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S&P stuft Frankreich herab

13. Januar 2012

Frankreich verliert seine Top-Bonität bei der Ratingagentur Standard & Poor's. Das bestätigte Wirtschaftsminister Baroin. Auch Österreich könnte nach Medienberichten ebenfalls seine Bestnote verlieren.

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Die amerikanische Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) in New York (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Die Euro-Zone muss im Kampf gegen die Schuldenkrise einen schweren Schlag verkraften: Der französische Finanzminister François Baroin hat am Freitagabend (13.01.2012) Berichte bestätigt, wonach die US-Ratingagentur Standard & Poor's Frankreich die Top-Bonität entziehen wird. Das Land werde die Bestnote AAA verlieren und bei der langfristigen Kreditwürdigkeit von S&P um einen Punkt niedriger bei AA+ geführt, sagte Baroin im französischen Fernsehen. Paris lasse sich von den Ratingagenturen aber nicht seine Politik diktieren, fügte der Minister hinzu. Für die betroffenen Länder kann sich die schlechtere Note in höheren Zinsen niederschlagen – aber nicht notwendigerweise.

Deutschlands Bonität weiterhin top

Aus EU-Regierungskreisen in Brüssel hieß es, Deutschland solle zusammen mit den Niederlanden, Luxemburg und Finnland die Top-Bonität behalten. Österreichs AAA-Einstufung sei dagegen sehr unsicher, hieß es. Eine weitere Herabstufung könnte nach französischen Presseberichten auch die Krisenstaaten Italien und Spanien erwarten. Erst am Donnerstag hatten beide Länder Staatsanleihen zu deutlich gesunkenen Zinsen platziert und sich so eine Atempause im Kampf gegen die Staatsverschuldung verschafft.

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy (Foto: Reuters)
Nicolas Sarkozy: Frankreichs Präsident steht im RegenBild: Reuters

Der französische Präsident Nicolas Sarkozy berief am Abend ein Krisentreffen im Elysée-Palast ein, an dem Regierungschef François Fillon, Finanzminister François Baroin und Haushaltsministerin Valérie Pécresse teilnahmen. In Berlin kündigte Bundeskanzlerin Angela Merkel an, sie werde sich an diesem Samstag zu den Folgen einer der Herabstufung durch die Ratingagentur Standard & Poor's äußern.

S&P hatte im Dezember gedroht, allen sechs AAA-Ländern der Euro-Zone die Top-Bonität abzusprechen. Damit erhöhen sich die Zinsen für Staaten, um Geld aufzunehmen. Für Frankreich war damals sogar eine Herabsetzung um zwei Stufen im Gespräch.

Die Ratingagentur Fitch, die mehrheitlich in französischer Hand ist, hatte noch am Dienstag angekündigt, Frankreich werde 2012 sein AAA-Rating behalten. Die dritte Ratingagentur Moody's will in den nächsten Wochen entscheiden.

Börse reagierte kaum negativ

Frankreich war in den vergangenen Monaten stark unter den Druck der Ratingagenturen geraten. Als Gründe gaben die Agenturen die hohe Staatsverschuldung und die Auswirkungen der europäischen Schuldenkrise an. Die Regierung legte bereits zwei rigide Sparpläne mit einem Gesamtvolumen von mehr als 70 Milliarden Euro auf, um das hohe Haushaltsdefizit zu drücken.

Auf die Börsen wirkten sich die Berichte aus Brüssel zunächst kaum negativ aus. Die Pariser Börse gab nur um 0,11 Prozent nach. In Frankfurt lagen die Verluste bei 0,58 Prozent, in London bei 0,46 Prozent. Der Euro fiel allerdings gegenüber dem Dollar auf ein neues Tief von 1,2638.

Autor: Herbert Peckmann (afp, dpa)

Redaktion: Rolf Breuch