1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Saudischer Kronprinz flirtet mit Asien

18. Februar 2019

Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman besucht Pakistan, Indien und China. Es geht nicht nur um wirtschaftliche Beziehungen, sondern auch um politische Kooperation. Mohammed ist auf Erfolge dringend angewiesen.

https://p.dw.com/p/3DanC
Pakistan Saudischer Kronprinz Mohammed bin Salman zu Besuch
Bild: picture-alliance/dpa/SPA

Die Taubenhändler von Islamabad, Rawalpindi und anderer Städte im pakistanischen Norden hatten vergangene Woche Grund zur Freude: Ihr Angebot fand reißenden Absatz. Rund 3500 Tauben hatten die Emissäre der Regierung Imran Khan gekauft, um mit ihnen den saudischen Kronprinz Mohammed bin Salman, kurz MbS genannt, zu ehren.

Mohammed schloss am Montag einen zweitägigen Staatsbesuch in Pakistan ab. Unter den rund 1000 Begleitern des Kronprinzen befanden sich auch zahlreiche Geschäftsleute. Allein in Pakistan sollen sie Presseberichten zufolge Verträge im Wert von 20 Milliarden US-Dollar - knapp 18 Milliarden Euro -abgeschlossen haben.

Die Reise, ist in dem Internet-Magazin "Al Monitor" zu lesen, dient nicht nur ökonomischen Interessen. Es soll auch darum gehen, das ramponierte Ansehen des Saudischen Königreichs wiederherzustellen. "Die Saudis wollen die Reise unbedingt als gewöhnliche Geschäftsreise darstellen und den Eindruck erwecken, die Auswirkungen der Ermordung des Washington Post-Kolumnisten Jamal Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul seien vorüber", heißt es in dem Magazin.

Pakistan Saudischer Kronprinz Mohammed bin Salman zu Besuch
Roter Teppich: Mohammed bin Salman beim Empfang in IslamabadBild: picture-alliance/dpa/SPA

Eine Region in Unruhe

Doch ausschließlich dem Handel dürfte sich der Kronprinz in Islamabad kaum widmen können. Denn in Pakistan ist das politische Klima gereizt. In der vergangenen Woche explodierte in der Region Kaschmir eine Autobombe. Der Anschlag riss mehr als 40 indische Soldaten in den Tod. Indien beschuldigte Pakistan daraufhin, den für den Terrorakt verantwortlichen Milizen Unterschlupf zu gewähren. Pakistan wies die Anschuldigungen umgehend zurück. Zugleich verurteilte die Regierung in Islambad den Terrorakt.

Am Wochenende erklärte die saudische Regierung, in dem Konflikt vermitteln zu wollen. "Unser Ziel ist es, die Spannungen zwischen den beiden Ländern zu verringern und nach Möglichkeiten zu suchen, die  Differenzen friedlich beizulegen", hieß es aus Riad. Gelänge dies, könnte Saudi-Arabien sich als konstruktive Ordnungsmacht präsentieren - und so das schlechte Image, das es seit der Ermordung Gamals Khashoggis mit sich schleppt, zumindest in Teilen korrigieren.

Ernüchterung in den Beziehungen zu den USA

Ein solcher Erfolg wäre umso wichtiger, als Saudi-Arabien im Westen nur noch auf geringe Sympathien zähen kann. Das gilt selbst mit Blick auf den bisher engsten Verbündeten, die USA. Zwar hat sich US-Präsident Donald Trump nach dem Mord an Khashoggi überaus zurückhaltend geäußert. Doch weite Teile der US-Politik, so der Polit-Analyst Steven A. Cook in dem Magazin Foreign Policy, stünden dem Königreich inzwischen distanziert gegenüber. "Die Vorstellung, der Kronprinz und Saudi-Arabien wären ein Gewinn für die Vereinigten Staaten war reines Wunschdenken. In der Praxis haben die Saudis nichts als Kopfschmerzen bereitet."

Partnerschaft mit Indien

Erfolgreicher als in Pakistan dürfte die diplomatische Mission Saudi-Arabiens in Indien sein. Indien ist seit langem enger Handelspartner Saudi-Arabiens. Allein in das Energie-Unternehmen "Ratnagiri Refinery" hat das Königreich mehrere Milliarden US-Dollar investiert. Auch über Investitionen in Infrastruktur, Tourismus, Verteidigungs und Terrorbekämpfung sind beide Länder eng miteinander verknüpft. Geplant sind auch gemeinsame Projektion in Afrika, insbesondere in der Landwirtschaft. 

Gitex 2017  Ruyaa (Vision) 2030 Pavilion Saudi Arabien
Objekt der Neugierde: Der Wirtschaftsplan "Vision 2030"Bild: Getty Images/AFP/G. Cacace

In Zukunft mit "Yuan-Dollar" zahlen?

Einen Tick schwieriger sind die Beziehungen Saudi-Arabiens zu China. Das Land ist seit langem Abnehmer der saudischen Erdöl-Exporte. Als beunruhigend bewerten amerikanische Ökonomen Presseberichten zufolge den Umstand, dass Saudi-Arabien einen Teil seines Defizits zuletzt in Anleihen der chinesischen Landeswährung, dem Yuan, aufgenommen hat. Sollten sich auch andere Länder dem Yuan öffnen, könnten sie diesem irgendwann auch für ihr Ölgeschäfte den Vorzug vor dem Dollar geben. Der "Petrodollar" bekäme dann Konkurrenz durch den "Yuan-Dollar".

Zwar könnten die USA versucht sein, diese Entwicklung durch verringerte Waffenexporte an Saudi-Arabien zu unterbinden. Unübersehbar ist aber, dass Saudi-Arabien seine Handelsbeziehungen diversifiziert. Dabei kann das Königreich durchaus auf Erfolge verweisen. So deutete der chinesische Botschafter in Saudi-Arabien bereits das Interesse seines Landes an Mbs's großem wirtschaftlichen Zukunftsplan, der "Vision 2030", an.

Ein zu großer wirtschaftlicher Einfluss dürfte der Herrscherfamilie allerdings auch nicht recht sein, heißt es auf der Webseite "The Diplomat". Die saudische Regierung dürfte bestrebt sein, die chinesischen Investitionen in Grenzen zu halten. "Die saudische Zurückhaltung gegenüber chinesischem Investment lässt sich durch die Sorge erklären, China könne seinen wirtschaftlichen Einfluss auch politisch geltend machen, wie es das in Pakistan und auf den Philippinen getan hat", so "The Diplomat". Darum habe Saudi-Arabien großes Interesse, seine Beziehungen nach Asien möglichst zu diversifizieren. Eben dies hat MbS auf den anderen Stationen seiner Reise getan.

DW Kommentarbild | Autor Kersten Knipp
Kersten Knipp Politikredakteur mit Schwerpunkt Naher Osten und Nordafrika