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Glaube

Sie ist einfach verduftet … Gedanken zu Maria Himmelfahrt

16. August 2024

Dufte - für einige Deutsche gibt es einen zusätzlichen Feiertag, mitten im Sommer. Im Volksmund "Maria Himmelfahrt" genannt. Der Tag konfrontiert uns auch mit unserem eigenen Tod. Ein Beitrag der katholischen Kirche.

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Chiusi, Mosaik im Dom von San SecondianoBild: wjarek/YAY Images/IMAGO

Sie ist einfach verduftet…

So will man dieses Ereignis, des Todes Mariens nicht so gerne beschreiben. Denn wenn jemand verduftet, dann löst er sich in Luft auf und ist einfach verschwunden.

Aber mir gefällt dieses Wort.

Denn das Fest Mariä Himmelfahrt beschreibt den Tod eines Menschen, der Jesus sehr nahe stand. Seine Mutter. Und die kann doch nicht einfach so sterben und verwesen, wenn ihr Sohn in so herrlicher Weise nach seinem Tod in ein neues Leben gegangen ist.

Himmelfahrt, hört sich so an, als sei ein Mensch nach seinem Tod gleich nach oben gefahren, um im Schoß der Dreieinigkeit zu landen und die Krone des Lebens zu empfangen, quasi als Vollendung dessen, was Menschen schon immer sind: Königskinder. Und Maria, steht hier für alle Menschen. Ihr Tod hat somit auch eine Bedeutung für unser Lebensende. Sie hat das Lebensziel erreicht, wie ich es in ganz vielen Darstellungen in der Kirche sehe. Doch wo ist sie wirklich gelandet? Sie ist ja keine Rakete, die ins All geflogen ist. Manchmal wird das leere Grab Mariens voller duftender Blumen dargestellt. Blühende und duftende Blumen stehen für dieses Leben und das danach. Darum bringen Katholiken an diesem Festtag Blumen und Kräuter in die Kirche. Schönheit und Duft gegen den stinkenden Tod.

Doch was ist wirklich im Tod Mariens geschehen? Und was passiert nach unserem Tod?

Was nach dem Tod eines Menschen geschieht auszudrücken, war selbst für fromme Christen schwierig. Das Dogma, das 1950 formuliert wurde ist es auch: Dass "die unbefleckte, allzeit jungfräuliche Gottesmutter Maria nach Ablauf ihres irdischen Lebens mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen wurde" wirkt auf mich irgendwie lebensfern und lässt sich mit meiner Erfahrung vom Tod nicht decken, dafür stehe ich zu oft vor Särgen und Urnen.

Aufgenommen klingt aber irgendwie gut. Da nimmt mich jemand auf, nachdem ich meine Heimat hier verloren habe. Und da überzeugt mich ein Bild. In katholischen Kreisen war es früher bekannt, in orthodoxen ist es noch heute aktuell. Jesus holt seine Mutter, die auf dem Sterbebett liegt ab. Und wie ein Neugeborenes nimmt er die kleine Maria auf seinen Arm, wie sie zu Lebzeiten den kleinen Jesus auf dem Arm getragen hat. Doch das ist nicht die Frau, die auf dem Bett liegt, aber sie trägt ihre Züge. Es ist die Person Maria und das Ganze geschieht in einem Lichtkreis unterm Regenboden, der für den Bund mit Gott steht. Dieses Bild vom Tod Mariens beschreibt also die geistige Seite unseres Daseins. Darum nehmen die umstehenden Jünger auch nichts davon wahr, sie starren voller Trauer auf den Leichnam. Menschen haben einen Geist, der unsere körperlichen und unsere psychischen Erfahrungen verarbeitet und Entscheidungen trifft, das ist unbestreitbar. Und dieser Geist ist verbunden mit dem Göttlichen und somit mit allem. Das ist Glaube. Und ich bin davon überzeugt, dass dieser Geist im Leben lernt, wächst, sich ausprägt - meistens jedenfalls. Er macht mich zu der Person, die ich bin. Natürlich unter Zuhilfenahme meines Körpers und meiner Psyche, der Seele. Bleibt aber das Körperliche im Tod zurück, ist mein Geist, meine Person ganz verbunden mit Gott und nicht mehr getrennt durch Raum und Zeit, durch Materie. Und bei Maria, die das zeitlebens schon war, dürfte es ein Einfaches gewesen sein, dass zusammenfindet, was immer schon zusammengehört hat. Doch niemand hat’s mit eigenen Augen gesehen, auch nicht die, die am Sterbebett standen. Sie haben vielleicht wahrgenommen, wie friedlich sie gegangen ist. Dieser Tod hatte nichts Schreckliches: Darum passt hier am Ende dieses Lebens: Sie hat sich verströmt, ist verduftet. So will ich auch einmal gehen, als Mensch und als Christ.

Zum Autor:

Lorenz Seiser (*1968) Dekan in Baden-Baden, seit 1996 Priester und immer noch gerne.

Dieser Beitrag wird redaktionell von den christlichen Kirchen verantwortet.