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Cavendish stellt Uralt-Rekord von Merckx ein

Stefan Nestler mit dpa, sid
9. Juli 2021

Mit seinem 34. Etappensieg bei der Frankreich-Rundfahrt zieht der Brite Mark Cavendish mit der lebenden Radsportlegende Eddy Merckx gleich. Der Belgier nimmt es gelassen.

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Tour de France 2021 | Mark Cavendish
Bild: Christophe Ena/AP Photo/picture alliance

Auf dem Zielstrich in Carcassone ballte Mark Cavendish die Faust. Im Massenspurt sicherte sich der 36 Jahre alte Brite seinen vierten Etappenerfolg bei der diesjährigen Tour de France. Der Top-Sprinter baute damit auf dem 13. Teilstück seine Führung in der Punktewertung aus, das Grüne Trikot ist ihm kaum noch zu nehmen. Im Gelben Trikot des Spitzenreiters der Gesamtwertung fährt weiter mit einem großem Vorsprung von über fünf Minuten Vorjahressieger Tadej Pogacar aus Slowenien.

Cavendishs Sieg in Carcassone war einer für die Radsport-Geschichtsbücher. Auf den Tag genau 13 Jahre nach seinem ersten Etappenerfolg bei der Tour de France feierte er seinen 34. Tagessieg bei der Frankreich-Rundfahrt. Damit egalisierte er die Bestmarke des fünfmaligen Gesamtsiegers Eddy Merckx, der zwischen 1969 und 1975 ebenfalls 34 Etappen gewonnen hatte.

Über die Einstellung des Uraltrekords wollte Cavendish hinterher nicht reden. "Ich bin einfach nur tot", sagte der Brite nach dem schweißtreibenden Tagesabschnitt über 220 Kilometer in Südfrankreich. "Es ist für mich nur ein weiterer Tour-Etappensieg." Cavendish hat noch zwei Chancen, alleiniger Rekordhalter zu werden: auf dem flachen 19. Teilstück am 16. Juli und zwei Tage später bei der Schlussetappe auf den Champs Elysees in Paris, die schon fast traditionell im Sprint entschieden wird.

"Dunkle Tage hinter mir gelassen"

Kaum jemand hatte Cavendish vor dem Start der Tour etwas zugetraut. Seine lange Profikarriere schien eher still auszulaufen, schon seine Nominierung galt als überraschend. Die größten Erfolge als Straßenradprofi hatte Cavendish vor zehn Jahren gefeiert: 2011 sicherte er sich das Grüne Trikot des besten Sprinters der Tour de France und wurde später in Kopenhagen Weltmeister. Auch bei den beiden anderen großen Rundfahrten war Cavendish erfolgreich: Beim Giro d'Italia gewann er zwischen 2008 und 2013 insgesamt 15 Etappen, bei der Spanienrundfahrt 2010 drei Teilstücke.

Tour de France 2. Etappe
Mark Cavendish bei der Tour 2012 im Regenbogen-Trikot des Weltmeisters Bild: AP

Vor vier Jahren hatte eine Virusinfektion Cavendish körperlich stark geschwächt. Dazu litt er an Depressionen. Zwischen 2018 und 2020 gelang ihm kaum noch etwas. "Es waren dunkle Tage", sagte der Top-Sprinter rückblickend: "Ich habe sie hinter mir gelassen." 

Liebeserklärung an die Tour de France

Als der Brite Ende Juni auf dem vierten Teilstück in Fougères im Massensprint seinen ersten Tour-de-France-Etappensieg nach fünf Jahren Durststrecke feierte, vergoss er Freudentränen und erklärte seine Liebe zur Frankreich-Rundfahrt: "Dieses Rennen hat mir das Leben gegeben, das ich habe. Und ich haben dem Rennen das Leben gewidmet, das ich hatte."

Die lebende Radsport-Legende Eddy Merckx kann es verschmerzen, dass er nun nach 46 Jahren seinen Tour-Etappenrekord mit dem Briten teilen muss. "Das kostet mich keinen Schlaf. Rekorde sind da, um gebrochen zu werden", sagte der 76 Jahre alte Belgier jüngst. Außerdem seien viele seiner Bestmarken für Cavendish unerreichbar, so Merckx: "Mark Cavendish wird nie fünfmal die Tour de France gewinnen. Und er wird auch nie 96 Tage in Gelb fahren. Und was ist wohl das Wichtigste?"

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter