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Kurden Gül

20. Oktober 2011

Der Angriff von PKK-Kämpfern auf eine türkische Grenzstation, bei dem 24 Menschen starben, hilft nur den Falken in beiden Lagern, meint Baha Güngör, Leiter der Türkischen Redaktion der Deutschen Welle.

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Themenbild Kommentar (Grafik: DW)
Bild: DW

Was hat sich in der Türkei seit August 1984, dem Beginn des Kampfes der militanten kurdischen Separatistenorganisation PKK (Arbeiterpartei Kurdistans) gegen den NATO-Staat wirklich geändert? Grundsätzlich nichts! Die inzwischen von den USA, der EU und damit auch von Deutschland als Terrororganisation eingestufte PKK blendet mit einseitigen Waffenstillstandserklärungen die internationale Öffentlichkeit, um dann mit neuen Anschlägen die Wut der türkischen Bevölkerung auf sich zu ziehen. Die Türkei reagiert mit Vergeltungsoperationen gegen die kurdischen Terroristen auch jenseits der Grenze im Nordirak, ohne jedoch die Gemüter nachhaltig abkühlen zu können. Am Ende werden alle Hoffnungen auf eine friedliche Lösung des Kurdenproblems der Türkei im Keim erstickt, weil immer wieder ein ganzes Land um Soldaten trauert, die von der PKK getötet wurden.

Terror statt Annäherung

Baha Güngör (Foto: DW)
Baha Güngör, Leiter der Türkischen Redaktion der Deutschen WelleBild: DW

Der Terror der PKK blockiert alle Wege zum Frieden und belässt das Kurdenproblem in der Sackgasse. Die militärisch vom Nordirak aus agierende PKK macht den Bemühungen um eine politische Wende erneut einen dicken Strich durch die Rechnung. Die der Nähe zur PKK verdächtigten neuen kurdischen Parlamentsabgeordneten hatten erst kürzlich ihren Amtseid geleistet. Es gab Berichte über Kontakte zwischen dem türkischen Sicherheitsapparat und der PKK in Europa, um über gemeinsame Wege zum Frieden zu beraten. Der Frieden in der Kurdenproblematik kann nur gelingen, wenn die beteiligten Parteien über den eigenen Schatten springen. Das Festhalten an der Strategie des Blutvergießens ist töricht und an Dummheit nicht zu überbieten.

Der jüngste PKK-Angriff ist mit 24 getöteten Soldaten, die jetzt als "Märtyrer" betrauert und beigesetzt werden, einer der folgenschwersten der letzten 28 Jahre. Der traurige Rekord von 33 getöteten Soldaten im Jahre 1993, als junge Soldaten in Zivilkleidung zu ihren Einheiten unterwegs waren, um ihren Militärdienst anzutreten, hat somit weiter Bestand.

Kritik ohne Grundlage

Es ist jetzt sehr leicht und verführerisch, die Türkei wegen ihrer Vergeltungsaktionen im Norden des Irak zu kritisieren und nach politischen Lösungen zu rufen. In der Türkei aber reiben sich viele Menschen verwundert die Augen: Wenn die USA ihre Soldaten im Irak und in Afghanistan in den Kampf gegen den internationalen Terrorismus schicken dürfen, wenn europäische und deutsche Soldaten in Afghanistan sterben müssen, damit die Sicherheit in Europa und in Deutschland - Tausende Kilometer entfernt - erkämpft werden kann, dann entbehrt ihrer Meinung nach die Kritik an der Türkei wegen ihres militärischen Vorgehens gegen die PKK jenseits der eigenen Grenzen jeglicher Grundlage.

Autor: Baha Güngör
Redaktion: Volker Wagener/tko