlkampfmanager Paul ManafortBild: Reuters/J. Lawler Duggan

"Ich denke, dass die Tatsache, dass etwas eine Lüge ist, ihn noch nie aufgehalten hat", sagt Gwenda Blair, eine Trump-Biografin, die an der Colombia University Journalismus lehrt. "Wenn Trump sich bedroht fühlt, geht er mit allen Mitteln in die Offensive", sagt Blair, die das Vorgehen des Präsidenten als eine fortlaufende "Konflikt-suchende Strategie" bezeichnet.

"Such immer den Konflikt, nimm immer eine aggressive, angriffslustige Haltung ein. Egal, was passiert, bausch es auf, denn die meisten Menschen mögen Konflikte nicht, sie mögen keine Schikanierungen und ziehen sich zurück", sagt Blair.

Im Fall von Muellers Anklagen attackierte Trump nicht nur seinen früheren Wahlkampfhelfer Papadopoulos, er griff auch Hillary Clinton und den demokratischen Lobbyisten Tony Podesta an, der als Chef seiner Lobbyfirma zurückgetreten war, als im Zuge der Russland-Affäre gegen ihn ermittelt wurde. Podesta ist der Bruder von John Podesta, Hillary Clintons Wahlkampfmanager.

"Versuch Hillary noch einmal mit hineinzuziehen, denn das bringt der Basis ziemlich sicher Applaus", sagt Galen. "Bring die sogenannten Fake-Medien ins Spiel, auch das ist ein gut etabliertes Mittel für Beifall." Und genau das hat Trump getan, nachdem die Muellers Anklagen öffentlich wurden: Er behauptete, die "Fake-News" würden für die Manafort-Geschichte  "Überstunden machen", die seiner Meinung nach keinen Wert hätten.

Trump und seine eigene Realität

Während Trumps Strategie, Konflikte zu schüren und zu schikanieren, im Wahlkampf funktionierte und ein bedeutender Faktor für seine Wahl zum Präsidenten war, lautet die Schlüsselfrage, ob diese Strategie auch im Weißen Haus aufgehen wird - und inmitten sich scheinbar ausweitenden Untersuchungen von Trumps Wahlkampfteam durch Robert Mueller.

Weder Trumps Biografin Blair, noch der republikanische Stratege Galen können diese Frage beantworten. Aber beide sind sich einig, dass Trump seine Gewohnheiten weder ändern kann noch will. "So hat er sein Unternehmen geführt, so hat er seine Kampagne geführt und so führt er auch das Weiße Haus und das würde er auch international gerne so tun", sagt Blair.

"Denken sie daran, dass dies ein Präsident ist, der sich seine eigene Realität schafft", sagt Galen. "Er glaubt, dass er der erfolgreichste Präsident in der Geschichte der USA ist und niemand wird ihn vom Gegenteil überzeugen."