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Pakistaner beklagen Versagen von Staat und Armee

Beenish Javed20. Januar 2016

Der Überfall auf eine Universität mit über 20 Ermordeten zeigt nach Ansicht von Beobachtern die Versäumnisse der militärischen Antiterror-Kampagne auf, aber auch Versagen von Staat und Gesellschaft.

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Sicherheitskräfte vor den Mauern der Uni, die von Taliban-Kämpfern überfallen wurde ( Getty Images/AFP/A. Majeed)
Bild: Getty Images/AFP/A. Majeed

Der Terrorangriff auf die Bacha Khan-Universität rund 35 Kilometer östlich von Peshawar beweist nach Ansicht von pakistanischen Sicherheitsexperten, dass die Taliban trotz der Bemühungen der Regierung, die Geißel des Terrorismus auszurotten, weiterhin in der Lage sind, dass Land mit Terror zu überziehen. Der von Peshawar aus arbeitende Journalist Mehmood Jan weist gegenüber der DW darauf hin, dass Pakistans Militär nach dem Massaker an einer Schule in Peshawar im Dezember 2014 (bei dem über 150 Todesopfer, die meisten davon Minderjährige, zu beklagen waren) die Verfolgung der Extremisten verstärkt habe. Die Armee habe kurz nach der Bluttat massive Schläge gegen Stützpunkte der Extremisten in den Stammesgebieten an der Grenze zu Afghanistan geführt. "Die Armeeoperationen hat zwar zur Zersplitterung der Taliban geführt. Aber der jüngste Anschlag zeigt, dass die Terroristen die Stärke, Fähigkeiten und Ressourcen haben, um in die Offensive zu gehen", erläutert Jan gegenüber der DW.

Das Unvermögen der Führung des Landes, für Sicherheit auf seinem Territorium zu sorgen, ruft harsche Kritik hervor: "Die Armee hat es leicht zu sagen: 'Wir haben die Terroristen getötet, die die Universität angegriffen haben'. Aber Tatsache ist und bleibt, dass diese Leute auf Universitätsgelände Tod und Schrecken verbreiten konnten. Was kann das Versagen des Staates bei seiner Aufgabe, für Sicherheit zu sorgen, noch deutlicher machen?" sagt der auf Militärangelegenheiten spezialisierte Journalist Talat Hussain gegenüber der DW.

Studenten und Sicherheitskräfte am Jahrestag des Anschlags auf die Schule in Peshawar (Foto: Getty Images/AFP/A. Majeed)
Gut ein Jahr nach dem Schulmassaker von Peshawar im Dezember 2014 (im Bild die Gedenkveranstaltung zum Jahrestag 2015) haben die Taliban erneut eine Bildungseinrichtung überfallenBild: Getty Images/AFP/A. Majeed

Operation "Scharfer Hieb" kein taugliches Mittel

Militär und politische Führung versuchten den Eindruck zu erwecken, als ob die Operation Zarb-e-Azb ("Scharfer Hieb") ausreichend sei, um mit dem Problem des Terrorismus fertig zu werden. (Die Militäroperation wurde im Sommer 2014 in der nordwestlichen Grenzregion Nord-Wasiristan mit Beteiligung von bis zu 30.000 Soldaten gestartet. Anlass war der Terror-Angriff auf den Flughafen von Karatschi kurz zuvor.) Die Operation habe sich aber nur auf eine bestimmte Region in den Stammesgebieten konzentriert und damit den Extremisten in anderen Landesteilen freie Hand gelassen, meint Talat Hussain. Eine weitere Kritik an der Militärführung geht dahin, dass die Armee es versäumt habe, sich um aussagefähige nachrichtendienstliche Erkenntnisse zu bemühen.

Abgesehen von Versäumnissen des Militärs sehen Bobachter in Pakistan breitere gesellschaftliche Ursachen für die anhaltende Bedrohung durch die Taliban. Es gebe immer noch relativ starke Unterstützung für die Extremisten in Bereichen der pakistanischen Gesellschaft, sagt Imtiaz Gul vom Centre for Research and Security Studies in Islamabad. So fänden die Taliban immer noch Zuflucht in Moscheen und Religionsschulen. Zur Finanzierung ihrer Terroraktivitäten dienten ihnen Mittel wie Entführung, Erpressung und Drogenhandel. Manche Beobachter gehen zudem davon aus, dass verschiedene Untergruppierungen der pakistanischen Taliban (Tehrik-i Taliban Pakistan, TTP) von pakistanischen Provinzfürsten instrumentalisiert werden. Aber auch und gerade dann, so der Journalismus und Militär-Experte Talat Hussain, sei es die Pflicht des Staates, den Terroraktivitäten dieser regionalen Gruppierungen ein Ende zu machen.