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Geld für Super-Smartphone

Martin Achter, afp19. August 2013

Ein südafrikanischer Software-Unternehmer will die Welt der Smartphones durcheinander wirbeln: Ein Linux- basiertes High-End-Handy soll künftig den Desktop-PC ersetzen.

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Canonicals Smartphone Ubuntu Edge sammelt über die Crowd-Funding-Plattform Indigogo mehr als zehn Millionen US-Dollar und schafft es damit fast ins Guinness-Buch der Rekorde; Copyright: Canonica
Crowdfunding-Kampagne für Ubuntu EdgeBild: Canonical

Smartphones gelten als Hosentaschen-Computer: Sie sind klein, leicht und haben einen immensen Funktionsumfang. Ein wirklicher Ersatz für Schreibtisch-Rechner oder vollwertige Notebooks sind sie indes nicht. Dies könnte sich kommendes Jahr ändern. Dann soll das neue Oberklasse-Smartphone Ubuntu Edge ausgeliefert werden - ein Gerät, das mit angeschlossenem Bildschirm und Tastatur zum ausgewachsenen Computer wird.

Allerdings: Wer das Gerät künftig besitzen will, muss schon jetzt investieren. Denn Wirklichkeit wird dieses Stück Hightech nur, wenn sich bis zu diesem Mittwoch weltweit genug Interessenten finden. Der südafrikanische Software-Unternehmer Mark Shuttleworth schwärmt, wenn er von seinen geplanten Super-Smartphone erzählt. Das Ubuntu Edge werde "die Mobilität eines Smartphones und die Kraft eines Arbeitsplatz-Computers verbinden".

Erfolg mit Linux-Varianten

Ubuntu - das ist der Name des Betriebssystems, das die Geräte antreiben soll. Dabei handelt es sich um eine Version des frei verfügbaren Betriebssystems Linux, die Shuttleworth mit seinem britischen Unternehmen Canonical unterstützt. Aktuell gilt als die erfolgreichste Linux-Version weltweit, die bereits auf zahlreichen Laptops und Desktop-PC läuft.

Shuttleworth will mit dem Ubuntu Edge nichts weniger als neue Maßstäbe in der Smartphone-Welt setzen. Für Verbraucher heißt das: Investieren sie in das Gerät, erhalten sie im Frühjahr 2014 ein Smartphone, das - laut Shuttleworth - zur technologischen Speerspitze gehören. Das Ubuntu Edge sei ein Gerät, das "die alleraufregendsten Innovationen vereint, die zwar schon real, aber gerade mal am Horizont sichtbar sind".

Drei in Einem

So wird das Gerät mit drei Betriebssystemen laufen: Es wird das erste Handy überhaupt mit "Ubuntu-mobile" sein, der in Technologie-Kreisen viel gelobten Smartphone-Variante der Ubuntu-Software. Daneben läuft auch das Google-Betriebssystem Android, das auf 80 Prozent aller Smartphones zum Einsatz kommt. Verbraucher können auf den Telefonen also alle Daten und Anwendungen nutzen, auf die sie auch mit anderen Smartphones im Google-Ökosystem zugreifen. Und für den Betrieb am Schreibtisch ist eine Vollversion von Ubuntu hinterlegt. Auf eine solche Vollversorgung kann heute kein anderer Smartphone-Hersteller verweisen.

Der Datenspeicher wird mit 128 Gigabyte doppelt so groß sein wie bei aktuellen Smartphones mit bester Ausstattung. Der Arbeitsspeicher ist mit vier Gigabyte so umfangreich wie bei vielen Notebooks heute. Das Display wird hochauflösend und aus Saphirglas sein - "einem Material, dass so hart ist, dass man Diamanten in seiner Tasche haben müsste, um einen Kratzer zu hinterlassen", sagt Shuttleworth stolz.

Daneben wird das Gehäuse aus einem einzigen Stück Metall sein. Und beim Akku wollen die Hersteller auf eine neue Hochleistungstechnologie setzen, einen Lithium-Ionen-Akku mit Silizium-Anoden. Dieser ist deutlich leistungsfähiger als übliche Handybatterien - denn die sind heute die große Schwachstelle von Smartphones.

Schwarm-Finanzierung

Um das Gerät erstmals serienmäßig zu bauen, wählte Shuttleworth einen Finanzierungsweg, der immer populärer wird, das sogenannte Crowdfunding - Schwarmfinanzierung via Internet mit einer Vielzahl kleiner Investoren. Er habe festgestellt, dass sich die Industrie schwer tue mit neuen Smartphone-Betriebssystemen, sagt der Unternehmer. Die Firmen wollten keine neue Technologie für ein Gerät verwenden, wenn sie nicht sicher seien, dass sie es mindestens zehn oder 15 Millionen mal verkaufen können.

So sammelt Shuttleworth jetzt Geld von Interessenten über die Crowdfunding-Plattform Indiegogo. 32 Millionen US-Dollar (24 Millionen Euro) sollen es bis zum 21. August sein. Über elf Millionen Dollar hat Shuttleworth bereits. Nach den USA bestehe in Deutschland das größte Interesse, heißt es. Der Unternehmer will damit auch einen Rekord im Crowdfunding brechen. Mit umgerechnet 524 Euro müssen sich Interessenten beteiligen, wenn sie eines der High-End-Geräte besitzen wollen - das ist weniger, als das einfachste neue iPhone kostet. Finden sich nicht genug Investoren, gibt es das Geld komplett zurück.