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Oscar Arias: "Ohne Freihandelsabkommen investiert niemand auch nur einen Cent in Costa Rica"

15. März 2006

Designierter Präsident Costa Ricas im Interview von DW-WORLD.DE

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"Im Fußball gibt es immer wieder Überraschungen": Oscar AriasBild: AP

Der Friedensnobelpreisträger und designierte Präsident Costa Ricas, Oscar Arias, hat sich in einem Interview mit DW-WORLD.DE für die Ratifizierung des umstrittenen Freihandelsabkommens CAFTA mit den USA ausgesprochen. "Ohne das Freihandelsabkommen wird niemand auch nur einen Cent in Costa Rica investieren", sagte Arias dem Internetangebot der Deutschen Welle. Arias will dabei auch den Blick nach Europa richten: "Das wichtigste Thema mit den Europäern ist es, ein Freihandelsabkommen auszuhandeln, nicht nur mit Costa Rica, sondern mit ganz Mittelamerika. Darum wird es auch im Mai in Wien bei einem Treffen zwischen der EU und den lateinamerikanischen Staaten gehen." Costa Rica habe keine Alternative zum Freihandel. Arias: "Ein so kleines Land, das produziert, was es nicht konsumiert, und konsumiert, was es nicht produziert, muss zwangsweise ein- und ausführen. Der Handel macht in meinem Land 95 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus. Er ist die Lokomotive für die Entwicklung Costa Ricas." Als Vorbild dient Arias Chile, "das Land, das seine Märkte am weitesten geöffnet hat". Chile habe erfolgreich Freihandelsabkommen mit zahlreichen Ländern abgeschlossen. "Es ist kein Zufall, dass Chile mit sieben Prozent das Land mit dem größten Wirtschaftswachstum in Lateinamerika ist."

Den Kampf gegen die Korruption sieht Arias, der von 1986 bis 1990 schon einmal Präsident Costa Ricas war, als eine der schwierigsten Aufgaben seiner Amtszeit an, die offiziell am 8. Mai beginnt. "Die Korruptionsfälle haben das Volk Costa Ricas verärgert, vor allem die jungen Leute. Das ist auch die Erklärung dafür, dass 35 Prozent der Wahlberechtigten nicht gewählt haben. Meine Aufgabe ist es nun, das verlorene Vertrauen in die Regierung wiederherzustellen. Das geht nur mit einer Null-Toleranz-Politik gegenüber Korruption und mit Transparenz."

Costa Rica wird im Eröffnungsspiel der Fußball-WM auf die deutsche Mannschaft treffen. Dazu sagte Arias: "Deutschland gehört zu den besten Mannschaften der Welt und wir nun mal nicht. Da müssen wir realistisch sein. Aber ich werde in München sein und unsere Mannschaft anfeuern." Einen Tipp wollte Arias gegenüber DW-WORLD.DE nicht abgeben, "aber im Fußball gibt es immer wieder Überraschungen".

Der 64-jährige Oscar Arias von der Partei der Nationalen Befreiung (PLN) tritt am 8. Mai seine zweite Amtszeit als Präsident von Costa Rica an. Bei der Wahl am 5. Februar setzte er sich mit dem knappen Vorsprung von nur 18.000 Stimmen gegen seinen Rivalen Otton Solís von der Bürgeraktion (PAC) durch. 1987 erhielt Arias den Nobelpreis für seine Bemühungen um die Beilegung der Bürgerkriege in Mittelamerika.

15. März 2006
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