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Startup-Messe in Berlin

Mathias Bölinger29. Oktober 2013

Was verbirgt sich eigentlich hinter der Technologie-Konferenz "Disrupt"? Da war die Rede von einer "Startup-Alley", die in ein "Battlefield" mündet. Immerhin geht es dann doch gewaltfrei zu.

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Besucher gehen am 28.10.2013 bei der Technologiekonferenz TechCrunch Disrupt in Berlin an Informationsständen von Internetunternehmen vorbei (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Auf dem Schlachtfeld herrscht Ordnung. Genau fünfzehn Minuten hat jeder Kämpfer hier, um seine Schlacht zu gewinnen. Auch die Kämpfe, um die es geht, haben gar nichts Martialisches an sich. Viel mehr gleichen sie einem Bewerbungsgespräch, in dem Betriebswirtschaft, Technik und den Background der Bewerber abgefragt werden. Auf dem "Battlefield" wird ein Gründungszuschuss an innovative Unternehmen vergeben.

"Große altmodische Geschäfte müssen Angst haben"

Ein elektronisches Fahrradschloss mit Alarmanlage und GPS konkurriert mit neuen Konzepten zur Datenverwaltung oder einer Herzfrequenzmesser-App für das Smartphone. Dass die eher brave Veranstaltung so einen kriegerischen Namen trägt, ist Programm. Sie ist Teil der Technologiekonferenz "Disrupt", was man mit "Sprengt!" oder "Zerstört!" übersetzen kann. Das sei sogar ein wenig ernst gemeint, sagt Mike Butcher, Redakteur des Technikblogs Techcrunch: "Wenn man ein altes, großes altmodisches Geschäft da draußen ist, das viel zu verlieren hat, dann muss man wirklich Angst haben." Gelegenheit, sich zu präsentieren, haben nur ausgewählte Unternehmen, die die Redaktion als wirklich innovativ einschätzt. "Für uns ist es wahnsinnig spannend, all die neuen Firmen hier zu versammeln."

Techcrunch gehört zum Internetkonzern AOL und ist der Veranstalter dieser Konferenz für Technologie-Startups. 15 Unternehmen konkurrieren auf dem Battlefield, daneben haben einige Dutzend junge Technologie-Unternehmen Gelegenheit, sich wie auf einer Messe zu präsentieren.

Eine Londoner Firma namens Roli hat einen Synthesizer aufgestellt, der je nach Fingerhaltung unterschiedliche Klangfarben produziert. Daneben bietet ein Unternehmen namens Bergcloud einen kleinen Internetausdrucker an, der automatisch den aktuellen Kalender oder die Lieblingstweets auf kassenzettelgroßen Papierstreifen ausdruckt. Die Firma Kano will Geld verdienen, indem sie Kindern Computer verkauft, die diese selbst zusammenbauen und programmieren müssen. "Kinder wollen ausprobieren, lernen und spielen", sagt der Gründer Yonatan Raz-Fridman. "Wir geben ihnen einen Bausatz, mit dem sie ihre eigenen Spiele schreiben können, ihre eigenen Töne produzieren oder ihre eigenen Drohnen steuern. Das ganze fühlt sich wie ein Spiel und nicht wie ein Computer an."

Ein Computer zum Selberbasteln als Lernkit für Kinder (Bild: DW)
Bausatz für ComputerBild: DW/M. Bölinger

Gesetze und Zufallsbekanntschaften

So verspielt sind hier längst nicht alle Anbieter. Wer durch die Reihen geht, findet für fast alle Bereiche des Lebens etwas. Eine Firma namens Smartlaw will das Anwaltsgespräch digitalisieren. Per Eingabemaske im Netz soll der Internetnutzer rechtssichere Arbeits- oder Mietverträge gestalten können. Und 2cuagain aus Israel glaubt eine Lösung für alle gefunden zu haben, die die Liebe auf den ersten Blick treffen und dann zu schüchtern sind, sie anzusprechen. Auf ihrer Seite kann man den Ort der Begegnung eingeben. Dann müsse man nur noch hoffen, dass der oder die andere das gleiche getan hat, erklärt der Gründer Marc Dahan. "Das funktioniert weltweit und in den konservativen aufstrebenden Ländern, wo es nicht erlaubt ist, dass sich Liebende treffen, wird unsere Anwendung eine Lösung sein."

Diese kleinen Boxen drucken automatisch die abonnierte Meldungen auf Kassenzettelgroßes Papier (Bild: DW)
Ein Ausdrucker für Meldungen aus dem NetzBild: DW/M. Bölinger

Erfolgreich verkuppelt hat das Portal allerdings noch niemanden. Es geht am Tag der Konferenz an den Start. Die Disrupt findet diesem Jahr zum ersten Mal in Europa statt, in der Arena, einer ehemaligen Industriehalle in Berlin. Keiner der internationalen Teilnehmer vergisst im Gespräch zu erwähnen, das die deutsche Hauptstadt einer der spannendsten Orte für junge kreative Technologieunternehmen ist - auch wenn sie wohl kaum viel von der Stadt außerhalb der Halle sehen werden.

Auch im nächsten Jahr soll die Messe wieder in Europa stattfinden. Ob das wieder in Berlin sein wird, ist allerdings längst noch nicht ausgemacht.