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Gesellschaft

Studentin stoppt Abschiebeflug

Jon Shelton | (sth)
25. Juli 2018

Eine Schwedin hat ein Flugzeug aufgehalten, mit dem ein 52-jähriger Afghane aus Göteborg abgeschoben werden sollte. Die Studentin weigerte sich, ihren Platz einzunehmen - die Aktion teilte sie live auf Facebook.

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Standbild aus einem Video der Schwedin Elin Ersson (privat)
Bild: YouTube/Atila Altuntas

Ein Flugzeug darf erst abheben, wenn alle Passagiere sitzen - diese Richtlinie nutzte eine junge Aktivistin aus Schweden für ihr Anliegen. Die Studentin Elin Ersson weigerte sich, ihren Platz einzunehmen, und stoppte damit den Start eines Flugzeugs, mit dem ein Afghane aus Göteborg abgeschoben werden sollte. Die Maschine sollte nach Istanbul fliegen, von wo der 52-Jährige mit einem anderen Flugzeug nach Afghanistan gebracht werden sollte. Während alle anderen im Flugzeug saßen, nahm die junge Schwedin ihr Handy heraus. In einem Live-Video auf  Facebook erklärte sie, dass der Mann nach Afghanistan abgeschoben werden sollte, "wo er höchstwahrscheinlich getötet wird". Solange sie und andere stehen blieben, könne der Pilot nicht starten. 

Zu Beginn des Videos hört man Flugpersonal, das ihr befiehlt, das Telefon auszuschalten und sich hinzusetzen. Auch andere Passagiere äußern sich verärgert. Ersson weigert sich. In dem Live-Video erklärt sie, dass sie den Aufforderungen des Personals erst dann Folge leisten wolle, wenn der Afghane das Flugzeug verlassen habe. Sie begehe damit kein Verbrechen.

Ärger und Solidarität

Im weiteren Verlauf des Videos tadelt ein englischer Passagier die Studentin und versucht, ihr das Telefon wegzunehmen. Später schließen sich andere Passagiere ihren Forderungen an. Der Protest hatte zumindest vorübergehend Erfolg: Der Mann durfte aussteigen und auch Ersson wurde aus dem Flugzeug begleitet. Nach Behördenangaben befindet sich der Afghane in Gewahrsam und soll weiterhin abgeschoben werden. Ein genauer Zeitpunkt wurde nicht genannt. 

Ersson hatte schon vor dem Flug mit einer Gruppe von 25 Aktivisten gegen die schwedische Abschiebepolitik protestiert. Ihr Video wurde in den letzten 24 Stunden mehr als 1,9 Millionen Mal angeklickt. Von vielen wurde sie für ihren Zivilcourage gelobt. Kritiker bezeichneten sie jedoch als egoistisch, weil sie sich eigenmächtig über Entscheidungen ihres Landes hinwegsetze.

Studentin könnte Strafe drohen 

Die Aktion könnte für die Schwedin noch juristische Folgen haben. Laut Polizei müssen Passagiere, die sich an Bord den Anweisungen eines Piloten verweigern, mit Geldstrafen oder bis zu sechs Monaten Gefängnis rechnen.