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Pjöngjang fährt Atomreaktor hoch

15. September 2015

Die Spannungen zwischen Nord- und Südkorea nehmen wieder zu. Nordkorea hat den größten Atomreaktor des Landes in Betrieb genommen, der waffenfähiges Plutonium anreichern könnte.

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Nordkoreas Diktator Kim Jong-un zusammen mit Gefolgschaft. (Foto: EPA/RODONG SINMUN SOUTH KOREA OUT)
Bild: picture-alliance/dpa

Die Führung des nordkoreanischen Instituts für atomarische Energie (AEI) hat bestätigt, was führende Fachleute schon lange befürchten: Nordkorea stellt wieder Atombomben-Material her. In einem Interview mit der nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA teilte der Institutsleiter mit, dass alle Anlagen des Yongbyon Nuklear-Komplexes - und damit auch der Fünf-Megawatt-Reaktor - "den normalen Betrieb" aufgenommen hätten.

Nordkorea hatte den Yongbyon-Reaktor 2007 im Zuge von Abrüstungsbemühungen stillgelegt, begann aber 2013 nach einigen Atomtests mit seiner Sanierung. Seitdem belegen Analysen von Satellitenbildern, dass Teile des Reaktors immer wieder kurzzeitig ans Netz gegangen sind. Schon damals wurde gemutmaßt, dass dieser Reaktor bei vollem Betrieb bis zu sechs Kilogramm Plutonium in einem Jahr anreichern könnte. Laut Experten reicht diese Menge für eine Atombombe.

Der AEI-Direktor, der namentlich nicht genannt wurde, sagte, Wissenschaftler und Techniker hätten "kontinuierlich die Qualität und Quantität der nuklearen Abschreckung Nordkoreas verbessert" und richtete damit eine Warnung an die USA.

Ein Fernsehbild des nordkoreanischen Atomkraftwerks Yongbyon (Foto: EPA/JEON HEON-KYUN)
Atomkraftwerk Yongbyon - sechs Kilogramm Plutonium im Jahr sind möglichBild: picture-alliance/dpa/Jeon Heon-Kyun

"Ernste Provokation" durch Start eines Satelliten

Zuvor hatte Nordkorea bekannt gegeben, dass es in der "Endphase" der Entwicklung eines neuen geostationären Satelliten sei, den Pjöngjang auch ins All schießen werde. Dadurch wurden Spekulationen um den Abschuss einer Langstrecken-Rakete zum 70. Jahrestag der Gründung der Arbeiterpartei Koreas am 10. Oktober angeheizt. Südkorea, die USA und ihre Verbündeten vermuten hingegen, dass sich dahinter ballistische Raketen-Tests verstecken und werten dies als "schwere Provokation". Der Sprecher des südkoreanischen Verteidigungsministeriums hob hervor: "Das ist eine militärische Bedrohung und eine klare Verletzung der UN-Resolutionen, die jegliche Aktivitäten zur Nutzung ballistischer Raketentechnologie untersagen", wurde er von der nationalen Nachrichtenagentur Yonhap zitiert. Nordkorea versichert, dass seine Raketenabschüsse lediglich dazu dienen, Satelliten ins All zu bringen.

Solch ein Abschuss würde womöglich neue internationale Sanktionen gegen Nordkorea nach sich ziehen und ein geplantes Treffen von Familien im Oktober gefährden, die durch den Koreakrieg von 1950 bis 1953 getrennt wurden. Die Einigung vor rund einer Woche zwischen Nordkorea und Südkorea auf das Familientreffen war als positives Zeichen in dem angespannten Verhältnis der Bruderstaaten gewertet worden.

pab/mak (afp, ap)

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