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Politik

Ein "tragischer" Abschuss

18. September 2018

Israel greift in Syrien regelmäßig Ziele an - dessen Raketenabwehr schießt zurück. Dabei wird eine russische Aufklärungsmaschine getroffen. Doch Präsident Putin reagiert darauf vergleichsweise zahm.

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Russisches Militärflugzeug vor Syrien abgeschossen
Bild: picture-alliance/Russian Defence Ministry

Als Reaktion auf den Abschuss eines russischen Militärflugzeugs will Russlands Präsident Wladimir Putin die Sicherheit seiner Truppen in Syrien spürbar erhöhen. "Das werden Schritte sein, die alle bemerken", sagte Putin in Moskau - ohne Einzelheiten zu nennen. Die syrische Flugabwehr habe durch "tragische Umstände" die russische Maschine mit 15 Soldaten an Bord getroffen, erklärte der Kreml-Chef. Eigentlich hatten die Syrer auf angreifende israelische Kampfjets in der Nähe gezielt. Deshalb sei der Fall auch nicht vergleichbar mit dem Abschuss eines russischen Jets durch die Türkei 2015, führte weiter Putin aus. Damit bemühte er sich nach Einschätzung politischer Beobachter darum, einen sich anbahnenden Konflikt mit Israel zu entschärfen.

Wladimir Putin
Sieht eine Verkettung unglücklicher Umstände: Präsident Wladimir PutinBild: picture-alliance/AP Photos/Sputnik/Kremlin/M. Klimentyev

Das Verteidigungsministerium in Moskau hatte zuvor schwere Vorwürfe gegen Israel erhoben. Dessen Kampfjets hätten sich bei ihrem Angriff auf Ziele in Syrien hinter dem russischen Militärflugzeug versteckt, so General Igor Konaschenkow (Artikelbild oben). Zudem habe die israelische Luftwaffe den Angriff nicht angekündigt. "Die Warnung über den 'heißen Draht' kam weniger als eine Minute vor dem Angriff, was zu kurz war, um das russische Flugzeug in Sicherheit zu bringen", sagte Konaschenkow. Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu protestierte telefonisch bei seinem israelischen Kollegen Avigdor Lieberman gegen den Abschuss. Das Verhalten der Israelis verstoße gegen den Geist der Partnerschaft mit Russland.

"Nicht zu tolerierende Bedrohung"

Israel wiederum wies die Schuld der syrischen Regierung zu. In einer Stellungnahme erklärte die israelische Armee, sie halte "zudem den Iran und die Hisbollah-Terrororganisation für diesen unglücklichen Vorfall für verantwortlich". Israels Luftwaffe habe eine Einrichtung der syrischen Armee attackiert, von wo aus im Auftrag des Irans Waffen zur Hisbollah in den Libanon hätten gebracht werden sollen. "Mit diesen Waffen hätte Israel angegriffen werden sollen, und damit stellten sie eine nicht zu tolerierende Bedrohung (...) dar."

Der Abschuss der Iljuschin-Maschine über dem Mittelmeer am Montagabend war der bisher schwerste Fall von "friendly fire" - also eines versehentlichen Angriffs auf einen Verbündeten - seit Beginn der russischen Militärintervention in Syrien vor drei Jahren. Alle 15 Besatzungsmitglieder kamen dabei ums Leben.

"Ein hohes Risiko"

Wolfgang Richter, Sicherheitsexperte bei der Stiftung Wissenschaft und Politik
Findet Israels Verhalten "erstaunlich": Sicherheitsexperte Wolfgang RichterBild: SWP

Der deutsche Oberst a. D. Wolfgang Richter von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) zeigte sich verwundert über das israelische Vorgehen: "Selbst wenn man den Vorfall als 'unglückliches Versehen' einstuft, finde ich es erstaunlich, dass Israel Ziele in Latakia in der unmittelbaren Nähe der russischen Basen bombardiert und dies offenbar nicht ankündigt", sagte Richter der DW. "Mit der geographischen Zielauswahl und dem taktischen Verhalten - Tarnung hinter einem russischen Transportflugzeug - geht Israel allerdings ein hohes Risiko ein: Es hat nicht nur wiederholt syrischen Luftraum verletzt, sondern in diesem Fall das russische Militär unmittelbar herausgefordert."

wa/sti (rtr, dpa, AFP, DW)