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Verhandlungspoker um Schuldenschnitt in Athen

13. Januar 2012

Die Verhandlungen über den Schuldenschnitt in Griechenland drehen sich im Kreis. Die Gespräche wurden ohne Einigung verschoben.

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Geldschein und Schere (Foto: DeFodi.de)
Harte Verhandlungen um den griechischen SchuldenschnittBild: picture-alliance/DeFodi

Die privaten Gläubiger Griechenlands haben ihre Gespräche mit der griechischen Regierung über einen teilweisen Schuldenerlass auf Eis gelegt. Die Verhandlungen hätten "nicht zu einer konstruktiven Antwort" geführt, so der in Washington ansässige Internationale Bankenverband (IIF) am Freitag (13.01.2012). Die Gespräche seien daher vertagt worden. Wie der griechische Finanzminister Evangelos Venizelos sagte, sollen die Verhandlungen am kommenden Mittwoch in Athen fortgesetzt werden. Venizelos kommentierte die Gespräche lediglich als "nützlich".

Eine mit den Gesprächen vertraute Quelle sagte der Nachrichtenagentur AFP in Athen, die Verhandlungen seien in einem "schwierigen Zustand" und drohten zusammenzubrechen. Die Anspannung bei allen beteiligten Parteien sei hoch. Am Vortag hatte der IIF erklärt, es gebe immer noch "ungelöste Kernpunkte" und die Zeit werde knapp. Wo genau die Knackpunkte liegen, wurde offiziell nicht bekannt.

Die Verhandlungspunkte

Venizelos (Foto: dapd)
"Nützliche Gespräche": Minister VenizelosBild: dapd

In den Verhandlungen geht es darum, dass private Gläubiger wie Banken dem hochverschuldeten Land die Hälfte der Schulden erlassen. Das entspräche rund 100 Milliarden Euro. Der Schuldenschnitt ist auch die Voraussetzung für ein zweites internationales Hilfsprogramm für Griechenland in Höhe von insgesamt 130 Milliarden Euro.

Nach Informationen der Deutschen Presseagentur aus griechischen Quellen geht es auch um den Zinssatz der neuen Anleihen, die nach einem Schuldenschnitt von 50 Prozent die alten Schuldverschreibungen ersetzen sollen, sowie um Garantien, dass es keinen neuen Schuldenschnitt geben werde. Auch werde verhandelt, welches Recht bei möglichen juristischen Verwicklungen gelten soll. Die Banken wollten, dass in diesem Fall nicht das griechische, sondern das strengere britische Recht gelte und Streitigkeiten im Vereinigten Königreich ausgehandelt würden, hieß es.

Aber selbst bei einer Einigung mit dem IIF würde die Lage Athens dramatisch bleiben. Die Privatgläubiger Griechenlands, Banken und andere Finanzunternehmen, hätten dann bis zu sechs Wochen Zeit, zu erklären, ob sie am Forderungsverzicht teilnehmen wollen. Verschiedene Banken und Hedge-Fonds scheinen sich aber zu sträuben. Wenn sie sich nicht grundsätzlich weigern, am Schuldenschnitt teilzunehmen, setzen sie entweder auf die volle Auszahlung der griechischen Schulden oder auf Ausfallversicherungen.

Autor: Herbert Peckmann (afp, dpa, rtr)
Redaktion: Rolf Breuch