Planet am Scheideweg
7. September 2016Unter dem Motto "Planet am Scheideweg" beraten noch bis zum 10. September auf Hawaii rund 6000 Umweltexperten aus 170 Staaten über erforderliche Maßnahmen und Lösungsansätze. Alle vier Jahre treffen sich Umweltexperten aus der ganzen Welt zum Kongress der Weltnaturschutzunion, zuletzt in Südkorea, nun auf der pazifischen Inselkette, die zu den Vereinigten Staaten gehört.
Die "International Union for the Conservation of Natur" (IUCN) wurde 1948 gegründet und ist die größte internationale Naturschutzorganisation. Zu ihren 1000 Mitgliedern gehören Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen.
Dass die Probleme immer dringlicher werden, wird in diesem Jahr besonders klar: "Kein IUCN-Kongress zuvor hat an einem so entscheidenden Punkt in der Beziehung zwischen Mensch und Umwelt gestanden", sagte IUCN-Generaldirektorin Inger Andersen zum Auftakt der Konferenz.
Internationale Hilfe für den Umweltschutz
Für die Umweltexperten gibt es bei der Konferenz ein umfangreiches Programm. Daneben gilt es, über den IUCN-Arbeitsplan der nächsten vier Jahre zu entscheiden, der richtungsweisend für den globalen Umweltschutz ist. "Die breitgefächerte Tagesordnung zeigt, wie vielfältig die Bedrohung der Artenvielfalt uns und die Natur betrifft", erklärt Barbara Maas, Artenschutzexpertin von der Umweltorganisation NABU. "Die Delegierten stehen vor einer gewaltigen Aufgabe, die nur durch couragierte Erhaltungsmaßnahmen gelöst werden kann."
Die Weltnaturschutzunion hat auf internationaler Ebene ein erhebliches Gewicht: Sie veröffentlicht Listen vom Aussterben gefährdeter Tier- und Pflanzenarten, setzt sich für die Ausweitung von Naturschutzgebieten auf Kontinenten und in den Ozeanen ein, bemüht sich um die Stärkung des weltweiten Umweltrechts, berät das UNESCO-Welterbekomitee, arbeitet am Weltklimareport mit und hilft bei der Gestaltung von internationalen Abkommen.
Derzeit bereiten die Delegierten unter anderem auch die Weltnaturschutzkonferenz (Convention on Biologial Diversity) in Mexiko und die Artenschutzkonferenz in Südafrika vor, die den internationalen Handel mit bedrohten Tier und Pflanzenarten reguliert. "Von IUCN muss hier ein wichtiges Signal zum besseren Schutz der afrikanischen Elefanten ausgehen", meint Maas. "Rund 35.000 fallen jedes Jahr der Wilderei zum Opfer. Aber auch Schuppentiere, Löwen, Haie und Rochen brauchen effektivere Schutzmaßnahmen."
Klimaerwärmung bedroht zusätzlich die Natur
IUCN will die Vielfalt der Natur erhalten und fordert den ökologisch nachhaltigen Gebrauch von Ressourcen. Hauptursache für den Verlust der Artenvielfalt sind derzeit vor allem Waldrodungen und die Landwirtschaft. Mit der Unterstützung von internationalen und nationalen Waldschutz- und Aufforstungsprogrammen und der Ausweitung von Schutzgebieten versucht das IUCN gegenzusteuern.
Als weiteres Problem für den Naturschutz kommt nun der Klimawandel hinzu. Nach einer aktuellen IUCN-Studie werden die Ozeane immer wärmer und verändern zunehmend das maritime Ökosystem.
"Die Erwärmung der Ozeane sind eine der größten versteckten Herausforderungen dieser Generation. Und wir sind zudem völlig unvorbereitet, mit diesen Veränderungen umzugehen", sagt IUCN-Generaldirektorin Andersen. "Der einzige Weg, um die reiche Vielfalt des marinen Lebens zu bewahren und Ressourcen in den Meeren zu schützen, ist die schnelle und substanzielle Reduzierung der Treibhausgase."
Nach der Studie hat die Meereserwärmung bereits in Ostafrika und dem westlichen Indischen Ozean die Fischbestände von einigen Arten durch das Korallensterben reduziert. Und wenn die Treibhausgase nicht reduziert werden - so die Prognose für Südostasien - werden die Fischbestände und damit verbundenen Fangmengen der Fischerei im Jahr 2050 im Vergleich zu 1970 bis 2000 zwischen zehn und 30 Prozent reduziert.
Befürchtet wird durch die Meereserwärmung zudem auch eine Zunahme von Krankheiten in der Bevölkerung, weil sich Krankheitserreger und Bakterien in wärmeren Gewässern leichter verbreiten. Hinzu kommen erhebliche Wetterveränderungen: So habe laut Studie die Zahl der schweren Hurrikane mit einer Rate von etwa 25 bis 30 Prozent pro Grad der globalen Erwärmung zugenommen. Zudem gebe es eine Zunahme der Niederschläge in den mittleren Breiten und Monsungebieten und weniger Regen in einigen subtropischen Regionen. Dies hätte erhebliche Auswirkungen auf die Ernteerträge, zum Beispiel in Nordamerika und Indien, so der Bericht.
Die Autoren der Studie weisen darauf hin, wie wichtig die Ozeane für die Menschheit sind. Sie empfehlen die Folgen der Meereserwärmung weiter zu untersuchen und Meeresschutzgebieten auszuweiten. Der Ausstoß von Treibhausgasen sollte zudem sehr schnell stark reduzieren werden.