Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte bereits 2019 vor der Ausbreitung der Moskitoart Anopheles stephensi gewarnt. Vor 2011 war die Mücke vor allem in Indien, einigen Ländern Südostasiens und großen Teilen der Arabischen Halbinsel zu finden. Dann aber tauchte sie auch in Dschibuti, Äthiopien, Sri Lanka und dem Sudan auf. Die Art sei sehr anpassungsfähig und könne extrem hohe Temperaturen in der Trockenzeit aushalten, in der die Übertragung von Malaria typischerweise stark sinkt.
Laut einer neuen Studie breitet sich die neue Mücken-Art seit einigen Jahren in Städten am Horn von Afrika aus. Dies könnte zu einem rasanten Anstieg von Malaria in afrikanischen Städten führen. Wissenschaftler aus Äthiopien und den Niederlanden fanden heraus, dass diese Mücke sehr anfällig für die örtlichen Malaria-Arten ist.
Effektiver Malaria-Verbreiter
"Dieser Moskito scheint ein extrem effizienter Verbreiter der zwei Hauptspezies von Malaria zu sein", sagt Ko-Autor Teun Bousema von der Universitätsklinik im niederländischen Nijmegen. Deshalb könnte sich die Tropenkrankheit zunehmend in Städten in Äthiopien und andernorts in Afrika ausbreiten, warnen die Forscher im Fachblatt "Emerging Infectious Diseases".
Der Krankheitserreger wird durch den Stich von Mücken übertragen, die in Wasser brüten, etwa in Pfützen. Allerdings war die Gefahr einer Ansteckung in Städten bislang meistens geringer als auf dem Land, da in Städten die Wohnverhältnisse oftmals besser sind und die Moskitos weniger Brutstätten finden.
Das könnte sich mit Anopheles stephensi ändern, denn diese Art kann sich besonders gut in Behältern mit sauberem Wasser vermehren, heißt es in der Studie. Die Mücken wurden demnach in gut 75 Prozent der untersuchten Wasserquellen in der äthiopischen Stadt Awash Sebat Kilo gefunden.
Corona-Pandemie behindert auch Kampf gegen Malaria
Die Ausbreitung einer weiteren Stechmücke, die Malaria übertragen könne, in Ostafrika, noch dazu in Städten, sei "besorgniserregend", sagte der Vorstandsvorsitzende des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin, Egbert Tannich.
Allerdings gebe es andere Mücken, die Malaria besser übertragen würden. Zudem verwende Anopheles stephensi nicht immer Menschen als Wirt, sondern auch Tiere. Man müsse nun systematisch untersuchen, wie weit die Mücke in Städten Ostafrikas verbreitet ist, betonte Tannich.
Moskitonetze sind vielerorts der einzige Schutz gegen die gefährlichen Steckmücken
Sollten diese Moskitos tatsächlich zu einem Anstieg an Malaria in Städten führen, wären das "sehr schlechte Nachrichten", sagte Benjamin Djoudalbaye, Leiter der Abteilung für Infektionskrankheiten bei der Kommission der Afrikanischen Union (AU). "Es wäre ein großer Rückschlag für unsere Bemühungen, Malaria in den Griff zu bekommen." Die AU, der alle Staaten Afrikas angehören, hat sich zum Ziel gesetzt, Malaria auf dem Kontinent bis 2030 auszurotten.
Der Erstautor der Studie, Fitsum Tadesse vom Armauer Hansen Research Institute in Äthiopien, mahnte, nur schnelles Handeln könne die Ausbreitung der Mücke in andere Städte des Kontinents verhindern. Man müsse gegen die Larven vorgehen und die Verbreitung der Moskitos über große Distanzen, etwa via Flughäfen und Seehäfen, unterbinden. "Sollte das scheitern, wird das Risiko von Malaria in städtischen Gebieten in großen Teilen Afrikas steigen."
af/fs (dpa)
-
Malaria - ein einziger Mückenstich kann töten
Ein Moskito schlägt zu
Das sicher gefährlichste Tier Afrikas ist die etwa sechs Millimeter kleine Anopheles-Mücke: Sie überträgt Malaria. An dieser Infektionskrankheit sterben jährlich rund eine halbe Million Menschen. Malariaerkrankte leiden an hohem wiederkehrendem Fieber, Schüttelfrost und Krämpfen. Vor allem bei kleinen Kindern kann die Krankheit schnell zum Tode führen.
-
Malaria - ein einziger Mückenstich kann töten
Alles beginnt in der Mücke
Sticht die Anopheles-Mücke einen infizierten Menschen, nimmt sie den Malariaerreger auf; beim nächsten Stich gibt sie ihn an einen anderen Menschen weiter. Forscher haben die Erreger hier im Bild mit einem grün leuchtenden Eiweiß markiert. Wie das grüne Leuchten verrät, vermehren sich die Parasiten im Darm der Mücke und sammeln sich schließlich in ihren Speicheldrüsen.
-
Malaria - ein einziger Mückenstich kann töten
Erreger für die Forschung ernten
Der biologische Name des Malarierregers lautet Plasmodium. Um ihn zu untersuchen, entfernen Forscher infizierten Anopheles-Mücken die Speicheldrüsen und isolieren daraus den Parasiten. Denn im Speichel der Mücke reichert sich die infektiöse Form des Parasiten an - Experten nennen diese Form Sporozoiten. Rechts im Bild ist die Mücke zu sehen, in der Mitte deren entnommene Speicheldrüsen.
