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Politik

"Ocean Viking" darf in Sizilien anlegen

30. Mai 2022

Für die fast 300 Flüchtlinge und Migranten, die seit Tagen auf dem Schiff ausharrten, sei das Warten zermürbend gewesen, betonen die Seenotretter. Aus Verzweiflung sei ein Mann ins Meer gesprungen.

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Rettungsschiff "Ocean Viking"
Die als Offshore-Versorger gebaute "Ocean Viking" fährt unter norwegischer Flagge (Archivbild)Bild: Nicolas Tucat/AFP

Nach elf Tagen auf dem Mittelmeer hat die"Ocean Viking" mit 294 Flüchtlingen an Bord in Sizilien angelegt. Wie die Organisation SOS Méditerranée mitteilte, wiesen die italienischen Behörden dem Rettungsschiff den Hafen Pozzallo zu. 129 Menschen konnten von Bord gehen. Die Ausschiffung soll an diesem Dienstag fortgesetzt werden.

Die "Ocean Viking" hatte die Menschen bei vier Einsätzen vor Libyen und Malta aufgenommen - nach Angaben der Hilfsorganisation auch 49 Minderjährige, darunter ein drei Monate altes Baby. Eine hochschwangere Frau und ihr Mann waren bereits am Sonntag in Sicherheit gebracht worden. Vor der Erlaubnis, einen Hafen in Europa anzulaufen, sei ein Mann aus Verzweiflung ins Meer gesprungen. Er habe von Helfern erneut gerettet werden müssen.

Spuren von Gewalt

Eine Verantwortliche des medizinischen Personals der "Ocean Viking" sagte in einer Videoaufzeichnung, einige der Flüchtlinge wiesen Spuren von Gewalt auf, die sie in Libyen erlitten hätten; dort drohen den Durchreisenden Folter und andere Menschenrechtsverletzungen. Andere seien auf der Überfahrt verletzt worden oder hätten chronische Leiden.

Jedes Jahr versuchen Zehntausende Flüchtlinge und Migranten, von Libyen in Nordafrika aus die 300 Kilometer weite Strecke nach Italien zurückzulegen. Das zentrale Mittelmeer ist nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) der gefährlichste Fluchtweg der Welt. Es gibt dort keine staatlich organisierte Seenotrettungsmission mehr. Lediglich die Schiffe privater Organisationen halten nach Flüchtlingen und Migranten Ausschau.

Aktuell sind noch mehrere Schiffe der Organisation Sea-Watch im Einsatz: neben der "Sea-Watch 3" auch das neue Rettungsschiff "Aurora", das im Mittelmeer mehr als 80 Menschen an Bord holte. Diese hätten sich in einem manövierunfähigen Boot in der maltesischen Rettungszone befunden, in das Wasser eingedrungen sei.

Obwohl die europäischen Behörden von dem Notfall gewusst hätten, sei lediglich eine Drohne der EU-Grenzschutzagentur Frontex über dem Boot gekreist. Eine Rettung sei nicht eingeleitet worden. Die Besatzung der "Aurora" habe um die Zuweisung eines Hafens gebeten. Laut der Organisation "Resqship", die mit einem eigenen Schiff bei der Rettung half, waren die 86 Geflüchteten aus der libyschen Stadt Zuwara gestartet.

Die IOM schätzt, dass auf der Wasserroute zwischen Nordafrika und Europa im vergangenen Jahr mehr als 1500 Menschen ums Leben kamen. Die Dunkelziffer dürfte laut Experten hoch sein.

jj/rb (afp, epd)