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Tote und Verletzte in Taiwan: Wie entstehen Erdbeben?

Veröffentlicht 9. September 2023Zuletzt aktualisiert 3. April 2024

Ein starkes Erdbeben hat die Ostküste Taiwans erschüttert – es ist der schwerste Erdstoß seit 25 Jahren. Die Insel liegt in einem Gebiet, das besonders erdbebengefährdet ist. Was passiert in diesen Regionen?

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Feuerwehrleute stehen nach dem Erdbeben vor einem auf die Seite gekippten Gebäude
Der einzige Schutz vor katastrophalen Schäden ist eine erdbebensichere BauweiseBild: picture alliance/AP

Die Zahl der Todesopfer und Verletzten nach dem Erdbeben in Taiwan steigt weiter. Laut Agenturberichten gab es die meisten Opfer nahe dem Epizentrum in der Region Hualien, einer bergigen Gegend an der Ostküste des Landes.

Wie stark war das Erdbeben in Taiwan?

Die US-Erdbebenwarte USGS gab die Stärke des Bebens mit 7,4 auf der Richterskala an. Zahlreiche Gebäude stürzten ein oder gerieten in eine bedrohliche Schieflage. Laut Agenturberichten haben strengere Bauvorschriften offenbar eine größere Katastrophe verhindert.

Eine ähnlich starke Erschütterung hatte es in Taiwan zuletzt 1999 gegeben. Damals waren mehr als 2.400 Menschen ums Leben gekommen.

Erdbeben in Taiwan sind keine Seltenheit. Die Insel liegt auf einer sogenannten Verwerfungslinie, zwei Erdplatten treffen hier aufeinander.

Wie entstehen Erdbeben?

Die Erdkruste ist wie eine Art Puzzle aufgebaut, das aus vielen Einzelteilen besteht: aus ein paar gigantischen ozeanischen Platten und mehreren kleinen kontinentalen Krustenplatten. Wie viele kleine und kleinste Erdplatten es tatsächlich gibt, ist in der Wissenschaft umstritten. 

Die verschiedenen Platten "schwimmen" auf dem flüssigen Erdinneren. Durch aufquellendes Magma aus dem Erdkern an einigen Bruchstellen verschieben sie sich und wandern einige Zentimeter pro Jahr.

Das passiert seit Milliarden Jahren, ist also ganz normal. Sie bewegen sich entweder voneinander weg, reiben aneinander oder schieben sich untereinander. Dann bewegt sich der darüber liegende Kontinent. Diese Bewegungen heißen Plattentektonik. 

Die Plattentektonik führt immer wieder dazu, dass sich Platten verhaken. Die Spannungen im Gestein wachsen dann und können sich, wenn sie zu groß werden, ruckartig lösen. Von diesem Epizentrum aus verbreiten sich dann Druckwellen bis an die Erdoberfläche und werden als Erdbeben spürbar.

Besonders gefährdet sind deshalb Regionen, die über sogenannten Verwerfungslinien liegen, also wo zwei tektonische Platten der Erdkruste aufeinandertreffen. Ab 5,0 auf der sogenannten Richterskala, mit deren Hilfe Seismologen die Stärke eines Erdbebens angeben, kann es zu sichtbaren Schäden beispielsweise an Gebäuden kommen.

Kommt es zu einem Beben unterhalb eines Ozeans, können Tsunamis entstehen. Diese sich mit hoher Geschwindigkeit verbreitenden Wellen können zu verheerende Überflutungen führen, wenn sie auf Festland treffen. Aufgrund der ständigen seismischen Aktivität in Regionen an den Plattenrändern sei es sehr schwierig, schwerere Beben vorauszusagen, sagt Fabrice Cotton, Professor für Seismologie am Geoforschungsinstitut (GFZ) in Potsdam.

Was sind Nachbeben?

Starke Erdbeben ziehen so gut wie immer eine Serie kleinerer Erschütterungen nach sich. Diese Nachbeben entstehen, weil sich die tektonischen Platten am Epizentrum noch hin und her bewegen und erst langsam wieder zur Ruhe kommen. Doch auch die schwächeren Nachbeben können großen Schaden anrichten: Gebäude, die durch das eigentliche Erdbeben nur beschädigt wurden, stürzen schließlich doch zusammen und sorgen für noch mehr tote, verletzte und obdachlose Menschen.

"Die einzige Möglichkeit, Menschen vor Erdbeben zu schützen, ist durch erdbebensicheres Bauen", sagt Cotton.

Erdbebensichere Häuser durch künstliche Intelligenz

 

DW Mitarbeiterportrait | Julia Vergin
Julia Vergin Teamleiterin in der Wissenschaftsredaktion mit besonderem Interesse für Psychologie und Gesundheit.