"Obamania" in Ghana
10. Juli 2009
Ghana hätte ein afrikanischer Staat werden können, der alle negativen Klischees erfüllt. Doch der Vielvölkerstaat am Golf von Guinea entwickelte sich anders. 1957 erhielt Ghana als erstes Land Afrikas die Unabhängigkeit von Großbritannien. Präsident Nkrumahs missglückter Versuch, den Sozialismus einzuführen, führte zu einer massiven finanziellen Krise, hoher Staatsverschuldung und Korruption. In den Folgejahren gaben sich die Militärputschisten die Klinke in die Hand.
Politische Stabilität
Fliegerleutnant Jerry Rawlings herrschte zunächst elf Jahre mit Terror und Repression – doch er brachte Ghanas Wirtschaft wieder nach vorne und hielt sich in den neunziger Jahren als ziviler Staatschef. Weltbank und Internationaler Währungsfonds lobten immer lauter die wirtschaftliche und politische Stabilität des Landes. Rawlings hatte sich vom Saulus zum Paulus gewandelt, mehr oder weniger faire Wahlen für sich entschieden. US-Präsident Clinton war es, der 1998 als erster US-Präsident überhaupt Ghana besuchte und Rawlings den Ritterschlag gab. Clinton pries die Entwicklung Ghanas als Teil einer neuen afrikanischen Renaissance. Auch deswegen, weil in Ghana etwas ganz Seltenes geschieht: Staatslenker treten freiwillig zurück oder beenden ordnungsgemäß ihre Amtszeit, für die das Volk sie gewählt hat.
Wirtschaftswachstum
Das war bei Rawlings der Fall, dann bei Langzeitpräsident Kuffuor, und wenn Ghana seinem Ruf gerecht wird, dann sollte es bei John Atta-Mills vom Nationalen Demokratischen Kongress nicht anders sein – der Steuerexperte hatte sich Ende 2008 in einer Stichwahl gegen den Kandidaten der Regierungspartei durchgesetzt. Ghanas Wirtschaft wächst weiter stark, auch wenn die Staatsverschuldung ist in den letzten Jahren dramatisch gestiegen ist - die Finanzkrise bereitet dem zweitgrößten Kakao-Produzenten der Welt Schwierigkeiten. Doch die Entdeckung von Ölvorkommen vor der Küste bringt Ghana seinen alten Namen zurück. "Goldküste". Dem unrühmlichen Vorbild Nigerias, das seine Öleinnahmen keineswegs gerecht verteilt, will Ghana jedoch nicht folgen – sondern auch bei der nachhaltigen Verwaltung des Erdöls zum Musterland werden.
Autor: Alexander Göbel
Redaktion: Katrin Ogunsade