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Politik direkt Forum vom 24. 03. 2008

1. April 2008

"Soll sich die Politik aus dem Sport raushalten?"

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Anti-chinesische Proteste in Lhasa, Tibet. (AP Photo)Bild: AP

Informationen zum Thema:

Tibet und Olympia - wie der Sport zum Spielball der Politik wird

Bilder gab es nur wenige. Aber in den Meldungen aus Tibet war nach den anti-chinesischen Protesten von vielen Toten die Rede, sogar von Hunderten. Die kommunistische Regierung in Peking hatte kurz vor Beginn der Olympischen Spiele in China ihre hässliche Fratze gezeigt. Viele hatten vergessen, dass die kommenden Olympischen Spiele in einer Diktatur stattfinden. Das hatte das Internationale Olympische Komitee bereits 2001 so entschieden. Schnell gab es Rufe nach einem Boykott und Appellen an die chinesische Regierung. Doch die Sportler wollen eigentlich nur eines: um Medaillen kämpfen. Dass nun der Sport schon wieder zum Spielball der Politik geworden ist, können sie nicht verstehen.

Unsere Frage lautet:

"Soll sich die Politik aus dem Sport raushalten?"

Antworten unserer Zuschauer:

Gerhard Seeger, Philippinen:

"Wie China es mit den Menschenrechten hält und sein gespanntes Verhältnis zu Tibet, war schon vorher sehr gut bekannt! Trotzdem bekam China den Zuschlag für die Olympischen Spiele. Ulrike Meyfarth bemerkte im Beitrag richtig: 'Der Mammon regiert!' und hat wohl auch die Olympia-Vergabe beeinflusst. Das chinesische Volk kann nichts dafür, was die Regierung macht. Außerdem werden die Chinesen schlecht informiert. Würde jetzt boykottiert, würden die Chinesen möglicherweise nicht einmal die Gründe dafür erfahren. Da die Politik vorher nichts unternommen hat, wäre es vielleicht besser, wenn sie sich jetzt auch heraushalten würde. Allerdings sollte man dem Internationalen Olympischen Komitee genauer auf die Finger schauen!"

Lukas Kranich, Chile:

"Ohne die Politik kann ein Sportfest wie es die Olympischen Sommerspiele sind, gar nicht stattfinden. Dennoch sollte man die Wahl des Austragungsortes gut überdenken, um Ländern, die Menschenrechte verletzen, keine Möglichkeit zu bieten, aus sportlichen Veranstaltungen Profit zu schlagen. Des weiteren würde mich interessieren, wie weit Angela Merkel einen Diskus werfen kann."

Stephan Pabel, Brasilien:

"Wenn Sportler oder Sportmannschaften Länder oder Staaten repräsentieren sollen oder wollen, sind derartige Veranstaltungen automatisch auch politisch, egal, ob sie das wollen oder nicht. Wer an den Olympischen Spielen teilnimmt, vertritt nicht sich selbst oder einen Verein, sondern ein Land oder einen Staat. Die Teilnahme ist die Anerkennung eines sportlichen internationalen Länderwettkampfes, also auch aller teilnehmenden Länder und somit ein politischer Akt."

Erwin Scholz, Costa Rica:

"In China grüßt man sich 'olympisch'.

In Tibet bringt Gewalt den Tod.

Und Diktatoren, falsch und linkisch:

Ein Dalai Lama tut nicht not.

Demokrati'n, hätten sie Werte,

zeigten jetzt Standpunkt, der sie ehrte."

"Sport dient dem Ruhm, nicht Machtbesess'nen.

Olympia sollte so sein.

Politiker, ihr Ehrvergess'nen,

lasst Tibet nicht komplett allein."

Richard Kapp, Australien:

"Ja, Politik sollte sich raushalten! Wenn die westlichen Medien fair berichten würden und nicht so einseitig gegen China mauern würden, dann würde sich diese Debatte erübrigen."

Tobias Maiwald, Spanien:

"Die Olympischen Spiele sollten als Begriff des globalen Gemeinwesens eine angemessene Rolle in der Weltpolitik spielen. Peking instrumentalisiert den Sport und manipuliert das Ausland."

Helge Weyland, Argentinien:

"Die Politik hat mit allem und jedem in einer Gesellschaft zu tun, mit Familie, mit Schule, mit Studium, mit Verkehr, mit Religion usw.; also auch mit Sport. Und daher hat die Politik auch darauf einzuwirken, wenn es wie in diesem Fall, zu unsagbaren Ausschreitungen kommt. Ein Boykott der Spiele sollte daher als Warnung in Betracht gezogen werden."

