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Musik

Nach Chaos-Start: Wacken rockt mit 60.000 Metalheads

3. August 2023

Dauerregen und Einlass-Stopp: 85.000 treue Metalheads aus der ganzen Welt wollten in Wacken feiern, geschätzte 25.000 mussten jedoch die Heimreise antreten. Frust für die einen, Metalglück für die anderen.

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Heavy-Metal-Fans laufen in Regencaps und Gummistiefel auf eine vermatschte Wiese.
Tradition im Schlamm: Erstürmung des sogenannten Infields vor den beiden W:O:A HauptbühnenBild: picture alliance/dpa

Mit Verspätung erstürmten die Metalfans den sogenannten Holy Ground, das völlig verschlammte Infield vor den beiden Hauptbühnen. "Wir bedanken uns bei all denen, die wir wegschicken mussten. Euch muss klar sein: Alle, die zu Hause bleiben mussten, ermöglichen hier die Party", erklärte Thomas Jensen, Festival-Mitbegründer, bei der Eröffnung des 32. Wacken Open Air (W:O:A) am Mittwoch (02.08.2023).

Aufgrund des Dauerregens ist das Gelände momentan derart verschlammt, dass die Veranstalter die vertretbare Besucherzahl in letzter Minute von 85.000 auf 60.000 - so Thomas Jensen im DW-Gespräch -  reduzieren mussten. Eine Entscheidung, die zu großem Frust führte. So waren zu diesem Zeitpunkt Tausende von Metalfans bereits Richtung Wacken unterwegs. Wegen des Einlass-Stopps harrten sie stundenlang im Auto aus oder verbrachten die Nacht bei Anwohnern in der Region, die ihre Gärten für die Festivalcamper zur Verfügung stellten - alles in der vergeblichen Hoffnung, doch noch aufs Gelände zu dürfen. 

Traktor zieht einen Transporter durch tiefe Matsch-Furchen.
Ein Platz auf dem Campingplatz war nur mit der Zugkraft eines Traktors zu erreichenBild: Daniel Bockwoldt/dpa/picture alliance

"Zum ersten Mal in der Geschichte des W:O:A ist diese Entscheidung getroffen worden. Wir sind sehr traurig, aber die anhaltend schwierige Wetterlage lässt uns leider keine andere Wahl", hieß es am Eröffnungstag (2.8.23).auf der Internetseite des Heavy-Metal-Festivals. Immerhin: Für all diejenigen, die nicht mehr aufs Festivalgelände gelassen worden, sollen die Ticketgebühren von rund 300 Euro erstattet werden. Wie dieser Einnahmeausfall von Millionenhöhe finanziert wird, ist derzeit nicht bekannt.

Mit dabei: Asche von Lemmy Klimister

Frederike Kopp hat Glück gehabt. Die Festivalbesucherin ist mit Bus und Zug aus Brüssel angereist und gehört zu den 50.000, die es auf den Holy Ground geschafft haben. Natürlich bestens vorbereitet: "Ich habe drei Paar Gummistiefel gekauft", so Kopp gegenüber der DW. "Ganz hohe, die bis zum Knie reichen. Normale Gummistiefel reichen nicht aus, der Matsch läuft oben rein."

Mann mit Weihnachtsmütze und Bier in der Hand zeigt den Wacken-Gruß bei dem Zeigefinger und kleiner Finger aus der Faust abgespreizt sind.
Echte Wacken-Fans lassen sich von keinem Wetter die Laune verderbenBild: Christian Charisius/dpa/picture alliance

Wegen des verspäteten Beginns konnten sechs Bands nicht auftreten. Dazu zählten natürlich nicht die Headliners, die Broilers oder Doro Pesch, die wie geplant auf die Bühne kamen. Metal-Ikone Pesch feierte mit einer zweistündigen Show ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum - und ist sichtlich nicht aus Zucker. Natürlich sei es schon "ganz schön matschig" auf dem Festivalgelände. Aber Schlechtwetter in Wacken sei für sie nichts Neues. "Wir sind das fast gewöhnt", sagte die 59-Jährige.Und noch eine Legende ist in diesem Jahr mit dabei: Nach Veranstalter-Angaben wurde etwas von Lemmy Kilmisters Asche nach Wacken gebracht. Der Frontman der Rockband Motörhead war bereits 2015 verstorben. "Dass Lemmy zurück nach Wacken kommt, ist uns eine große Ehre - wie groß lässt sich kaum in Worte fassen", so Veranstalter Jensen. Dauerhaft soll die Asche in Wacken in einem Schrein ausgestellt werden - gemeinsam mit Lemmys Bass und einem Spielautomaten.

Wacken heißt auch Regen und Matsche

In den sozialen Medien hatten sich am Mittwoch zahlreiche Nutzer enttäuscht gezeigt, nicht mehr eingelassen zu werden. Zumal sie sich die geposteten Bilder von anderen Fans, die es auf das Festivalgelände geschafft hatten, anschauen mussten. "Hört einfach auf irgendwas hochzuladen, wir haben eine Tortur von über 30 Stunden hinter uns, sind heimgefahren“, schreibt ein gefrusteter User.

Dabei gehören Fotos aus Wacken mit Heavy-Metal-Fans in Gummistiefeln oder bei spaßigen Schlammschlachten quasi zum Image des Festivals, das jährlich Ende Juli oder Anfang August stattfindet - und fast immer mit einer ordentliche Portion Regen inklusive. Das letzte große Schlammfest fand 2015 statt, danach sorgte der Einbau einer Drainage für bessere Bedingungen.Doch die hielt diesmal nicht stand, denn es hatte schon Tage und Wochen vor dem Festival zu viel geregnet. 

Schlammschlacht auf dem Festivalgelände

Am 1. August hatten noch einige Anreisende Glück und wurden mit ihren Fahrzeugen mit Hilfe von Traktoren auf das Campinggelände des Festivals gezogen. Bevor die Metal-Bands das Festival eröffnen, steht seit 2000 im Vorprogramm die Wackener Feuerwehr-Kapelle "Wacken Firefighters" mit Brass-Band-Musik auf der Bühne. Wo die Firefighters sonst vom Publikum begeistert gefeiert werden, standen zu dem Zeitpunkt nur wenige Leute, wie DW-Reporterin Silke Wünsch berichtet.

Viele Heavy-Metal-Stars in Wacken

200 Acts sollen an vier Tagen auf den insgesamt neun Bühnen stattfinden. Iron Maiden, Helloween, Megadeth sowie Lord of the Lost und Motörizer sind dabei.

Die Auftrittsbedingungen bleiben schlecht: Auch für die nächsten Tage sind im schleswig-holsteinischen Wacken immer wieder Regen und Gewitter angesagt.

gr/so/woy/suc (mit Agenturen)

Dieser Artikel wurde am 03.08.2023 aktualisiert.