Gegen Tuberkulose gab es lange Zeit keine neuen Medikamente. Jetzt hat eines die Zulassung erhalten. Es ist das dritte innerhalb von sechs Jahren. "Man kann Tuberkulose nicht mit einem Medikament behandeln", erklärt Sebastian Dietrich von "Ärzte ohne Grenzen". "Wenn man Tuberkulose nur mit einem Medikament behandelt, werden die Bakterien in kürzester Zeit gegen dieses Medikament resistent." Deshalb brauche man für eine erfolgreiche Therapie immer eine Kombination von Tuberkulose-Medikamenten, normalerweise drei bis fünf. Diese schützten sich vor den Resistenzen des Bakteriums praktisch gegenseitig.
Aufgrund der Resistenzen muss eine Kombination von Medikamenten verabreicht werden
"Nimmt der Patient nur ein Medikament, wirkt dieses auch", sagt Dietrich. "Dem Patienten geht es dann zunächst besser. Aber einige Tuberkulose-Bakterien bilden Resistenzen, sie vermehren sich, und die Lungenkrankheit kommt zurück."
Gefahr durch Resistenzen
Tuberkulose ist eine Infektionskrankheit. Übertragen wird sie durch eine Bakterienart, das Mykobakterium tuberculosis. Sie gilt noch immer als Armutskrankheit. Viele Patienten leben in ärmeren Ländern, etwa in Afrika. In vielen Regionen dort ist auch HIV ein Problem. "Bei einer HIV-Infektion wird das Immunsystem heruntergesetzt. Dadurch gibt es auch vermehrt Fälle von aktiver Tuberkulose", so Dietrich.
Einfache Diagnose
Tuberkulose zu erkennen und zu diagnostizieren, sei nicht schwierig, erklärt er. "Dazu braucht man lediglich ein Mikroskop." Aber es gibt andere Probleme. Wenn man die Bakterien unter dem Mikroskop sieht, ist nicht eindeutig klar, ob sie auf die Medikamente ansprechen oder nicht.
Tuberkulose ist leicht zu erkennen, nicht aber, welches Medikament anspricht
"Früher brauchten wir für die Untersuchung mit dem Mikroskop eine Stunde oder auch zwei. Da die Tuberkulose-Bakterien heute oft resistent gegen die normalen Medikamente sind, kann man die TB zwar immer noch mit dem Mikroskop diagnostizieren, man weiß aber nicht mehr, mit welchem Medikament man sie behandeln kann."
Jetzt müssen die Mediziner aufwändig eine Kultur anlegen. Wenn diese gewachsen ist, muss sie gegen jedes Medikament extra ausgetestet werden, um herauszufinden, auf welches Medikament die Bakterien reagieren und auf welches nicht. "Das dauert etwa drei Monate", gibt Dietrich zu bedenken. Das neue Medikament ist zugelassen, aber noch nicht frei auf dem Markt verfügbar. Dietrich schätzt, dass das aber schon bald der Fall sein wird.
Internationale Situation
Etwa 85 Prozent aller TBC-Neuinfektionen entfallen auf Afrika, Südostasien und die westliche Pazifikregion. Aber auch Osteuropa hat hohe Infektionszahlen. Betroffen sind vor allen Länder wie Georgien, Kasachstan und Weißrussland. Auch dort gibt es mittlerweile viele Resistenzen, die Tuberkulosefälle sind nicht mehr behandelbar. Bis zu fünfzig Prozent der Patienten haben auf die Medikamente gar nicht mehr angesprochen. Sie haben die Tuberkulose dann weitergetragen und andere angesteckt.
Eine Herausforderung auch für Deutschland
Auch in Deutschland gibt es immer wieder Fälle von Tuberkulose. Bei den Erwachsenen gibt es die meisten Fälle bei Menschen im Alter von knapp 80 Jahren. Sie haben sich in Deutschland möglicherweise nach dem zweiten Weltkrieg angesteckt. Die hygienischen Bedingungen waren schlecht, Menschen lebten auf kleinstem Raum zusammen – ideale Bedingungen für die Verbreitung von Tuberkulose. In Deutschland ist die Erkrankung meldepflichtig.
