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Rückkehr des Alltags in London

11. Juli 2005

Vier Tage nach den Terroranschlägen suchen die meisten Londoner die Rückkehr zur Normalität. Unterdessen fürchten Ermittler, dass die Attentäter weitere Anschläge planen könnten.

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Bieten dem Terror die Stirn: Pendler in LondonBild: AP

Viele Pendler, die nach den Anschlägen von London der Arbeit ferngeblieben waren, fuhren am Montag (11.7.) erstmals wieder in die Innenstadt. Nach einem Tag der Gebete für die Opfer stiegen sie wieder in die U-Bahnhöfe hinab oder nahmen den Bus. An die permanenten Durchsagen in der U-Bahn, Taschen nicht unbeaufsichtigt zu lassen und Verdächtiges sofort zu melden, hatten sich die Londoner schon vor den Anschlägen gewöhnt. "Ich habe erst ein bisschen gezögert, dann aber doch die U-Bahn genommen", sagte etwa der 20-jährige Büroangestellte Daniel Jakes. "Weil sich die Leute alle gegenseitig angestarrt haben, war ich dann ein bisschen paranoid." Auch Londons Bürgermeister Ken Livingstone stieg demonstrativ in die U-Bahn, um den Briten Mut zu machen.

"Nicht in die Knie zwingen lassen"

"London ist für Handel und Geschäfte bereit", sagte der stellvertretende Londoner Polizeichef Andy Trotter. Die Stadt müsse demonstrieren, dass sie sich von Terroristen nicht in die Knie zwingen lasse. Allerdings gehen die Ermittler davon aus, dass die Täter wahrscheinlich noch am Leben sind und neue Anschläge planen könnten. Innenminister Charles Clarke hatte am Sonntag gesagt: "Bis wir die Bande, die am Donnerstag diese Anschläge begangen hat, aufgespürt haben, fürchten wir natürlich weitere Anschläge." Bei den Sicherheitskräften war die Terroralarmstufe so hoch wie nie, berichtete die Zeitung "The Times". Es sei die zweithöchste Stufe, noch höher als nach den Anschlägen vom 11. September 2001. Zeitweise wurde am Montag die Umgebung der U-Bahn-Station King's Cross evakuiert, weil dort ein verdächtiges Paket entdeckt worden war.

31 Menschen werden noch vermisst

Nach Terroranschlag in London Doppeldeckerbus
Der bei den Anschlägen zerstörte Bus.Bild: AP

Am Montag wurde das erste Todesopfer offiziell identifiziert. Bisher waren Familien der bislang feststehenden 52 Todesopfer nur informell unterrichtet worden. Namenslisten gab es noch nicht. 31 Menschen galten nach BBC-Angaben nach den vier Explosionen vom Donnerstag noch als vermisst. Bei den Explosionen waren 700 Menschen verletzt worden, zu Wochenbeginn wurden noch mehr als 60 Menschen in den Krankenhäusern behandelt. Besonders die Bergungsarbeiten am Bahnhof King's Cross waren sehr schwierig, weil auch Hitze, Staub und Ungeziefer den Helfern die Arbeiten in dem Wrack und die Bergung der Leichen erschwerten.

Bevölkerung soll Fotos abliefern

Die Polizei erhofft sich von privaten Tatortbildern zusätzliche Hinweise auf die Attentäter. Ein Sprecher rief die Bevölkerung auf, unmittelbar nach den Anschlägen entstandene Fotos, Videos und Bilder von Fotohandys den Ermittlern zu überlassen. Bei einer speziellen Rufnummer der Polizei gingen mehr als 1700 Anrufe ein. Unter anderem beschäftigt die Fahnder, warum die Bombe in dem Doppeldeckerbus fast eine Stunde nach den drei fast simultanen Detonationen in der U-Bahn hochging.

Festgenommene wieder auf freiem Fuß

Die Polizei geht von Tätern aus dem Umfeld der radikal-moslemischen El Kaida aus, die auch für die Anschläge in den USA 2001 und in Madrid 2004 verantwortlich gemacht wird. Ob sie aus London oder aus dem Ausland kamen, ist nach wie vor offen. Drei am Sonntag am Londoner Flughafen Heathrow festgenommene Terrorverdächtige wurden wieder auf freien Fuß gesetzt. Wie die britische Polizei mitteilte, gibt es keine weiteren Verdachtsmomente gegen die drei Briten. Zuvor hatte die Polizei schon erklärt, die Festnahmen stünden nicht im Zusammenhang mit den Anschlägen. (stu)