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Porsche-Börsengang in schwierigem Umfeld

Mischa Ehrhardt Frankfurt am Main
29. September 2022

Trotz des schwierigen Börsenumfeldes ist der Börsengang von Porsche ein Erfolg. Die Nachfrage nach den Aktien war riesig. Nach holprigem Start gelingt der Aktie ein fulminantes Debüt.

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Porsche CEO Oliver Blume
Oliver Blume, Chef von Volkswagen und Porsche läutet die Glocke zur Eröffnung des Handels an der Börse in Frankfurt Bild: Michael Probst/AP/picture alliance

Nach der Deutschen Telekom hat Porsche am Donnerstag den zweitgrößten Börsengang der deutschen Wirtschaftsgeschichte hingelegt. Der erste Kurs der Vorzugsaktie an der Frankfurter Börse lag bei 84 Euro, dann begann das Zittern. Das Papier des Stuttgarter Sportwagenbauers fiel auf den Ausgabepreis von 82,50 Euro zurück, startete schließlich aber durch und kletterte um bis zu fünf Prozent auf 86,76 Euro.

Bis Mittwochnachmittag konnten die Aktien gezeichnet werden. Nach Abschluss der Zeichnungsfrist hatte das Unternehmen mitgeteilt, insgesamt 113,9 Millionen Vorzugsaktien zum Preis von 82,50 Euro - und damit am oberen Ende der Spanne - ausgegeben zu haben. Die Porsche AG kommt damit auf einen Börsenwert von 75 Milliarden Euro. 

Damit ergibt sich beim Verkauf der Papiere ein Emissionsvolumen von 9,4 Milliarden Euro. Bislang hat nur die Telekom bei ihrem Börsengang 1996 mit 9,65 Milliarden Euro mehr Geld durch den Sprung an die Börse eingenommen. Die tatsächlichen Einnahmen mit rund 19,5 Milliarden Euro durch den Börsengang liegen für Volkswagen mehr als doppelt so hoch. Grund dafür ist, dass mit dem Börsengang auch 25 Prozent der Porsche-Stammaktien an die Porsche-Automobil Holding gehen, die von den Familien Porsche und Piëch beherrscht wird.

Schwergewicht auf dem Parkett

Die Investmentholding wiederum hält über 53 Prozent der Stammaktien des Volkswagen-Konzerns. Durch den Börsengang bekommen die Eigner damit wieder direkten Zugriff auf den Porsche-Konzern. Den hatten sie mit der gescheiterten Übernahme des VW-Konzerns durch die kleine Sportwagenschmiede vor rund zehn Jahren verloren.

Börsengang des Autoherstellers Porsche
Endlich mal wieder viel los auf dem Parkett in Frankfurt. Porsche ist der einzige nennenswerte Börsengang des JahresBild: Arne Dedert/picture alliance/dpa

Die Hälfte des Geldes soll im Volkswagen-Konzern bleiben, um die Transformation in Richtung Elektromobilität bei gleichzeitiger digitaler Vernetzung zu finanzieren. 49 Prozent der Erlöse sollen in Form einer Sonderdividende an die Volkswagen-Aktionäre fließen.

Porsche ist bislang eine von zwölf Markentöchtern im Volkswagen-Konzern - und mit einigem Abstand die wertvollste; sie gilt nicht nur als Ertragsperle des Konzerns. Sondern sie wird ab Donnerstag auch ein Schwergewicht an der Börse sein. Der Sportwagenbauer startet seine Börsenkarriere mit einem Börsenwert von rund 75 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Volkswagen selbst ist auf dem Parkett rund 85 Milliarden Euro wert. Mercedes-Benz wird mit 58 Milliarden bewertet, bei BMW sind es knapp 48 Milliarden.

Auch Privatanleger bekommen etwas ab

Volkswagen hat in Vorbereitung des Börsenganges von Porsche das Grundkapital in 50 Prozent Stammaktien und 50 Prozent Vorzugsaktien unterteilt. Stammaktien bringen ein Stimmrecht mit sich, bei Vorzugsaktien fällt dafür oft die Dividende höher aus. Bis zu 25 Prozent der Porsche-Vorzugsaktien können von Anlegern gekauft werden. Neben großen institutionellen Ankerinvestoren wie dem katarischen Staatsfonds QIA, einer Holding aus Abu Dhabi und dem norwegischen Staatsfonds können auch Privatanleger zum Zug kommen.

Börsengang des Autoherstellers Porsche
Aufgereihte Autos des Sportwagenbauers Porsche vor der Frankfurtter BörseBild: Arne Dedert/picture alliance/dpa

Porsche verspricht sich vom Sprung an die Börse mehr Selbstständigkeit. Außerhalb der Volkswagen-Konzernstrukturen erhofft man sich mehr Sichtbarkeit und ein flexibleres Steuern des Konzerns. Dass Porsche nun eigenständig zu mehr Glanz kommen dürfte, belegt spätestens dieser Börsengang - inmitten eines durchaus schwierigen Börsenumfeldes. Seit Wochen sind die Aktienmärkte im Sinkflug begriffen, weil die hohe Inflation und Rezessionssorgen den Handel fest im Griff halten. Daher halten einige Beobachter den Sprung auf das Parkett zum jetzigen Zeitpunkt für gewagt.

Zusätzliche Fragen wirft die Doppelfunktion von Oliver Blume auf. Der Porsche-Chef ist zugleich auch zum neuen Chef des Volkswagen-Konzerns aufgestiegen. Beobachter befürchten, dass beide Rollen schlecht miteinander vereinbar sind. Bei Volkswagen und Porsche teilt man derlei Bedenken nicht. Für die Fälle, in denen mögliche Interessenskonflikte auftreten könnten, sei man gut vorbereitet, heißt es im Volkswagen-Konzern.

Der Artikel wurde am 29.9. aktualisiert.