Etwa 85 Prozent aller TBC-Neuinfektionen entfallen auf Afrika, Südostasien und die westliche Pazifikregion.
Aber es trifft auch jüngere. "Die zweite Gruppe sind die 20 bis 24-jährigen", sagt Susanne Glasmacher vom Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin. "Häufig sind sie in Deutschland geboren, haben aber noch Verwandte in ihren Heimatländern." Es kann passieren, dass sich diese Menschen bei einem Besuch mit Tuberkulose infizieren. Man braucht allerdings engen und auch fortlaufenden Kontakt. "Es ist zwar nicht auszuschließen, dass eine Ansteckung auch bei eher flüchtigem Umgang passieren kann", so Glasmacher. Das sei aber äußerst selten, denn einmal Anhusten reiche nicht aus, um sich mit dem Bakterium zu infizieren.
Ferne Ziele
Langfristig soll Tuberkulose weltweit eliminiert werden. Das Ziel der WHO ist es, dass jedes Jahr etwa zehn Prozent weniger Tuberkulosefälle registriert werden. "Das sehen wir so noch nicht", gibt Glasmacher zu bedenken. Selbst in Deutschland ist ein solcher Rückgang nur schwer zu erreichen. Für die Gesundheitsämter ist es sehr aufwändig, alle Kontakte der Infizierten nachzuverfolgen. Bundesweit sind das zurzeit etwa 5000 Fälle. "Im internationalen Vergleich ist die Zahl nicht einmal so hoch", sagt Glasmacher, "aber es sind eben immer noch zu viele, die sich mit Tuberkulose infizieren.
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Malaria - ein einziger Mückenstich kann töten
Ein Moskito schlägt zu
Das sicher gefährlichste Tier Afrikas ist die etwa sechs Millimeter kleine Anopheles-Mücke: Sie überträgt Malaria. An dieser Infektionskrankheit sterben jährlich rund eine halbe Million Menschen. Malariaerkrankte leiden an hohem wiederkehrendem Fieber, Schüttelfrost und Krämpfen. Vor allem bei kleinen Kindern kann die Krankheit schnell zum Tode führen.
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Malaria - ein einziger Mückenstich kann töten
Alles beginnt in der Mücke
Sticht die Anopheles-Mücke einen infizierten Menschen, nimmt sie den Malariaerreger auf; beim nächsten Stich gibt sie ihn an einen anderen Menschen weiter. Forscher haben die Erreger hier im Bild mit einem grün leuchtenden Eiweiß markiert. Wie das grüne Leuchten verrät, vermehren sich die Parasiten im Darm der Mücke und sammeln sich schließlich in ihren Speicheldrüsen.
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Malaria - ein einziger Mückenstich kann töten
Erreger für die Forschung ernten
Der biologische Name des Malarierregers lautet Plasmodium. Um ihn zu untersuchen, entfernen Forscher infizierten Anopheles-Mücken die Speicheldrüsen und isolieren daraus den Parasiten. Denn im Speichel der Mücke reichert sich die infektiöse Form des Parasiten an - Experten nennen diese Form Sporozoiten. Rechts im Bild ist die Mücke zu sehen, in der Mitte deren entnommene Speicheldrüsen.
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Malaria - ein einziger Mückenstich kann töten
Mücke - Mensch - Mücke
Tatsächlich ist der Mensch nur der Zwischenwirt des Malariaparasiten, Endwirt ist die Mücke. In uns vermehrt sich der Erreger ungeschlechtlich: erst in der Leber, dann in den roten Blutkörperchen. Ein Teil der Parasiten bildet schließlich weibliche und männliche Zellen. Diese werden von einer Mücke aufgenommen und pflanzen sich in ihr geschlechtlich fort. Der Kreis schließt sich.
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Malaria - ein einziger Mückenstich kann töten
Malariaerreger laufen im Kreis
Da die Malariasporozoiten gekrümmt sind, bewegen sie sich im Kreis, wenn Forscher sie wie hier auf ein Stück Glas mit Flüssigkeit aufbringen. Die Parasiten sind gelb eingefärbt, ihre Bewegungsbahn ist blau. Die Erreger sind schnell: Für einen Kreis benötigen sie nur etwa 30 Sekunden. In ihren Wirten werden sie durch Hindernisse von der Kreisbahn abgelenkt und laufen dann auch geradeaus.
