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Stärkster Auftragseinbruch seit fünf Jahren

6. Oktober 2014

Noch schlechter als im August dieses Jahres war die Auftragslage der deutschen Industrie zuletzt auf dem Höhepunkt der Finanzkrise. Die große Besorgnis darüber bleibt aber aus.

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Deutschland Tagebau Heuersdorf Abbaggerung Schaufelradbagger
Bild: picture-alliance/dpa

Der deutschen Industrie sind ihre Aufträge im August so stark weggebrochen wie seit fünfeinhalb Jahren nicht mehr. Die Bestellungen fielen im Vergleich zum Vormonat Juli um 5,7 Prozent. Das teilte das Bundeswirtschaftsministerium am Montag in Berlin mit. Einen stärkeren Rückgang gab es zuletzt im Januar 2009 auf dem Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise.

Im Juli hatte es noch einen Zuwachs von 4,9 Prozent gegeben. Dementsprechend überrascht zeigten sich Ökonomen von dem deutlichen Minus. Sie hatten lediglich einen Auftragsrückgang von 2,5 Prozent erwartet.

Euroraum und Krisenherde bremsen

"Die Auftragseingänge wurden im Juli positiv und im August negativ durch die späte Lage der Schulferien beeinflusst", erklärte das Bundeswirtschaftsministerium. Aber auch ohne diesen Effekt entwickelten sich die Aufträge "insgesamt schwach". Grund hierfür seien zum einen die schwache Wirtschaftsentwicklung im Euroraum und die Verunsicherung der Wirtschaft durch die zahlreichen Krisenherde weltweit.

Industrieaufträage aus der Eurozone nahmen um 5,7 Prozent ab, aus dem Rest der Welt sogar 9,9 Prozent. Hingegen schrumpften die Inlandsaufträge nur um 2,0 Prozent. Besonders deutlich fiel die Nachfrage nach Investitionsgütern wie Maschinen und Fahrzeugen.

Ökonomen bleiben gelassen

Trotzdem sieht das Ministerium keinen Grund zu übergroßer Besorgnis: "Sobald sich die Verunsicherung etwas legt, werden sich aber die Auftriebskräfte wieder durchsetzen."

Ähnlich sieht das Stefan Kipar von der BayernLB: "Die Zahlen sehen auf den ersten Blick schlechter aus, als sie tatsächlich sind." Dies liege nicht nur am Ferientagseffekt. "Im Juli hatte Airbus wegen einer Luftfahrtmesse sehr viele Großaufträge erhalten. Jetzt kam es zu einem Rückprall, weil diese Großaufträge fehlen." Positiv sei, dass die Bestellungen für Konsumgüter spürbar gestiegen seien und die Binnenkonjunktur weiter gut laufe. Für das dritte Quartal rechnet Kipar mit einem Wirtschaftswachstum von höchstens 0,2 Prozent.

Ein fast ähnlich schwaches Wachstum fürs dritte Quartal erwartet Andreas Scheuerle von der Dekabank: "Wir haben konjunkturell noch ein dickes Polster durch den starken Juli, das aber stark abschmelzen wird." Mehr als 0,3 Prozent Wachstum werden es seiner Ansicht nach nicht werden.

jw/zdh (rtrd, Statistisches Bundesamt)