-
Malaria - ein einziger Mückenstich kann töten
Mücke - Mensch - Mücke
Tatsächlich ist der Mensch nur der Zwischenwirt des Malariaparasiten, Endwirt ist die Mücke. In uns vermehrt sich der Erreger ungeschlechtlich: erst in der Leber, dann in den roten Blutkörperchen. Ein Teil der Parasiten bildet schließlich weibliche und männliche Zellen. Diese werden von einer Mücke aufgenommen und pflanzen sich in ihr geschlechtlich fort. Der Kreis schließt sich.
-
Malaria - ein einziger Mückenstich kann töten
Malariaerreger laufen im Kreis
Da die Malariasporozoiten gekrümmt sind, bewegen sie sich im Kreis, wenn Forscher sie wie hier auf ein Stück Glas mit Flüssigkeit aufbringen. Die Parasiten sind gelb eingefärbt, ihre Bewegungsbahn ist blau. Die Erreger sind schnell: Für einen Kreis benötigen sie nur etwa 30 Sekunden. In ihren Wirten werden sie durch Hindernisse von der Kreisbahn abgelenkt und laufen dann auch geradeaus.
-
Malaria - ein einziger Mückenstich kann töten
Zwölf Tage zwischen Stich und Krankheitsausbruch
Im Mensch nistet sich der Malariaerreger zunächst für einige Tage in der Leber ein. Währenddessen merkt der Betroffene nichts. Erst wenn der Parasit sich in der Leber zu kleinen traubenförmigen Merozoiten umgewandelt hat, die das Organ verlassen und die Blutkörperchen befallen, fühlt sich der Patient krank.
-
Malaria - ein einziger Mückenstich kann töten
Malariaerreger im Blut
Die Parasiten brauchen ein bis drei Tage, um sich in den roten Blutkörperchen zu vermehren. Dann zerfallen die Blutzellen und setzen viele reife Malariaerreger und giftige Substanzen aus dem Stoffwechsel der Parasiten frei. Die Folge: Fieberschübe. Unter dem Mikroskop ist die Krankheit nach Anfärbung leicht zu diagnostizieren: Die lila gefärbten Erreger fallen im Blutabstrich sofort auf.
-
Malaria - ein einziger Mückenstich kann töten
Rund um den Äquator
Malaria ist eine typische Tropenkrankheit: Sie tritt dort auf, wo es heiß und feucht ist. Einige Wissenschaftler hatten befürchtet, dass sich die Malaria aufgrund des Klimawandels ausbreiten werde. Neuere Studien kommen zu einem anderen Ergebnis: Tatsächlich nehme ihr Verbreitungsgebiet kontinuierlich ab, da immer mehr Sümpfe trockengelegt würden.
-
Malaria - ein einziger Mückenstich kann töten
Moskitonetze = Lebensretter
Das beste Mittel gegen Malaria ist, gar nicht erst von einer Mücke gestochen zu werden. Dabei helfen Repellents - Mückenabwehrmittel zum Eincremen - und natürlich Moskitonetze, deren feine Maschen die Mücken fernhalten. Unter einem Moskitonetz zu schlafen, kann Leben retten!
-
Malaria - ein einziger Mückenstich kann töten
Doppelter Schutz
Forscher haben ein Moskitonetz entwickelt, das besonders schützen soll: In die Fasern der Netze ist ein Insektizid eingewebt, welches kontinuierlich frei wird. Der Wirkstoff tötet alle Mücken, die sich auf dem Moskitonetz niederlassen.
-
Malaria - ein einziger Mückenstich kann töten
Giftwaffe gegen Malaria
Nimmt die Malariagefahr überhand, greifen Betroffene oft zu harten Mitteln und versprühen massenweise Insektengift, so wie hier im indischen Mumbai. Ein solches Insektizid ist die Substanz DDT - wirkungsvoll gegen Mücken, aber als Teil des "dreckigen Dutzends" schlecht für Gesundheit und Umwelt: Es ist sehr langlebig und reichert sich in der Nahrungskette an.
-
Malaria - ein einziger Mückenstich kann töten
Schnelle Diagnose
Malaria-Schnelltests weisen innerhalb von Minuten Malariaerreger in einem Tropfen Blut nach. Hier untersuchen die "Ärzte ohne Grenzen" einen Jungen im afrikanischen Mali. Sein Test ist positiv. Der Junge bekommt Medikamente und ist zwei Tage später wieder gesund. Solche Schnelltests funktionieren allerdings nicht immer zuverlässig.
-
Malaria - ein einziger Mückenstich kann töten
Wettlauf gegen die Zeit
Medikamente zerstören den Parasiten im Blut oder verhindern, dass er sich weiter vermehren kann. Allerdings werden die Erreger mit der Zeit resistent gegen den Wirkstoff - einige Medikamente wie Chloroquin wirken in vielen Gegenden schon nicht mehr. Auch Medikamentenfälschungen mit zu wenig Wirkstoff fördern Resistenzen. Einziger Ausweg: neue Arzneien zu entwickeln.
-
Malaria - ein einziger Mückenstich kann töten
Gut gebettet gegen die Malaria
Auch mit einem neuen Impfstoff heißt es demnach weiterhin: Sich vor Mückenstichen zu schützen ist das A und O.
Autorin/Autor: Brigitte Osterath