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Zadrazil: "Es gibt nicht nur Männerfußball"

Mark Meadows
5. Oktober 2021

Die neu gestaltete Champions League bietet eine große Chance für den Frauenfußball, findet Sarah Zadrazil. Die Spielerin des FC Bayern spricht auch über den Missbrauchsskandal im US-Fußball.

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Fußball | Frauen | Sarah Zadrazil | FC Bayern München
Die Österreicherin Sarah Zadrazil, Spielmacherin des deutschen Meisters FC Bayern MünchenBild: Catherine Ivill/Getty Images

"Wir wollen junge Mädchen zum Spielen inspirieren und den Leuten zeigen, wie cool es ist, Fußball zu spielen, und dass Frauenfußball fantastisch ist", sagt Sarah Zadrazil der DW. Die Mittelfeldspielerin des deutschen Meisters FC Bayern München freut sich auf den Start der neu gestalteten Champions League der Frauen ab diesem Dienstag. Die UEFA hat das Preisgeld der Frauen-Champions-League vervierfacht, auf 24 Millionen Euro. "Der Frauenfußball wächst, er wird immer größer. Und ich denke, es ist wichtig, dass die großen Vereine investieren und das Potenzial des Frauenfußballs erkennen."

Neben den Bayern haben auch andere Männervereine mit großem Namen in den vergangenen Jahren die Investionen in ihre Frauenmannschaften gesteigert, etwa der VfL Wolfsburg oder die TSG Hoffenheim, die ebenfalls das Ticket für die Champions League der Frauen gelöst haben. "Traditionelle" Frauenvereine wie Zadrazils Ex-Klub Turbine Potsdam haben dagegen an Bedeutung verloren. "Es gibt einen großen Unterschied zwischen Potsdam und Bayern", sagt die 28 Jahre alte Österreicherin. "Bei den Bayern hat man einfach viel mehr Möglichkeiten."

Gegen Rekordsieger Lyon

Zu den Neuerungen in der Champions League gehört die Gruppenphase, in denen vier Teams je Gruppe um den Einzug ins Viertelfinale spielen. Die ersten beiden jeder Gruppe qualifizieren sich für die Rund der besten Acht. Zuvor war die Königsklasse bei den Frauen komplett im K.o.-Modus mit Hin- und Rückspielen ausgetragen worden.

"Ich finde das neue Format wirklich cool", sagt Zadrazil. "Man hat mehr Spiele und trifft auch schon in der Gruppenphase auf Topteams." So bekommen es die Münchnerinnen in ihrer Gruppe mit Champions-League-Rekordsieger Olympique Lyon zu tun. Der französische Klub triumphierte siebenmal in der Königsklasse, zwischen 2016 und 2020 fünfmal in Serie.

"Es wird schwer, gegen Lyon zu spielen", erwartet Zadrazil. "Aber wir haben uns als Mannschaft im Vergleich zum vergangenen Jahr weiterentwickelt. Schon die letzte Saison war großartig, jetzt haben wir noch einige neue Spielerinnen in der Mannschaft."

Schockierende Anschuldigungen

Der jüngste Skandal um sexuellen Missbrauch im US-Frauenfußball beschäftigt auch die Spielerinnen in Deutschland. "Ich denke, wir sollten alle zusammenhalten und wie eine große Gemeinschaft sein, die sich gegenseitig unterstützt", sagt Sarah Zadrazil. "Es ist möglich, das Bewusstsein zu schärfen und den Menschen zu sagen, dass es in Ordnung ist, seine Meinung zu sagen, und dass es nicht in Ordnung ist, wenn so etwas passiert. Ich finde es gut, dass sich Stars wie Alex Morgan [Anm. d. Red.: Weltmeisterin mit dem US-Team 2015 und 2019] zu Wort melden und das Bewusstsein schärfen, denn es ist immer noch ein Problem." Der US-Erstligist North Carolina Courage hatte seinen englischen Trainer Paul Riley entlassen, nachdem Ex-Spielerinnen dem Coach sexuelle Übergriffe vorgeworfen hatten.

"Auch an die Spielerinnen denken"

Bayern-Spielerin Zadrazil hofft, dass die neu gestaltete Champions League für positive Schlagzeilen rund um den Frauenfußball sorgt und auch die Diskussion um die Pläne der FIFA, künftig alle zwei Jahre Weltmeisterschaften austragen zu lassen, in den Hintergrund drängt.

Die Österreicherin hält nichts von dem vorgeschlagenen neuen Rhythmus: "Alle zwei Jahre eine WM, dazu die EURO und die Olympischen Spiele. Das ist eine große Belastung, man muss an die Spielerinnen und Spieler denken", mahnt Zadrazil. Jetzt aber will sie sich voll und ganz auf die europäische Eliteklasse konzentrieren: "Die Champions League gibt uns die Chance zu sagen: 'Hey Leute, schaut euch den Frauenfußball an, der ist super.' Es gibt nicht nur Männerfußball."

Aus dem Englischen adaptiert von Stefan Nestler.