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Der blaue Dunst

Daniel Scheschkewitz22. Februar 2007

Bisher gibt es in Deutschlands Kneipen und Restaurants nur freiwillige Raucherzonen. Am Freitag treffen sich die Gesundheitsminister der Bundesländer, um über ein Rauchverbot zu beraten. Dicke Luft ist vorprogrammiert.

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Ein Mann raucht eine Zigarette vor Rauchverbots-Schild
Wir müssen draußen bleiben?!Bild: AP

Claudia Picht ist Besitzerin des Café Schmitz in der Kölner City. Wer ihr mit schwarzen Designermöbeln ausgestattetes Café betritt weiß, worauf er sich einlässt. In großen Buchstaben wird der Besucher darauf aufmerksam gemacht, dass er sich mit Betreten des Cafés freiwillig in eine Nichtraucher-Zone begibt. Von generellen Rauchverboten hält die Cafe-Besitzerin allerdings wenig: "Ich will damit zeigen, dass ich diese Haltung freiwillig einnehme. Es sei kein Rauchverbot, sondern ein zusätzliches Angebot für die, die gerne reine Luft haben."

Steigende Umsätze

Ein Raucher drueckt eine Zigarette in einem Aschenbecher aus (Quelle: AP)
3000 Menschen sterben pro Jahr in Deutschland durch PassivrauchenBild: AP

Das Café Schmitz gibt es seit 20 Jahren, rauchfrei ist es erst seit gut einem halben Jahr. Die Gäste haben das Angebot überwiegend positiv aufgenommen und danken es der Gastronomin mit steigenden Umsätzen, gerade zur Mittagszeit: "Ich habe keine Lust nach Rauch zu riechen, wenn ich aus dem Café komme, und ich möchte auch meine Gesundheit nicht gefährden", erzählt ein Gast. "Dies ist eines der ganz wenigen rauchfreien Cafes in Köln, und deshalb bin ich oft hier."

Die Zahl der Raucher nimmt in Deutschland immer mehr ab. Dennoch tut sich die deutsche Gastronomie mit rauchfreien Gaststätten bisher schwer. Eine Zielvereinbarung zwischen dem deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA), nach der bis zum März diesen Jahres in 60 Prozent aller Lokale 40 Prozent Nichtraucherplätze angeboten werden sollen, existiert nur auf dem Papier. "Solange Rauchen nicht grundsätzlich verboten ist, muss es auch dem Einzelnen überlassen sein, ob er raucht oder nicht", meint Klaus Hübenthal vom DEHOGA. Es sei eine Frage des Unternehmers, ob er Rauchern oder Nicht-Rauchern ein Angebot unterbreiten wolle. "Oder aber, ob er über räumliche Möglichkeiten verfügt, die beiden Zielgruppen gerecht werden."

Rauchfreie Zonen

Drei Männer rauchen an einem Kneipentisch (Quelle: dpa)
In Schweden gilt seit dem 1. Juli 2005 ein Rauchverbot in KneipenBild: dpa

In dieser glücklichen Lage ist Meinolf Saure, Geschäftsführer im traditionellen kölschen Brauhaus Früh am Dom, wo es gleich mehrere Raucher- und Nichtraucher-Räume gibt. Ein generelles Rauchverbot könne er nicht unterstützen. "Ne Kneipe ohne Qualm ist eigentlich nichts. Rauchen ist ein altes Kulturgut. Aber ich begrüsse es natürlich, dass rauchfreie Zonen angenommen werden. Wir haben auf jeder Ebene rauchfreie Stuben eingerichtet und das ist ein Riesenerfolg."

Dankbar ist auch Monika Picht. Sie bedient im Café Schmitz und legt besonderen Wert auf ihren rauchfreien Arbeitsplatz: Angesichts der Tatsache, dass in Deutschland Jahr für Jahr auch mehr als 3000 Menschen sterben, weil sie unfreiwillig mitrauchen, legt sie besonderen Wert auf ihren rauchfreien Arbeitsplatz. "Einen 'rauchenden' Arbeitsplatz würde ich in der Gastronomie nie wieder wählen."

Einfluss der Tabak-Industrie

Doch des einen Freud ist des anderen Frust. Vom geplanten Rauchverbot fühlt sich manch ein Kneipengänger auch schikaniert: "Ich bin Raucher. Ich fühle mich diskriminiert. Wir Raucher werden mittlerweile so was von eingeschränkt. Ich finde das nicht mehr schön, was die Politiker mit uns vorhaben."

Selbsbestimmung hin, Toleranz her: Für Café-Besitzerin Claudia Picht erklärt sich der noch immer weit verbreitete blaue Dunst in Deutschlands Gaststätten auch durch den Einfluss der Tabak-Konzerne: "Den Gastwirten wird eingeredet, dass Umsatzeinbußen mit einem Rauchstopp einhergehen." Sie denke, es gehöre sehr viel Mut dazu, sich dem zu widersetzen und zu sagen: "Ich probiere es trotzdem, der Kaffee schmeckt auch wunderbar ohne Zigarette."