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Malaria - ein einziger Mückenstich kann töten
Zwölf Tage zwischen Stich und Krankheitsausbruch
Im Mensch nistet sich der Malariaerreger zunächst für einige Tage in der Leber ein. Währenddessen merkt der Betroffene nichts. Erst wenn der Parasit sich in der Leber zu kleinen traubenförmigen Merozoiten umgewandelt hat, die das Organ verlassen und die Blutkörperchen befallen, fühlt sich der Patient krank.
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Malaria - ein einziger Mückenstich kann töten
Malariaerreger im Blut
Die Parasiten brauchen ein bis drei Tage, um sich in den roten Blutkörperchen zu vermehren. Dann zerfallen die Blutzellen und setzen viele reife Malariaerreger und giftige Substanzen aus dem Stoffwechsel der Parasiten frei. Die Folge: Fieberschübe. Unter dem Mikroskop ist die Krankheit nach Anfärbung leicht zu diagnostizieren: Die lila gefärbten Erreger fallen im Blutabstrich sofort auf.
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Malaria - ein einziger Mückenstich kann töten
Rund um den Äquator
Malaria ist eine typische Tropenkrankheit: Sie tritt dort auf, wo es heiß und feucht ist. Einige Wissenschaftler hatten befürchtet, dass sich die Malaria aufgrund des Klimawandels ausbreiten werde. Neuere Studien kommen zu einem anderen Ergebnis: Tatsächlich nehme ihr Verbreitungsgebiet kontinuierlich ab, da immer mehr Sümpfe trockengelegt würden.
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Malaria - ein einziger Mückenstich kann töten
Moskitonetze = Lebensretter
Das beste Mittel gegen Malaria ist, gar nicht erst von einer Mücke gestochen zu werden. Dabei helfen Repellents - Mückenabwehrmittel zum Eincremen - und natürlich Moskitonetze, deren feine Maschen die Mücken fernhalten. Unter einem Moskitonetz zu schlafen, kann Leben retten!
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Malaria - ein einziger Mückenstich kann töten
Doppelter Schutz
Forscher haben ein Moskitonetz entwickelt, das besonders schützen soll: In die Fasern der Netze ist ein Insektizid eingewebt, welches kontinuierlich frei wird. Der Wirkstoff tötet alle Mücken, die sich auf dem Moskitonetz niederlassen.
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Malaria - ein einziger Mückenstich kann töten
Giftwaffe gegen Malaria
Nimmt die Malariagefahr überhand, greifen Betroffene oft zu harten Mitteln und versprühen massenweise Insektengift, so wie hier im indischen Mumbai. Ein solches Insektizid ist die Substanz DDT - wirkungsvoll gegen Mücken, aber als Teil des "dreckigen Dutzends" schlecht für Gesundheit und Umwelt: Es ist sehr langlebig und reichert sich in der Nahrungskette an.
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Malaria - ein einziger Mückenstich kann töten
Schnelle Diagnose
Malaria-Schnelltests weisen innerhalb von Minuten Malariaerreger in einem Tropfen Blut nach. Hier untersuchen die "Ärzte ohne Grenzen" einen Jungen im afrikanischen Mali. Sein Test ist positiv. Der Junge bekommt Medikamente und ist zwei Tage später wieder gesund. Solche Schnelltests funktionieren allerdings nicht immer zuverlässig.
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Malaria - ein einziger Mückenstich kann töten
Wettlauf gegen die Zeit
Medikamente zerstören den Parasiten im Blut oder verhindern, dass er sich weiter vermehren kann. Allerdings werden die Erreger mit der Zeit resistent gegen den Wirkstoff - einige Medikamente wie Chloroquin wirken in vielen Gegenden schon nicht mehr. Auch Medikamentenfälschungen mit zu wenig Wirkstoff fördern Resistenzen. Einziger Ausweg: neue Arzneien zu entwickeln.
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Malaria - ein einziger Mückenstich kann töten
Gut gebettet gegen die Malaria
Auch mit einem neuen Impfstoff heißt es demnach weiterhin: Sich vor Mückenstichen zu schützen ist das A und O.
Autorin/Autor: Brigitte Osterath