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"Dishfire": US-Geheimdienst simst mit

16. Januar 2014

Die Spähaktionen des US-Geheimdienstes NSA ziehen weitere Kreise: Er soll weltweit täglich hunderte Millionen SMS abgeschöpft haben. Präsident Obama will seine Reform der Dienste vorstellen – greift er endlich durch?

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Das Gesichtsprofil eines Mannes ist als Silhouette vor einem Logo der National Security Agency (NSA) auf einem Computerbildschirm zu sehen (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Die amerikanischen Geheimdienstler überwachen nicht nur Anrufe, sondern auch Millionen Nachrichten über SMS. Wie die britische Zeitung "The Guardian" und der Sender Channel 4 News berichteten, bemächtigte sich die NSA so persönlicher Daten zum Standort, den Kontaktnetzwerken und Kreditkarten-Informationen der Handy-Besitzer.

Das Programm mit dem Namen "Dishfire" sammele wahllos "so ziemlich alles, was es kann", gehe aus Papieren des britischen NSA-Partnerdienstes GCHQ aus dem Jahr 2011 hervor. Und jeden Tag könnten fast 200 Millionen SMS-Nachrichten abgegriffen werden.

Spähaffäre: Obama hält Rede zur NSA

Die Geheimdienste fischten aus den Kurznachrichten Informationen etwa über Reisepläne, Adressbücher oder Finanz-Transaktionen aus, hieß es. Außerdem gäben zum Beispiel Benachrichtigungen über entgangene Anrufe Informationen über den Bekanntenkreis eines Nutzers. Genauso wiesen Millionen registrierter Roaming-Benachrichtigungen auf Grenzübertritte hin.

Aus Snowdens Fundus

Laut "Guardian" stammen die Dokumente wieder aus dem Fundus des Informanten und Ex-Geheimdienstlers Edward Snowden und wurden 2012 von einer Webseite mit Anleitungen zum "Dishfire"-System für GCHQ-Mitarbeiter heruntergeladen. Das System sei zu diesem Zeitpunkt im Einsatz gewesen.

Eine NSA-Sprecherin widersprach auf Anfrage der Zeitung dem Eindruck, dass die Daten ohne Verdacht und unkontrolliert gesammelt würden. Die Fähigkeiten würden gegen Aufklärungsziele eingesetzt.

Heikel ist neben dem Inhalt auch der Veröffentlichungszeitpunkt der Medienberichte: US-Präsident Barack Obama hält an diesem Freitag (17.00 MEZ) seine mit Spannung erwartete Rede zur Geheimdienstreform.

Zieht Obama die Zügel an?

Im Justizministerium will er das Ergebnis der monatelangen Überprüfung der Überwachungsprogramme präsentieren, die er angesichts der weltweiten Empörung über die Praktiken der NSA eingeleitet hatte. Im Dezember unterbreitete ein Expertengremium dem Präsidenten 46 Reformvorschläge. Aus Regierungskreisen verlautete vorab, Obama wolle ein umstrittenes Programm zur Sammlung von Verbindungsdaten bei Telefongesprächen stoppen. Das Programm Section 215, das nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 eingeführt worden war, werde in der jetzigen Form beendet.

Jens Thurau zur NSA-Spähaffäre

Seit vergangenem Sommer kamen durch die Snowden-Enthüllungen nach und nach umfassende Spähaktivitäten ans Licht: Ziel sind demnach nicht nur E-Mails und Telefonate unbescholtener Bürger, sondern auch internationaler Spitzenpolitiker wie Bundeskanzlerin Angela Merkel.

re/sc/kle (dpa, afp, ap)