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Neue Zeitschrift zum Thema Umwelt und Menschenrechte in Russland auf dem Markt

24. Juli 2002

- Chefredakteur: Grigorij Pasko, zur Zeit im Gefängnis in Wladiwostok. Im Führungsteam auch Aleksandr Nikitin.

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Moskau, 23.7.2002, REN TV, russ.

In Sankt Petersburg ist die erste Ausgabe einer Zeitschrift erschienen, die Umweltfragen und Menschenrechtsproblemen gewidmet und in dieser Hinsicht einzigartig ist. Die gesamte Leitung der Zeitschrift liegt mit den Machtorganen im Clinch. Es genügt der Hinweis, dass ihr Chefredakteur, der bekannte Journalist Grigorij Pasko, in Wladiwostok in Haft ist.

(Korrespondentenbericht) "Die Redaktion der Zeitschrift hat ihren Sitz in einem Gebäude im Zentrum von Sankt Petersburg. Aus Sicherheitsgründen ist an dem Gebäude kein Schild angebracht. Der Chefredakteur Grigorij Pasko sitzt im Gefängnis, Aleksandr Nikitin wurde der Spionage für schuldig befunden und hat seine Strafe abgesessen, während der stellvertretende Chefredakteur Tereschkin vor Gericht steht.

Die Idee, die Zeitschrift herauszugeben, entstand vor einigen Jahren. Russische Umweltschützer und Menschenrechtler beschlossen, Grigorij Pasko zum Chefredakteur zu ernennen. Das Urteil lautete jedoch auf schuldig und Pasko landete wieder im Gefängnis.

(Frage an den stellvertretenden Chefredakteur Tereschkin) 'Wie treten Sie mit ihm in Kontakt?'

(Tereschkin) 'Wir haben da besondere Tricks, über die ich allerdings nicht reden möchte. Bekanntlich gibt es kein Gefängnis, in dem die Insassen nicht Kontakt nach außen aufnehmen können.'

Die erste Ausgabe der Monatszeitschrift enthält Artikel von Pasko, von Menschenrechtlern, Soldaten, Akademiemitgliedern und Direktoren von Nationalparks. Es sind journalistische Recherchen, Ratschläge von Juristen für in Ungnade gefallene Menschenrechtler, unter anderem wie ein Prozess vor dem Obersten Gericht zu gewinnen ist.

(Aleksandr Nikitin, Mitglied des Redakteursausschusses) 'Ich habe aus eigenen Erfahrungen gelernt. Ich wünsche es keinem, all das zu erleben, was ich erlebt habe.'

Finanziert wird die Zeitschrift aus Mitteln des US-Kongresses. Die Probeauflage von 500 Exemplaren war im Lande schnell vergriffen. Ein Exemplar hat man der Präsidentenadministration zukommen lassen. Dies geschah nicht zufällig. Als Putin Stellvertreter von Sobtschak (Gouverneur von Sankt Petersburg) war, beaufsichtigte er die Verwertung verbrauchter Munition.

(Tereschkin) 'Eine Reaktion darauf hat es noch nicht gegeben. Wir gehen jedoch davon aus, dass sie so aussehen wird, dass man unser Büro versiegeln und behaupten wird, dass wir kein Recht haben, hier zu sein, oder dass wir Zigarettenkippen aus den Fenstern werfen, oder dass wir Lärm machen.'

Die Sankt Petersburger Wohnung ist innerhalb eines Monats zum russischen Zentrum der Umwelt- und Menschenrechtsaktivitäten geworden. Vorsichtshalber haben die Mitarbeiter der Zeitschrift bereits Rechtsanwälte engagiert und starke Türschlösser eingebaut." (TS)