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Uhrenbauer Ahmed trifft Obama

20. Oktober 2015

Ahmed Mohamed durfte zu US-Präsident Obama ins Weiße Haus kommen. Der Junge war wegen vermeintlichen Bombenbaus festgenommen worden. Doch der 14-Jährige flog auch zu Diktator Omar al-Baschir in den Sudan.

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USA Texas muslimische Schüler-Clock Ahmed Mohamed
Bild: Picture-Alliance/AP Photo/V. Bryant

Eigentlich wollte der 14-jährige Ahmed Mohamed in der Schule nur seinen selbstgebastelten Wecker präsentieren. Dass er damit zuerst Hysterie und dann eine Medienwelle lostreten würde, hatte der junge Tüftler sicherlich nicht bedacht. Seine Lehrer hielten sein Uhrwerk fälschlicherweise für eine Bombe, was ihm prompt eine Festnahme mit großem Polizeiaufgebot einbrachte. Nun ist der Nachwuchsforscher von US-Präsident Barack Obama im Weißen Haus empfangen worden. Der 14-Jährige nahm am Montag zusammen mit anderen Schülern, Lehrern, Wissenschaftlern, Astronauten und Prominenten an einem Astronomie-Abend in der Präsidentenresidenz in Washington teil.

In Handschellen abgeführt

Als der junge Ahmed verhaftet wurde, weil alle dachten, seine Uhr sei eine Bombe, war die Sympathie mit dem Teenager groß. Im Kurznachrichtendienst Twitter war ein Foto des Jungen in Handschellen innerhalb von Stunden tausendfach weiterverbreitet worden, Mohameds Schule und der Polizei wurde Islamfeindlichkeit vorgeworfen. Auch Obama hatte sich in die Debatte eingeschaltet und die selbstgemachte Uhr des Jungen gelobt. "Coole Uhr, Ahmed. Willst du sie ins Weiße Haus mitbringen?", schrieb Obama auf Twitter. Bei der Veranstaltung am Montagabend erwähnte er den Jungen nicht direkt. Er forderte Lehrer und Eltern aber auf, "neugierige Kinder und Jugendliche" zu fördern und zu ermutigen, statt sie zu unterdrücken."

Ahmed ist Muslim, im Sudan geboren, hat eine dunkle Hautfarbe. Die Überreaktion an seiner Schule, die harte Hand der texanischen Polizei: Das wurde schnell auch mit Rassismus und Ausgrenzung Andersgläubiger in Verbindung gebracht. Alles zusammen löste eine Welle der Solidarität mit dem 14-Jährigen aus. Die Verwechslungsgeschichte aus Texas ist in den USA zum kleinen Politikum geworden. Zeigt sie doch die Hysterie in der amerikanischen Gesellschaft und die Angst vor Gewalt und Terrorismus.

Es folgten jedoch auch zahlreiche Sympathiebekundungen vieler Prominenter, darunter Facebook-Gründer Mark Zuckerberg. Ahmed brachte zwar seine Uhr am Montag nicht mit ins Weiße Haus, freute sich jedoch auf den Besuch: "Ich wollte schon immer einmal den Präsidenten treffen."

Ted Cruz, texanischer Senator und republikanischer Präsidentschaftskandidat, warf Obama indes vor, die Story politisch auszuschlachten. Und tat gleich dasselbe, indem er dem Präsidenten vorwarf, die Arbeit der Polizei in der Sache nicht ausreichend gewürdigt zu haben.

Sudan Ahmed Mohamed mit Omar al-Bashir in Khartum
Ahmed Arm in Arm mit dem sudanesischen Diktator Omar al-Baschir, der mit internationalem Haftbefehl gesucht wirdBild: Getty Images/AFP/A. Shazly

Doch die Stimmung in den USA scheint zu schwanken. Auch Ahmeds Verhalten ist in den US-Medien zunehmend in die Kritik geraten. Warum hat er die in einem Metallkoffer verstaute Uhr mehreren Lehrern gezeigt? Wollte er gar eine Überreaktion provozieren, um auf die Sache der Muslime aufmerksam zu machen? "Es ist hart, als Muslim in den USA aufzuwachsen", beteuerte er am Montag in einem Interview mit Yahoo News.

Besuch bei Omar al-Baschir im Sudan

Mit seinem Vater unternahm Ahmed, der nach eigenen Worten in Texas auf der Suche nach einer neuen Schule ist, eine Reise in die arabische Welt. Katar, Saudi-Arabien, zuletzt das Geburtsland Sudan standen auf dem Programm. Im Sudan wurde die Familie - so sollen es Bilder in Sozialen Medien zeigen - vor wenigen Tagen von Präsident Omar al-Baschir empfangen. Dem Washingtoner Gastgeber dürfte das gar nicht gefallen haben. Baschir, auch als "Schlächter von Darfur" bekannt, wird praktisch in der gesamten westlichen Welt seit Jahren per Haftbefehl des internationalen Gerichtshofes in Den Haag als Kriegsverbrecher gesucht.

cgn/stu (dpa, afp, ap)