Neue Einzelheiten in Sachen Glaeseker
29. Januar 2012Die Ermittlungsbehörde bestätigte am Sonntag (29.01.2012) Einzelheiten der Aktion. Am vergangenen Donnerstag hatten die Beamten dem Präsidialamt den Besuch abgestattet. Die Durchsuchung habe mehrere Stunden gedauert, erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Hannover, Oberstaatsanwalt Hans-Jürgen Lendeckel. Mitgenommen worden seien schriftliche Unterlagen und Computerdateien, die nun ausgewertet würden.
Gegen den langjährigen Wulff-Sprecher und -Vertrauten Glaeseker wird wegen des Verdachts der Bestechlichkeit im Zusammenhang mit der Veranstaltungsreihe "Nord-Süd-Dialog" ermittelt. Ermittelt wird auch gegen den Partymanager Manfred Schmidt. Dieser hat dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" zufolge eingeräumt, dass ihm die niedersächsische Staatskanzlei in der Regierungszeit von Christian Wulff als Ministerpräsident bei der Suche nach Geldgebern für die Lobby-Veranstaltung half.
Durchsuchung mit Gerichtsbeschluss
Nachdem die “Bild am Sonntag“ die Durchsuchungsaktion im Präsidialamt bekannt gemacht hatte, berichtete die Nachrichtenagentur dapd unter Berufung auf die neue Wulff-Sprecherin, Petra Diroll, über weitere Einzelheiten. So hatte Glaeseker dem zufolge sein Dienstzimmer in Berlin nach der Entbindung von seinen Aufgaben durch den Bundespräsidenten am 22. Dezember “noch nicht aufgelöst“ und unaufgeräumt hinterlassen. Da davon ausgegangen werden musste, dass sich dort auch noch private Unterlagen befänden, wurde ein Gerichtsbeschluss für die Durchsuchung erwirkt. Die “Bild am Sonntag“ hatte geschrieben, dass Glaeseker der Zutritt zu seinem Büro an der Pforte des Amtes verweigert worden sei, als er vor wenigen Tagen seine alte Dienststelle aufsuchen wollte.
Reich-Ranicki für Rücktritt Wulffs
Die politische Diskussion über den Verbleib von Christian Wulff im Amt geht unterdessen weiter. Bundeskanzlerin Angela Merkel wurde mit der Aussage zitiert, dass der Bundespräsident “viele weitere wichtige Akzente für unser Land und unser Zusammenleben setzen“ werde. Zu Wort meldete sich auch der 91-jährige Marcel Reich-Ranicki, der am vergangenen Freitag zum Gedenken an den Holocaust im Bundestag eine eindrucksvolle Rede gehalten hatte. Dem Magazin “Focus“ sagte Reich-Ranicki über den Bundespräsidenten: "Er muss unbedingt zurücktreten. Wulff hat offenbar zu hohe finanzielle Ansprüche." Dadurch könne er als Politiker nicht unabhängig sein.
Autor: Marko Langer (dpa, AFP)
Redaktion: Michael Wehling