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Indien: Stolpert Apple über neue Standards für Ladebuchsen?

Murali Krishnan
17. Dezember 2023

Indien will dem Beispiel der EU folgen und universelle Ladeanschlüsse für smarte Geräte verpflichtend machen. Könnten die neuen Vorschriften zum Fallstrick für Apples iPhone-Produktion in Indien werden?

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Zwei Handys - eines mit iPhone-Buchse, eines mit USB-C-Buchse darüber die jeweiligen Stecker
Auch Indien will einen einheitlichen Handystecker zur Pflicht machen, Apple sperrt sich nochBild: Frederic J. Brown/AFP/Getty Images

Indien will neue Vorgaben für smarte Geräte einführen. Bis Juni 2025 sollen neue Smartphones, Wearables und Tablets mit universellen Ladeanschlüssen ausgestattet sein. Damit folgt Indien dem Beispiel der Europäischen Union, die Apple im Juni 2022 bis Herbst 2024 Zeit gab, seine Ladeanschlüsse entsprechend anzupassen.

Nicht nur die Verbraucher sollen davon profitieren, auch die riesigen Mengen an Elektroschrott sollen reduziert werden. Laut einem Bericht des regierungsunabhängigen Handelsverbands Assocham zum Management von Elektro-Abfällen erzeugte Indien im Jahr 2021 geschätzt fünf Millionen Tonnen Elektroschrott. Nur für China und die USA sind die Zahlen für diesen Zeitraum höher.

Rajan Vasa ist Vorsitzender der RV Group, einem Beratungsunternehmen für die Elektronikindustrie. Im Gespräch mit der DW sagte er, dass er die Regelung für geeignet halte, die gesetzten Ziele zu erreichen: "Ein Wechsel zu universellen Ladegeräten würde die Kosten für Ladegeräte senken und weniger Produktverpackungen bedeuten."

Apple will mehr Zeit

Apple setzt sich laut der Nachrichtenagentur Reuters jedoch aktiv dafür ein, von dieser Regelung ausgenommen zu werden oder einen Aufschub zu erhalten. Würde Neu-Delhi tatsächlich ein Gesetz verabschieden, das universelle Ladebuchsen in bestehenden iPhone-Modellen fordert, könne es zu Verzögerungen in der lokalen Produktion kommen, warnt das Unternehmen. Die Vorschriften sollten daher nicht für bestehende Modelle gelten.

Drei verschiedene Handy-Ladekabel
Die unterschiedlichen Ladekabel verschiedener Hersteller machen den Verbrauchern schon lange das Leben schwerBild: Mohssen Assanimoghaddam/dpa/picture alliance

"Die Beratungen darüber, ob universelle Ladebuchsen für alle Smartphones im Land verpflichtend gemacht werden, laufen noch. Wir haben die Meinungen aller Beteiligten eingeholt, und Apple hat Bedenken geäußert. Wir werden uns genauer mit der Angelegenheit befassen", sagte Rajeev Chandrasekhar, Indiens Minister für Elektronik und Informationstechnologie kürzlich in einem Interview mit indischen Medien.

Die meisten Hersteller, einschließlich Samsung, haben ihre Bereitschaft erklärt, die Vorschriften umzusetzen. Pranav Pandya, Vorsitzender von GESIA IT Association, einer Interessenvertretung der Elektronikindustrie, erklärte der DW, dass Apple angebe, ohne Ausnahmegenehmigung zusätzlich 18 Monate Zeit zu brauchen, um seine Produktionsziele zu erfüllen.

"Das Unternehmen hat die Bedeutung einer natürlichen Übergangszeit betont, die den Zeitplänen für die Produktentwicklung  entsprechen", sagte Pandya. "Indien ist für Apple wichtig und umgekehrt. Wir sind überzeugt, dass beide Seiten zu einer Win-Win-Lösung finden werden."

Apples Produktionspläne in Indien

Indien spielt laut Brancheninsidern eine zentrale Rolle bei Apples Plänen, die Produktion zu diversifizieren und aus China weg zu verlagern. Innerhalb der kommenden drei Jahre will der Tech-Riese Berichten zufolge damit beginnen, mehr als 50 Millionen iPhones jährlich in Indien zu produzieren.

Schatzsuche im Schrott

Indien ist nach China das Land, in dem weltweit die meisten Mobiltelefone hergestellt werden. Nach Angaben des Technologie-Marktforschungsunternehmens Counterpoint verzeichnete die Branche dort zwischen 2014 und 2022 ein Wachstum von über 20 Prozent. Mehr als zwei Milliarden im Land ausgelieferte Mobiltelefone wurden in diesem Zeitraum auch dort hergestellt. Während in Indien der Marktanteil an Mobiltelefonen aus heimischer Produktion 2014 nur 19 Prozent betrug, sprang er bis zum Jahr 2022 auf 98 Prozent, berichtet Counterpoint weiter.

Die India Cellular and Electronics Association (ICEA), ein Verband der Elektronikindustrie, erklärte, die Branche stimme in Bezug auf die Einführung einer einheitlichen Regelung für Ladeanschlüsse in Indien völlig mit der Regierung überein und wolle so den Elektroschrott reduzieren und den Kunden das Leben erleichtern.

"Die Mobiltelefonindustrie hat bereits den USB-C-Port für Ladeanschlüsse eingeführt und 100 Prozent der in Indien neu eingeführten und vertriebenen Modelle verfügen über einen solchen Anschluss", betont Pankaj Mohindroo, Vorsitzender der ICEA.

Menschen stehen um einen langen weißen Tisch mit iPhones darauf
Präsentation des iPhone 15 - das erste Apple-Hady mit USB-C-BuchseBild: Justin Sullivan/Getty Images

Die meisten Android-Smartphones verfügen bereits über einen USB-C-Port. Nur noch eine Handvoll nutzen den Micro-USB-Standard. Doch ältere iPhone-Modelle von Apple sind weiterhin mit dem firmeneigenen Lightning-Anschluss ausgestattet, der nur mit Apple-Geräten kompatibel ist.

Das erste Apple-Modell, das über einen USB-C-Ladeanschluss verfügt, ist das iPhone 15, das seit September 2023 auf dem Markt ist. Die ICEA arbeite mit der indischen Regierung zusammen, um einen reibungslosen Übergang für alle elektronischen Geräte zu USB-C-Anschlüssen zu ermöglichen, fügte Mohindroo hinzu.

Adaptiert aus dem Englischen von Phoenix Hanzo.