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Türkei will Attentäter identifiziert haben

18. Februar 2016

Stunden nach dem verheerenden Anschlag auf das Militär in Ankara ist der Täter ausgemacht: ein kurdischer Syrer. Auch die Hintermänner stehen fest. Im Südosten des Landes gibt es einen weiteren Anschlag auf die Armee.

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Anschlagsort in Ankara (Foto: rtr)
Bild: Reuters/U. Bektas

Ministerpräsident Ahmet Davutoglu teilte in einer TV-Ansprache mit, der Attentäter, ein 23-jähriger Syrer, sei als Mitglied der syrischen Kurdenmiliz YPG identifiziert worden. Diese Gruppe habe den Selbstmordanschlag auf einen Militärkonvoi, bei dem am Mittwoch 28 Menschen getötet und mehr als 60 verletzt wurden, gemeinsam mit Kämpfern der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK verübt. Laut offiziellen Angaben wurden bislang 14 Verdächtige in Ankara festgenommen.

Davutoglu ruft zum Kampf gegen die Kurdenmiliz YPG auf

Der Anschlag zeige, dass die YPG-Miliz eine Terror-Organisation sei, sagte Davutoglu. Er erwarte von den Verbündeten der Türkei ein gemeinsames Vorgehen gegen die Miliz. Diese wird bislang von den USA unterstützt und gilt als stärkste Rebelleneinheit in Syrien, die nicht zu den Islamisten-Gruppen wie die IS-Terrormiliz zählt.

Der türkische Regierungschef Ahmet Davutoglu (Foto: rtr)
Der türkische Premier Davutoglu bezichtigt syrische und türkische Kurden, das Attentat verübt zu habenBild: Reuters/G. Garanich

Zuvor hatten bereits die regierungstreuen Zeitungen "Yeni Safak" und "Sabah" berichtet, der mutmaßliche Attentäter sei aufgrund seiner Fingerabdrücke identifiziert worden. Der Verdächtige, dessen Name in den Medien genannt wird, sei vermutlich mit Flüchtlingen aus dem türkischen Nachbarland gekommen. Beim Grenzübertritt habe man seine Fingerabdrücke genommen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte der Türkei Unterstützung im Antiterrorkampf zu. Sie habe dem türkischen Ministerpräsidenten und dem Präsidenten erklärt, dass Deutschland im Kampf gegen den Terrorismus solidarisch an der Seite der Türkei stehe, teilte ihr Sprecher mit.

Kurden bestreiten Verwicklung

Der Co-Chef der syrischen Kurdenpartei PYD, Saleh Muslim, wies die Anschuldigungen der türkischen Regierung mit Nachdruck zurück. Die syrischen Kurden seien in keinster Weise in den Anschlag in Ankara verwickelt, betonte er. Er bezeichnete zudem Berichte als falsch, wonach Kämpfer der YPG-Miliz Ziele in der Türkei beschossen haben sollen. "Wir sehen die Türkei nicht als Feind", sagte Saleh Muslim.

Auch PKK-Kommandeur Cemil Bayik distanzierte sich von dem Attentat. "Wir wissen nicht, wer das getan hat", erklärte er.

Der Anschlagsort in Ankara ist abgeriegelt (Foto: rtr)
Der Anschlagsort in Ankara ist abgeriegeltBild: Reuters/U. Bektas

Wie weiter bekannt wurde, soll das Auto, das bei dem Anschlag verwendet wurde, schon vor zwei Wochen in der türkischen Stadt Izmir angemietet worden sein. Der Attentäter hatte die Bombe gezündet, als der Militärkonvoi an einer roten Ampel hielt. 30 Verletzte werden noch in Krankenhäusern behandelt.

Angriffe auf Kurdenstellungen im Nordirak

Nach dem Selbstmordanschlag am Mittwochabend bombardierten türkische Kampfflugzeuge mutmaßliche PKK-Stellungen im Nordirak. Laut Armee wurden Ziele in der Grenzregion Haftanin unter Beschuss genommen. Präsident Recep Tayyip Erdogan betonte, der Kampf gegen den Terror werde noch entschlossener fortgesetzt. Die Türkei werde von ihrem "Recht auf Selbstverteidigung" Gebrauch machen.

Neuer Anschlag auf das Militär

Im überwiegend von Kurden bewohnten Südosten der Türkei, wo die Armee mit aller Härte gegen die PKK vorgeht, ist ein weiterer Anschlag auf die Streitkräfte verübt worden. Ziel war wieder ein Armeekonvoi. Mindestens sechs Menschen wurden getötet, mehrere verletzt. Die Explosion ereignete sich auf einer Schnellstraße zwischen Diyarbakir und dem Bezirk Lice.

se/pg (rtre, ape, dpa, afp)