Walter Stoewe, USA:

"Sport gibt sich am liebsten frei und unpolitisch. Die Völkerverständigung unter Sportlern trägt stark zum Weltfrieden bei. Die Politik sollte sich also aus dem Sport 'raushalten und nicht Unruhe und Misstrauen schüren. Die Sportler sollten auch den Politkern ein Vorbild sein und ihnen sportliches Verhalten - auch unter den Völkern - vorleben."

Waltraud Maassen, Neuseeland:

"Sportler sind einäugig wenn es um Sport und Politik geht, dafür kann man sie nicht verurteilen. Aber in der heutigen Welt sollten sie nicht vergessen, wofür Olympia steht. Im Grunde ist durch den Marathonlauf in der Antike, eine Botschaft übermittelt worden, dass nämlich der Krieg zuende ist. Dann brach der Läufer tot zusammen. Politik kann nicht von Sport getrennt werden und alle, die was anderes glauben, sind einäugig. Die Welt hat nun für die Olympischen Spiele in China nur noch eine Chance, zu beweisen, dass es uns ernst mit den Menschenrechten ist......Boykott der Spiele. Zum Teufel mit der chinesischen Regierung, denn die schert sich einen Teufel um den Rest der Welt und darüber, was die für richtig hält."

Adalbert Goertz, USA:

"Ja, die Olympiade sollte als Druckmittel für die Menschenrechte benutzt werden."

Jorge G. Riva, Argentinien:

"Absolut nein. Sport und Politik sind nun einmal Kulturfaktoren, die zum Menschsein dazugehören. Die Scheinheiligkeit der westlichen Mächte USA und auch EU gegenüber China ist schon verblüffend. Immerhin ignoriert China in Tibet konsequent die Menschenrechte. Und dieses China soll nun die Olympischen Spiele ausrichten, die immer für den Frieden in der Welt standen?!"

Christian Neumann-Redlin, Bolivien:

"Ich meine nein. Die derzeitige Situation in China ist vergleichbar mit der Lage 1936 in Deutschland. Die ganze Welt jubelte auf der Olympiade Deutschland und damit dem Regime und Hitler zu, obwohl damals schon die Verbrechen an den Juden bekannt waren. Die Politik sollte während der Olympischen Spiele in Peking ein Zeichen setzen."

Dieter Reigber, Thailand:

"Leistungssport ist zu einem Wirtschaftsfaktor geworden. Sportler sind heute Profis und verdienen Geld. Wenn die Politik gegen Länder wirtschaftliche Sanktionen verhängt, wie häufig geschehen, warum nicht auch gegen Sportereignisse wie die Olympischen Spiele? Wie soll man sonst gegen totalitäre Systeme vorgehen, wenn sie im olympischen Jahr Krieg führen oder die Menschenrechte massiv unterdrücken?"

Martin Burmeister, Venezuela:

"Leider ist es kaum möglich, dass sich die Politik aus dem internationalen Sport heraushält, jedoch sollte dies nur in äußersten Notfällen mit Druckmitteln verbunden und politische Warnungen auch auf ein Minimum beschränkt sein."

Klaus Warkentin, Mexiko:

"Frieden und Einigkeit unter den Völkern sind die Grundlagen für Politik und auch der Sinn der Olympischen Spiele. Dieses Konzept kam anscheinend bei der Vergabe der Spiele an China nicht zum Tragen. Die gewalttätige Unterdrückung der Tibeter sollte durch den Boykott der Eröffnungs- und Abschlussfeiern angeprangert werden. Die TV-Sender sollten sich solidarisch zeigen und die geplanten Übertragungszeiten für die 'Feierlichkeiten' mit Reportagen und Berichten über Tibet ersetzen."

Claus Stauffenberg, Australien:

"Das Internationale Olympische Komitee steht für Korruption und Bestechung. Dass China von diesen Leuten als Austragungsort ausgewählt wurde, sollte man nun nicht den Sportlern vorwerfen. Sie glauben an die Prinzipien von Olympia und wollen den Wettkampf. Die Regierungen sollten vielmehr das Internationale Komitee abstrafen. Diese Leute bedienen sich doch selbst und stellen ihre Interessen über die Prinzipien der olympische Idee."

Die Redaktion behält sich das Recht sinnwahrender Kürzungen vor.