1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Newtown im Zeichen der Trauer

21. Dezember 2012

Genau eine Woche nach dem Amoklauf eines 20-Jährigen in der Sandy-Hook-Grundschule von Newtown gedenken Menschen in ganz Connecticut der Opfer. 20 Kinder und sechs Erwachsene starben am 14. Dezember im Kugelhagel.

https://p.dw.com/p/177Hj
Frau mit Stofftier (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Um 9.30 Uhr Ortszeit (15.30 MEZ) soll Schweigen herrschen. Genau zu der Zeit, als der Amokläufer am vergangenen Freitag die 20 Grundschüler und weitere sechs Menschen tötete. Auch mit Glockengeläut wird der 26 Opfer gedacht.

Tränen und Trost

Die Trauerzüge mit den Särgen der Opfer gehören schon die ganze Woche über zum täglichen Bild in Newtown und den benachbarten Orten. Neben dem Gedenken an das Grauen in der Sandy-Hook-Grundschule gibt es aber auch eine andere Seite: seit dem Blutbad ist Newtown sozusagen in eine beispiellose Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft eingehüllt worden, wie es Einwohner immer wieder beschreiben.

Nicht nur, dass zu den Beerdigungen auch viele Bürger anreisen, die keines der Opfer kannten und keinerlei Verbindung zur Sandy-Hook-Schule haben, in der der Täter Adam Lanza hunderte Schüsse abgab. "Ich will nur am Straßenrand stehen, beten, wenn der Leichenwagen vorbeikommt, mein Mitgefühl zeigen", sagt eine Frau, die zur Beisetzung von Lehrerin Vicki Soto aus New Hampshire gekommen ist.

Eine Organisation ist auf den Straßen mit sogenannten "Trosthunden" im Einsatz, Vierbeinern zum Streicheln - das könne vor allem Kindern in dieser Zeit Wärme vermitteln, sagt einer der Hundeführer. Das Rote Kreuz verteilt bei einer Trauerfeier im benachbarten Danbury Mickey Mäuse aus Stoff an die Kleinen, Rosen an die Großen. Spenden über Spenden helfen den Trauernden bei den Beerdigungskosten. Mehr als zwei Millionen Menschen haben mittlerweile eine Beileidskarte im Internet unterzeichnet.

Trosthunde werden auf der Straße gestreichelt (Foto: Reuters)
Streicheleinheiten als Trost in NewtownBild: Reuters

Das alles, so sagen Freunde der Toten immer wieder im US-Fernsehen, hilft. Aber wichtiger, so betonen sie, sei es, dass Lehren aus dem schrecklichen Ereignis gezogen würden. "Es darf nicht alles so weitergehen wie zuvor, wenn wir wieder aus den Schlagzeilen verschwunden sind - so, wie es in der Vergangenheit nach solchen Massakern war", sagt eine Mutter mit einem Kleinkind an der Hand.

Waffenlobby äußert sich

Ihr Wunsch könnte erfüllt werden. Denn die US-Amerikaner erwarten mit Spannung eine Pressekonferenz (16.45 MEZ) der mächtigen Waffenlobby National Rifle Association (NRA) in Washington. Die Organisation hatte kürzlich mit der Erklärung überrascht, sie wolle mithelfen, dass solche Verbrechen nicht mehr passieren. In der Vergangenheit hatte die NRA eine Verschärfung der laxen Waffengesetz in den USA stets strikt abgelehnt. Seit dem Schulmassaker ist die NRA aber unter erheblichen Druck geraten.

Unterdessen begann eine von Präsident Barack Obama eingesetzte Kommission mit ihrer Arbeit. Unter Führung von Vizepräsident Joe Biden soll sie bereits im Januar Vorschläge im Kampf gegen die Waffengewalt vorlegen. Vor allem die gefährlichen halbautomatischen Sturmgewehre sind ins Zentrum der Kritik geraten, mit denen sich teilweise ohne Nachladen besonders schnell Hunderte Schuss abfeuern lassen. Diese Waffen waren bereits von 1994 bis 2004 verboten, unter Präsident George W. Bush lief das Verbot aber aus. Auch der 20 Jahre alte Amokläufer Adam Lanza hatte eine solches Gewehr benutzt.

Druck auf US-Waffenlobby wächst

Ohio lockert Waffenrecht

Von der Diskussion zeigt sich der Gouverneur des US-Bundesstaats Ohio offensichtlich nicht beeindruckt. John Kasich unterzeichnete ein Gesetz zur Lockerung der Waffenrechte. Mit der Unterschrift des Republikaners müssen die Bürger des Staates nur einmal eine Prüfung ablegen, um eine Waffen versteckt mitführen zu dürfen. Bislang mussten sie dies jedes Mal bei der Erneuerung ihrer Waffenlizenz tun. Kasich hatte im Vorfeld erklärt, das in der US-Verfassung festgeschriebene recht auf den Besitz einer Waffe dürfe nicht angetastet werden. Demokratische Abgeordnete hatten die Entscheidung kritisiert.

li/mm (dpa, afp)