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Hilaree Nelson in den Tod gestürzt

28. September 2022

Am Achttausender Manaslu im Westen Nepals ist die Leiche der weltweit bekannten Skibergsteigerin Hilaree Nelson geborgen worden. Die 49-Jährige wurde seit zwei Tagen vermisst.

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Porträt der Skibergsteigerin Hilaree Nelson
Hilaree Nelson stürzt beim Versuch einer Skiabfahrt vom Achttausender Manaslu tödlich abBild: Niranjan Shrestha/AP/dpa/picture alliance

Als hätte sie eine Vorahnung gehabt. "Ich habe mich auf dem Manaslu nicht so trittsicher gefühlt wie bei früheren Abenteuern in der dünnen Luft des hohen Himalaya", schrieb die weltweit bekannte Skibergsteigerin Hilaree Nelson vor wenigen Tagen auf Instagram. Zu diesem Zeitpunkt lag ein gescheiterter Gipfelversuch am Achttausender Manaslu im Westen Nepals hinter ihr. Zu gefährlich, hatten Nelson und ihr Lebenspartner Jim Morrison beschlossen - und waren auf rund 6800 Metern umgekehrt.

Bei ihrem nächsten Versuch am Montag schafften es die beiden US-Amerikaner, die bei ihrem Aufstieg Flaschensauerstoff nutzten, bis zum Gipfel auf 8163 Metern. Dort starteten sie ihre geplante Skiabfahrt. Wenig später stürzte Nelson in den Tod.

Nepalesischer Bergsteiger starb in Lawine

Am Mittwoch fand ein Rettungsteam, zu dem auch Morrison gehörte, die Leiche der 49-Jährigen in der Südflanke des Bergs auf rund 6000 Metern. Sie wurde geborgen und in die nepalesische Hauptstadt Kathmandu ausgeflogen.

Was genau am Montag geschah, schilderte Morrison auf Instagram so: "Ich fuhr zuerst los, nach ein paar Schwüngen folgte Hilaree und löste eine kleine Lawine aus. Sie wurde von den Füßen gerissen und einen schmalen Schneehang an der Südseite (gegenüber der Aufstiegsroute) des Bergs hinuntergespült."

Blick auf den 8163 Meter hohen Manaslu im Westen Nepals
Der 8163 Meter hohe Manaslu im Westen Nepals, der achthöchste Berg der ErdeBild: Florian Sanktjohanser/dpa-tmn/dpa/picture alliance

In der vergangenen Woche war am Manaslu viel Neuschnee gefallen. An Nelsons und Morrisons Gipfeltag war auf rund 7400 Metern eine große Lawine abgegangen. Ein nepalesischer Bergführer war dabei ums Leben gekommen, mehr als ein Dutzend Menschen waren verletzt worden, einige davon schwer. Bei den meisten handelte es sich um Nepalesen, die Ausrüstung ins letzte Hochlager bringen wollten. Und es hätte noch viel schlimmer kommen können: Mehrere hundert Bergsteigerinnen und Bergsteiger befanden sich im Aufstieg, jedoch noch weiter unten am Berg.

Kleinstadt aus Zelten 

Der Manaslu gilt seit einigen Jahren als der "Everest der Herbst-Klettersaison". Die Kunden der kommerziellen Teams stehen - auch im wörtlichen Sinne - Schlange, um den achthöchsten Berg der Erde zu besteigen. Die nepalesische Regierung stellte in diesem Jahr für mehr als 400 ausländische Bergsteigerinnen und Bergsteiger sogenannte "Permits", sprich Besteigungsgenehmigungen, aus - mehr als im vergangenen Frühjahr für den Mount Everest.

Das Manaslu-Basislager auf 4800 Metern sieht wie eine Kleinstadt aus Zelten aus, rund 1000 Menschen tummeln sich dort. Nelson und Morrison, beide Profibergsteiger, hatten den Massen zuvorkommen wollen und waren früher aufgestiegen.

Spektakuläre Skiabfahrten

Seit 2012 stand Nelson im Guinness-Buch der Rekorde. 2012 hatte sie als erste Frau weltweit innerhalb von 24 Stunden (mit Atemmaske) auf zwei Achttausendern gestanden: zunächst auf dem Mount Everest (8849 Meter), dann auf dem benachbarten Lhotse (8516 Meter), dem vierthöchsten Berg der Erde.

Für noch mehr Schlagzeilen hatte sie jedoch mit ihren extremen Skiabfahrten gesorgt. So meisterte sie im Herbst 2018 gemeinsam mit Morrison erstmals die sogenannte "Dream Line": vom Gipfel durch eine schmale, rund 45 bis 50 Grad steile Rinne bis hinunter ins "Western Qwm", das Everest-Hochtal. Die Zeitschrift "National Geographic" hatte Hilaree Nelson 2018 zur "Abenteurerin des Jahres" gekürt. Sie hinterlässt zwei Söhne, 15 und 13 Jahre alt.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter