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Deutsche Rechenzentren expandieren

15. Februar 2022

Was haben Rechenzentren und Stahlwerke gemeinsam? Einen hohen Stromverbrauch. Während die Stahlkocher versuchen, mehr grünen Stahl zu erzeugen, werden Rechenzentren immer größer und verbrauchen viel Energie.

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Symbolbild I Rechenzentrum
Bild: Jürgen Lösel/dpa/picture alliance

Laut einer vom IT-Branchenverbands Bitkom in Auftrag gegeben Studie sind die Kapazitäten von Rechenzentren gemessen an der IT-Leistung von 2010 bis 2020 bereits um 84 Prozent gestiegen.

Auch der Energiebedarf hat sich in diesem Zeitraum auf 16 Milliarden Kilowattstunden von 10,5 erhöht. Das entspreche einem Anteil von 0,6 Prozent am Gesamtenergieverbrauch in Deutschland.

Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder mahnte, Rechenzentren müssten ihren CO2-Abdruck durch die verstärkte Nutzung von Abwärme oder den Einsatz regenerativer Energieträger verbessern: "Bei Rechenzentren spielen die Energiekosten eine größere Rolle als bei Stahlkochern", so Rohleder.

Treibhausgasemissionen rückläufig

Laut der Studie, die vom Borderstep Institut durchgeführt wurde, ist das Wachstum der Rechenzentrums-Kapazitäten vor allem auf den zunehmenden Ausbau von Cloud Computing zurückzuführen. Die Autoren gehen davon aus, dass dieser Bereich bis 2025 zum dominierenden Bereitstellungsmodell entwickeln und mehr als die Hälfte der Kapazitäten deutscher Rechenzentren ausmachen wird.

Symbolbild I Rechenzentrum
Ein Rechenzentrum vom Vodafone in FrankfurtBild: Boris Roessler/dpa/picture alliance

Anders als die stark gewachsene IT-Leistung und der Energiebedarf, sind die durch deutsche Rechenzentren und kleinere IT-Installationen verursachten Treibhausgasemissionen seit 2018 rückläufig. Mit rund sechs Millionen Tonnen CO2 lagen sie im Jahr 2020 wieder auf dem gleichen Niveau wie 2010. Um die Klimaziele einzuhalten sei nötig, "dass ausreichend Strom aus regenerativen Quellen verfügbar ist", so Bitkom-Hauptgeschäftsführer Rohleder.

Frankfurt ist Knotenpunkt

Bisher weist das Bundesland Hessen die höchste Rechenzentrumsdichte in der Bundesrepublik auf. Gemessen an der IT-Leistung pro Einwohner kommt Hessen der Studie zufolge auf einen mehr als dreimal höheren Wert als Hamburg oder Berlin.

Insbesondere die deutsche Hauptstadt werde aber an Bedeutung gewinnen, hieß es. Die Betreiber profitieren laut Rohleder auch von der strengen Auslegung des Datenschutzes hierzulande: "Dadurch müssen Daten im Land gehalten und hier verarbeitet werden." Die Rechenzentren seien ein wichtiger Arbeitgeber und beschäftigten rund 130.000 Arbeitskräfte in Vollzeit, weitere 80.000 Arbeitsplätze seien direkt von ihnen abhängig" so Rohleder.

Potenzieller Wachstumsdämpfer könnte der Fachkräftemangel sein. Außerdem beklagt Rohleder bürokratische Hürden und hohe Strompreise. "Die im europäischen Vergleich sehr hohen Stromkosten sind ein entscheidender Standortnachteil für deutsche Rechenzentren. Es macht aus technologiepolitischer Sicht keinen Sinn, einerseits die Halbleiterindustrie mit zweistelligen Milliardenbeträgen zu fördern und andererseits die Rechenzentren mit den höchsten Stromkosten in Europa aus dem Land zu treiben."

nm/hb (dpa, rtr, Bitkom)