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Sri Lankas Armee nimmt "Hauptstadt" der Rebellen ein

2. Januar 2009

Die Regierungsarmee ist in die Stadt Kilinochchi im Norden der Insel eingedrungen - eine Eroberung mit Symbolwert. Der Ort galt als heimliche Hauptstadt der tamilischen Rebellen.

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Sri Lankischer Soldat im Gelände vor Kilinochchi (Quelle: dpa)
Symbolischer Sieg: Regierungsarmee erobert Kilinochchi im Norden Sri LankasBild: picture-alliance / dpa

Präsident Mahinda Rajapaksa gab in einer nationalen Fernsehansprache am Freitag (02.01.2009) die Einnahme der Stadt bekannt. "Dies ist ein unglaublicher Sieg für die Nation", so der Präsident. Die Rebellen forderte er auf: "Zum letzten Mal. Legen Sie die Waffen nieder."

Mit der Eroberung Kilinochchis ist der Regierung in Colombo ein weiterer großer Schlag gegen die Rebellen der "Befreiungstiger von Tamil Eelam" (LTTE) gelungen. Diese kämpfen bereits seit 26 Jahren für einen unabhängigen Stadt im Norden der Insel. Die Rebellen hatten Kilinochchi in den vergangenen Jahren zur Verwaltungszentrale mit eigener Polizei, Gerichten und einer Art Steuerbehörde ausgebaut

Karte von Sri Lanka mit Markierung von Kilinochchi (Quelle: DW-Archiv)
Die Rebellen bauten Kilinochchi zu ihrer heimlichen Hauptstadt ausBild: DW

Am Donnerstag hatte die Armee die Aufständischen bereits aus Paranthan, etwa viereinhalb Kilometer nördlich von Kilinochchi, vertrieben und so eine wichtige Nachschublinie unterbrochen. Nach Angaben der Armee wurden dabei 50 Tamilen-Kämpfer getötet. Die den Rebellen nahe stehende Internetseite TamilNet berichtet, die Luftwaffe habe kleinere Siedlungen bei Paranthan bombardiert.

Rebellen auf dem Rückzug

Präsident Rajapaksa hatte Anfang 2008 einen schon lange brüchigen Friedensvertrag mit den "Befreiungstigern" aufgekündigt. In seiner diesjährigen Neujahrsansprache sagte er, 2009 werde einen "heroischen Sieg" über die Rebellen bringen.

Deren Anführer, Velupillai Prabhakaran, hatte noch im November angesichts zunehmender militärischer Erfolge der Regierungstruppen angekündigt, die "Tamilen-Tiger" würden ihr Gebiet verteidigen. Sollten die Rückzugsgebiete immer weiter eingeschränkt werden, werde aus dem Untergrund weitergekämpft.

Die Rebellen gelten als einer der ruchlosesten Terrorgruppen der Welt. Zahlreiche Politiker wurden bei Selbstmordanschlägen getötet, die auf ihr Konto gehen - unter ihnen der frühere Premierminister Rajiv Gandhi, der 1991 bei einem von einer Selbstmordattentäterin in Colombo verübten Anschlag ums Leben kam, sowie der frühere Präsident Ranasinghe Premadasa zwei Jahre später.

Krieg noch nicht beendet

Nach Ansicht des Militärexperten Iqbal Athas ist der Krieg mit dem Fall Kilinochchis noch nicht beendet: "Dies ist eine schwere Niederlage für die LTTE. Der Fall bedeutet, dass sie nur ein Gebiet im Nordosten des Landes halten." Die Hauptrückzugsgebiete seien aber nur verkleinert; der Krieg werde weitergehen.

Präsident Rajapakse bei einer Sportveranstaltung, im Hintergrund mehrere Männer (Quelle: AP)
Präsident Rajapakse, hier bei einer Sportveranstaltung, sagte den Rebellen Anfang 2008 den Kampf anBild: AP

1975 hatten sich die "Befreiungstiger von Tamil Eelam" gegründet. Erste Friedensgespräche Anfang der 1990er Jahre scheiterten. Unter norwegischer Vermittlung wurde im Februar 2002 in Oslo ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet. Drei Jahre später verübten die "Tamilen-Tiger" den ersten größeren Anschlag seit Unterzeichnung des Abkommens.

Mehrere darauf folgende Runden von neuen Friedensgesprächen scheiterten. Anfang 2008 kündigte die Regierung in Colombo das Abkommen von Oslo auf und forderte die Rebellen auf, ihre Waffen niederzulegen. Wenig später begannen Regierungstruppen mit einer Offensive zur Eroberung der Tamilengebiete. Bei den seit mehr als 25 Jahren andauernden Kämpfen wurden mindestens 70.000 Menschen getötet. (hy)