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Politik

Schwarz-Rot-Gold: Vom Knopf zur Bundesflagge

18. Februar 2019

Vor hundert Jahren wurden Schwarz, Rot und Gold zu den deutschen Nationalfarben. Die Kombination reicht allerdings viel weiter zurück. Ein Ausflug in Geschichte und Symbolik der Deutschlandflagge.

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Balon-Galerie typisch deutsch
Bild: picture alliance/dpa/A. Warnecke

Schwarz, Rot, Gold - Farben des Widerstands, Farben der Emanzipation. So jedenfalls sah es Florian Geyer, einer der Führer des Deutschen Bauernkriegs im frühen 16. Jahrhundert. Damals erhoben sich die Bauern gegen den deutschen Hochadel und die ihm verbundenen Vertreter der Katholischen Kirche. Geyer stand an der Spitze einer Sozialrevolution, deren Anliegen sich in den Farben der Bewegung ausdrückte. Der Bauernführer soll es der Legende nach so ausgedrückt haben: "Unser Gold haben Adel und Pfaffen aus unserem Schweiß geschlagen, bis unsere Trauer schwarz war wie die Nacht und unsere Wut rot wie Blut. Wohlan denn, Brüder, setzen wir ihnen den roten Hahn auf die Dächer."

Emanzipation und Freiheit hatten sich auch das sogenannte Lützowsches Freikorps, ein Freiwilligenverband der preußischen Armee, auf die Fahne geschrieben, das sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts an den Kämpfen gegen die Armee des französischen Kaisers Napoleon beteiligte. Militärisch vermochte es zwar wenig auszurichten, doch die Idee eines Freiwilligenverbandes faszinierte viele Deutsche. So verkörperte das Korps die Sehnsüchte vieler Deutscher nach einem geeinten Staat, einer Regierung jenseits der vielen Fürstentümer, die das Land zergliederten. Noch war die deutsche Einheit allerdings ein ferner Traum. "Von schwarzer Nacht durch rotes Blut der goldenen Sonne entgegen" - so formulierte Theodor Körner, der als damals angesehener Dichter dem Lützowschen Freikorps beitrat und 1813 fiel, den langen Weg zum deutschen Bundesstaat.

Symbolik und Pragmatismus

Allerdings gab es auch ganz pragmatische Gründe für die drei Farben, sagt Ulrike Dittrich, Geschäftsführerin der Stiftung Hambacher Schloss, im Gespräch mit der DW. Denn eine einheitliche Uniform gab es zunächst nicht. "So färbte man vorhandene Kleidung einfach schwarz ein. Dann wurde sie mit roten Aufschlägen und mit goldenen Knöpfen - vermutlich aus Messing - versehen." Symbolik und Pragmatismus mischten sich: Das Schwarz der Nacht bot sich auch darum an, weil sich Kleidung mit Schwarz besonders leicht einfärben ließ.

23.06.2016 DW Doku Deutschland-Saga Teil 3 Hambacher Fest
Im Zeichen des Liberalismus: das Hambacher FestBild: ZDF

Schwarz-Rot-Gold waren auch die Farben von mehreren tausend Menschen, die sich 1832 auf den Weg zum Hambacher Schloss machten, um dort den alten Traum der deutschen Einheit zu feiern. Freiheit und Souveränität des Volkes waren weitere Ziele, die sich die auf dem Schloss Versammelten auf die Fahne geschrieben hatten. Die Farbkonstellation der derzeitigen Deutschlandflagge sei erstmals beim Hambacher Fest nahe Neustadt an der Weinstraße verwendet worden, sagt Ulrike Dittrich. "Im Anschluss an den Festzug, der sich für die Liberalisierung und ein vereinigtes Deutschland einsetzte und auch schon den Gedanken des konföderierten Europa mit sich trug, wurde die Flagge auf dem höchsten Turm des Hambacher Schloss gehisst." Auf dem Schloss, einem der großen Symbolorte der Geschichte der Deutschen Einheit, weht seitdem ständig eine Deutschlandfahne.

Die Revolution von 1848

Der Deutsche Bund, in dem sich der Kaiser von Österreich, die Könige von Preußen, Dänemark und der Niederlande sowie die deutschen Provinzfürsten und freien Städte zusammengeschlossen hatten, reagierte repressiv auf die Freiheitsbewegung. So brauchte es noch einmal gut anderthalb Jahrzehnte, bis sich das deutsche Bürgertum in der liberalen Revolution von 1848 zusammenfand, um für ein geeintes Deutschland zu kämpfen.

Deutschland Denkmal von Turnvater Friedrich Ludwig Jahn in Berlin
Sport und Freiheit: Friedrich Ludwig Jahn, genannt Turnvater JahnBild: picture-alliance/Arco Images/Schoening

Mit dabei: Friedrich Ludwig Jahn, später bekannt als Turnvater Jahn, Gründer der deutschen Turnerbewegung. Während der Befreiungskriege gegen Napoleon hatte er sportliche Übungen ersonnen, die die Soldaten für den Krieg stärken sollten. Auch jetzt, 1848, war er wieder dabei. "Noch immer trage ich die deutschen Farben, so ich im Befreiungskriege aufgebracht habe", erklärte er.

Zum Erfolg des bürgerlichen Kampfes trug bei, dass König Friedrich Wilhelm IV. im März in Berlin mit schwarz-rot-goldener Schärpe durch die Straßen ritt und sich an die Spitze der Revolution setzte. Im Mai 1848 konstituierte sich in der Frankfurter Paulskirche die Nationalversammlung, das vorläufige Parlament des im selben Jahr entstehenden Deutschen Reiches. Dieses mündete auf Umwegen 1871 in das Deutsche Kaiserreich. Das allerdings hatte die Nationalfarben Schwarz-Weiß-Rot . 

100 Jahre nach der ersten Republik

Als dieses Reich am Ende des Ersten Weltkrieg stürzte und aus den Revolutionswirren an seiner Stelle die Weimarer Republik entstand, entsannen sich deren Gründungsväter der Farben von 1848. Am 18. Februar 1919 beschloss ein Ausschuss der Deutschen Länder in der Nationalversammlung, sie als deutsche Nationalfarben einzuführen. 

100 Jahre Weimarer Verfassung
Gründungsakt der ersten deutschen Republik: die Verfasssungsgebende Versammlung 1919 in WeimarBild: picture-alliance/dpa

"Diese Farben wurden von Februar 1919 an in der ersten Demokratie als Flagge verwendet", so Ulrike Dittrich von der Stiftung Hambacher Schloss. "Doch später wurde diese Entscheidung dann von den Nationalsozialisten rückgängig gemacht. Die Nazis haben diese Flaggen sogar verbrannt - und mit ihnen symbolisch das liberale Gedankengut."

Deutschland habe aus dieser Erfahrung Lehren gezogen, erklärte Frank-Walter Steinmeier aus Anlass des 100. Jubiläums der Nationalfarben. "Den Verächtern der Freiheit dürfen wir diese Farben niemals überlassen", so der Bundespräsident. "Sondern lassen Sie uns stolz sein auf die Traditionslinien, für die sie stehen: Schwarz-Rot-Gold, das sind Demokratie und Recht und Freiheit!"

Wiege der deutschen Demokratie - Hambacher Schloss

DW Kommentarbild | Autor Kersten Knipp
Kersten Knipp Politikredakteur mit Schwerpunkt Naher Osten und Nordafrika