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Mutterkirche weiter ohne Bischöfinnen

20. November 2012

Beim Erzbischof von Canterbury und vielen anderen Mitgliedern der anglikanischen Kirche Englands ist die Enttäuschung groß: Ausgerechnet die Laien verhinderten, dass auch Frauen ins Bischofsamt gelangen können.

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Entäuschung vor allem bei den Frauen in der Anglikaner-Generalsynode in England, aber auch beim scheidenden Erbischof von Canterbury, Rowan Williams (Foto: AP)
Bild: AP

Die Generalsynode der anglikanischen Kirche von England hat die Weihe weiblicher Bischöfe abgelehnt. Unter den 470 Delegierten in London erreichte ein entsprechender Vorschlag der Kirchenführung nicht die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit in allen drei Kammern des Kirchenparlaments. Das Ergebnis fiel ausgesprochen knapp aus, am Ende fehlten sechs Stimmen.

Die Ablehnung wurde nicht durch die Geistlichkeit der Anglikaner, sondern durch die Laienvertreter in der Synode herbeigeführt. "Die Bischöfe waren mit überwältigender Mehrheit dafür, die Geistlichen waren mit großer Mehrheit dafür", sagte Graham Jones, Bischof von Norwich, nach der Abstimmung. "Was fehlte, waren ein paar Stimmen der Laien." Erforderlich wäre der Wahlordnung zufolge eine Zwei-Drittel-Mehrheit in allen drei Kammern der Synode gewesen - also auch in der derjenigen der Laien.

Schon ein Drittel Priesterinnen

Die Frage der Ordination von Frauen im Bischofsamt spaltet die Mutterkirche der anglikanischen Weltgemeinschaft seit Jahren - obwohl mit fast 4000 Priesterinnen bereits jeder dritte Geistliche eine Frau ist. Rund 1000 Anglikaner sind in England unter anderem aus diesem Grund zum Katholizismus übergetreten. In den Schwesterkirchen der anglikanischen Gemeinschaft, etwa in Neuseeland oder den USA, sind Frauen im Bischofsamt hingegen seit Jahren gang und gäbe. Ein neuer Anlauf für das entsprechende Vorhaben in England ist nicht vor 2019 zu erwarten.

Justin Welby, den künftigen Erzbischof von Canterbury, bei der Generalsynode der Anglikanischen Kirche Englands in London (Foto: AP)
Ein schwarzer Tag auch für Justin Welby, den künftigen Erzbischof von CanterburyBild: AP

Die Debatte in London hatte zuletzt zu einer immer weiteren Aufweichung des eigentlichen Vorhabens im Detail geführt. So sah der schließlich vorgelegte Entwurf vor, dass weibliche Bischöfe zunächst einem männlichen Kollegen unterstellt werden sollten. Dies führte dazu, dass Laienvertreter, die eigentlich für Bischöfinnen waren, von einem "Bischofsamt zweiter Klasse" sprachen und den Entwurf gemeinsam mit dem konservativen Lager ablehnten.

Persönliche Niederlage Justin Welbys?

Dagegen hatten sowohl der scheidende Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, als auch sein designierter Nachfolger im höchsten Kirchenamt, Justin Welby, die Vorlage unterstützt. Das Abstimmungsergebnis wurde in London auch als persönliche Niederlage und als möglicher Autoritätsverlust für den 52 Jahre alten Welby gewertet.

Die Kirche von England, deren Oberhaupt offiziell Königin Elizabeth II. ist, ist die größte Glaubensgemeinschaft in Großbritannien. Sie zählt nach eigenen Angaben rund 1,7 Millionen Gottesdienstbesucher im Monat. Etwa 40 Prozent der Engländer bekennen sich zum anglikanischen Glauben.

sti/se (afp, dapd, dpa, epd, kna)