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Sechs Monate Bewährung für Lyons Erzbischof

7. März 2019

Philippe Barbarin hat laut dem Gerichtsurteil einen Priester gedeckt, der Minderjährige missbraucht haben soll. Der Kardinal selbst will von dem so gut wie nichts mitbekommen haben - seine Anwälte legen Berufung ein.

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Der Erzbischof von Lyon, Kardinal Philippe Barbarin (Foto: Reuters/E. Foudrot)
Der Erzbischof von Lyon, Kardinal Philippe BarbarinBild: Reuters/E. Foudrot

In Frankreich ist der Erzbischof von Lyon, Kardinal Philippe Barbarin, wegen Missbrauchsvertuschung zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Ein Gericht in Lyon sprach ihn schuldig, einen katholischen Priester gedeckt zu haben, der Kinder und Jugendliche missbraucht haben soll. Die Anwälte des Kardinals kündigten Rechtsmittel gegen das Urteil an. Gleichwohl teilte Barbarin inzwischen mit, dass er Papst Franziskus um seine Entlassung bitten will.

Priester missbrauchte bis zu 70 Kinder und Jugendliche

Der Erzbischof musste sich seit Anfang Januar zusammen mit sechs anderen Geistlichen vor Gericht verantworten. Die Vorsitzende Richterin Brigitte Verney erklärte, die Schuld des 68-jährigen Erzbischofs beziehe sich auf sein Schweigen zu einem jüngeren Fall von Missbrauch ab dem Jahr 2014. Die Staatsanwaltschaft hatte weiter zurückliegende Vorwürfe für verjährt erklärt.

Jean-Felix Luciani ist einer der Anwälte von Kardinal Barbarin (Foto: picture-alliance/AP Photo/L. Cipriani)
Jean-Felix Luciani ist einer der Anwälte von Kardinal Barbarin Bild: picture-alliance/AP Photo/L. Cipriani

Der Priester Bernard Preynat soll der Zeitung "La Croix" zufolge in den 1970er Jahren im Erzbistum Lyon bis zu 70 Minderjährige missbraucht haben. Barbarin, der seit 2002 Erzbischof der Diözese ist, bestritt während des Prozesses, von dem Missbrauch gewusst zu haben. "Ich sehe nicht, wofür ich schuldig sein soll", so der Kardinal. Er gab lediglich an, erst 2014 von den Vorfällen erfahren zu haben, als das mutmaßliche Opfer Alexandre Hezez ihn kontaktierte. Doch die Informationen nach einem Treffen seien "vage" gewesen. Im Verlauf des Prozesses hatten Missbrauchsopfer Barbarin generell vorgeworfen, trotz oft früher Hinweise nicht zur Polizei gegangen zu sein. 

Ex-Pfadfinder und Missbrauchsopfer als Nebenkläger 

Der Prozess in Lyon wurde vom Opferverein "La Parole Liberee" (etwa: Die befreite Rede) initiiert. Zehn Mitglieder, ehemalige Pfadfinder und mutmaßliche Missbrauchsopfer des Priesters Preynat, traten als Nebenkläger auf. In Frankreich sind alle Bürger gesetzlich verpflichtet, Verdachtsfälle sexualisierter Gewalt an Minderjährigen der Justiz zu melden. 

Francois Devaux ist der Vorsitzende des Opfervereins "La Parole Liberee"  (Foto: picture-alliance/AP Photo/L. Cipriani)
Francois Devaux ist der Vorsitzende des Opfervereins "La Parole Liberee" Bild: picture-alliance/AP Photo/L. Cipriani

Papst Franziskus ist Forderungen nach einer Abberufung des Kardinals bisher nicht nachgekommen. Dem von Barbarin gedeckten Geistlichen Preynat selbst steht ein eigenes Verfahren noch bevor.

sti/rb (afp, dpa, kna)