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Neuwahlen in Griechenland

20. August 2015

Der griechische Regierungschef Alexis Tsipras ist zurückgetreten, um den Weg für vorgezogene Parlamentswahlen zu ebnen. Die werden wohl am 20. September abgehalten. Tsipras' Partei dürfte dann gute Chance haben.

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Griechenlands Premierminister Alexis Tsipras (Foto: Getty)
Bild: Getty Images/AFP/A. Tzortzinis

Die Griechen wählen ein neues Parlament: Ministerpräsident Alexis Tsipras gab in einer Fernsehansprache seinen Rücktritt bekannt. Das griechische Volk müsse entscheiden, ob es das Vorgehen seiner Regierung bei den Verhandlungen mit den Gläubigern gutheiße, erklärte Tsipras. Er werde sich erneut zur Wahl stellen. Es gilt als sicher, dass die Parlamentswahlen am 20. September stattfinden werden. Tsipras selbst nannte kein Datum, weil der Beschluss vom Staatspräsidenten gefasst werden muss.

Tsipras ist wegen seiner langen harten Haltung gegen neue Sparauflagen populär. Bei einer Umfrage Ende Juli hatten ihn über 60 Prozent positiv beurteilt. Seine Popularität könnte aber leiden, wenn Sparkurs und Steuererhöhungen spürbar werden.

Gute Chancen für Syriza

Einer Umfrage zufolge könnte Syriza bei einer Neuwahl auf knapp 34 Prozent der Stimmen hoffen und wäre damit wieder mit Abstand stärkste Kraft, bräuchte aber weiter einen Koalitionspartner. Die konservative Oppositionspartei Nea Dimokratia kritisierte bereits vor der Fernsehansprache Tsipras' Absichten und warf ihm vor, seine innerparteilichen Probleme zulasten der Stabilität des Landes zu lösen.

Mit dem Rücktritt verfolgt Tsipras nach Einschätzung der griechischen Presse zwei Ziele: Demnach will er einerseits mit dem linken Flügel seiner Regierungspartei Syriza abrechnen und andererseits ein frisches Mandat bekommen, bevor die harten Sparmaßnahmen des neuen Sparprogramms in Griechenland greifen.

Bei der Abstimmung über das Sparpaket im Parlament verfügte Tsipras über keine Koalitionsmehrheit mehr (Foto: Reuters)
Bei der Abstimmung über das Sparpaket im Parlament verfügte Tsipras über keine Koalitionsmehrheit mehrBild: Reuters

Derartige "Blitzwahlen" - wie sie ein Teil der griechischen Presse mittlerweile nennt - würden wohl keine Konsequenzen für das Sparprogramm haben. In Athen hieß es aus gut informierten Kreisen der Regierungspartei, Tsipras habe dafür bereits das grüne Licht der Gläubiger erhalten. Er habe gegenüber wichtigen Entscheidungsträgern in der EU argumentiert, er brauche ein neues Mandat, um in Zukunft schwierige Gesetze mit harten Sparmaßnahmen durchzusetzen, die noch vom Parlament gebilligt werden müssen.

Milliarden für die Banken

Tsipras leitet eine Koalition mit einer rechtsgerichteten Partei. Zuletzt hatte ihn etwa ein Drittel der Syriza-Abgeordneten wegen der Reformauflagen der Geldgeber nicht mehr unterstützt. Tsipras war daher bei den Abstimmungen zum dritten Hilfspaket auf die Unterstützung der Opposition angewiesen. Der Anführer der Syriza-Abweichler, Panagiotis Lafazanis, will die Schulden des Landes nicht begleichen und die alte Währung Drachme wieder einführen.

Der ehemalige Energie- und Umweltminister Panagiotis Lafazanis (Foto: Reuters)
Der ehemalige Energie- und Umweltminister Panagiotis LafazanisBild: Reuters/A. Konstantinidis

Das hochverschuldete Land zahlte Regierungskreisen zufolge derweil mehr als 3,2 Milliarden Euro an die Europäische Zentralbank (EZB) zurück. Zuvor hatte es eine erste Kredittranche über 13 Milliarden Euro aus dem neuen Rettungspaket erhalten. Davon werden rund zwölf Milliarden Euro für die Rückzahlung von Schulden eingesetzt. Weitere zehn Milliarden Euro für die Rekapitalisierung von Banken wurden in Form von Papieren des Rettungsschirms ESM auf ein Sperrkonto überwiesen. Das dritte Hilfsprogramm hat insgesamt ein Volumen von bis zu 86 Milliarden Euro. Davon sind allein 25 Milliarden Euro für die Stützung angeschlagener Banken vorgesehen.

Im Gegenzug hat sich das Land verpflichtet, unter anderem die Mehrwertsteuer zu erhöhen, Pensionen zu kürzen und Teile des Staatsbesitzes zu privatisieren. Dies trifft in dem Land mit einer Arbeitslosenquote von 25 Prozent auf Widerstand.

stu/uh (afp, dpa, rtr)

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